Kurt Schwaen

Karin Santos

Einer der großen deutschen Komponisten der Gegenwart verstarb am 9. Oktober 2007 im Alter von 98 Jahren. Am 21. Juni dieses Jahres wäre er 99 Jahre alt geworden. Kurt Schwaen, der über 60 Jahre in Berlin-Mahlsdorf lebte, wurden zahlreiche Ehrungen und Preise zuteil, darunter in der DDR zweimal der Nationalpreis und der Karl-Marx-Orden, 1999 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Der 1909 in Kattowitz geborene Komponist war Schüler von Fritz Lubrich jun., einem Schüler Max Regers, der ihn in Tonsatz, Klavier und Orgelspiel unterrichtete. Er wuchs in einer musikbewegten Landschaft auf, in der sich schlesische, böhmisch-tschechische und slawische Kulturen und Traditionen gegenseitig befruchteten. Schwaen studierte von 1929 bis 1933 in Breslau und Berlin Musikwissenschaft, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. Das Komponieren erlernte er schon sehr früh autodidaktisch. Das älteste Werk stammt aus dem Jahre 1929. Stilistische Vorbilder waren Béla Bartók, Igor Strawinsky und Paul Hindemith. Der vielseitige und äußerst produktive Komponist schrieb für nahezu alle Instrumentalgruppen und Genres. Sie reichen von den einfachen Liedformen und Chorsätzen bis zu großen Werken des Musiktheaters sowie Bühnen- und Filmmusik. Schwaen, nur zwei Jahre jünger als Astrid Lindgren, schuf herausragende Werke der szenischen Kindermusik und fühlte sich in seinem Schaffen insbesondere der jungen Generation verpflichtet. „Die Gleichgültigkeit eines Erwachsenen berührt mich weniger, aber die Enttäuschung eines Kindes ist schwer zu ertragen“, schrieb er vor vielen Jahren in einer Grußadresse. 1935 wurde der Komponist zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt; nach seiner Freilassung arbeitete er als Pianist sowohl in einem Berliner Studio für künstlerischen Ausdruckstanz als auch mit namhaften Tanzsolistinnen wie Mary Wigman und der 1943 von den Nazis hingerichteten Oda Schottmüller zusammen. Kurt Schwaen leistete einen wichtigen Beitrag zum musikalischen Neubeginn nach dem zweiten Weltkrieg, vor allem setzte er sich für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen ein, half beim Aufbau der Volksmusikhochschulen und war Musikreferent der Deutschen Volksbühne. Wertvolle künstlerische Anregungen gaben ihm die Begegnung mit Bertolt Brecht und dessen ästhetischen Ansichten über das Theater. Für Brecht schrieb er die Musik zu dem Lehrstück „Die Horatier und die Kuratier“. Goethe und Kunert und zuletzt Peter Hacks gehörten ebenfalls zu seinen bevorzugten Dichtern. Mit dem Schriftsteller Günter Kunert schrieb Schwaen die Kantate „König Midas“, die zensierte Hörfunkoper „Fetzers Flucht“ und die Kinderoper „Die Welt im Zimmer“. Auch nach Kunerts Ausreise 1979 in die Bundesrepublik verband die beiden eine innige Freundschaft. Kurt Schwaen vertonte außerdem unzählige Gedichte, u. a. von Goethe, Pablo Neruda, Sarah Kirsch oder Wera und Claus Küchenmeister.

Auch in der Nachwendezeit, als 80-jähriger, war er nicht in seinem Schaffensdrang zu bremsen. Man konnte sich auf ihn verlassen, Termine hat er immer exakt eingehalten, sagen seine Partner. Er arbeitete einfach weiter.

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