Zur Geschichte der Rennbahn Karlshorst

Michael Laschke

Die Rennbahn Karlshorst ist nach dem Vorwerk Karlshorst die älteste Ansiedlung im näheren Umkreis von Karlshorst und für seine Geschichte deshalb besonders prägend. Ihr Entstehen auf rund 300 Morgen Land derer von Treskow geht darauf zurück, dass der Pachtvertrag des Vereins für Hindernisrennen zu Berlin über ein Gelände in Charlottenburg 1893 auslief und der Verein ein eigenes Grundstück erwerben wollte. Das Gelände in Karlshorst hatte sich gegen Bewerber aus Zehlendorf, Kaulsdorf und Tempelhof durchgesetzt. Möglichweise spielte hierbei eine Rolle, dass auf dem in der Nähe gelegenen Vorwerk Carlshorst der Familie von Treskow schon seit 1862 Armee-Jagd-Rennen veranstaltet wurden. Dennoch gab es Zweifel, ob die Wahl richtig gewesen sei. In einer Denkschrift zum Geländekauf hieß es:

„So schön gelegen und geeignet das Gelände an sich ist, so bleibt es doch zweifelhaft, ob der Verein in Rücksicht auf den Besuch nicht besser getan hätte, das Zehlendorfer Terrain zu erwerben, welches im Westen Berlins und ebenso nahe an Potsdam wie an der Hauptstadt gelegen, den Vorzug halte, von beiden Orten auf hübschen Wegen bequem erreicht werden zu können.“

Abgesehen davon, dass die heutzutage häufig anzutreffenden Vorbehalte gegen kulturelle und wirtschaftliche Vorhaben im Osten von Berlin offensichtlich eine eigene Geschichte haben, die einer soziologischen Untersuchung wert wäre, war der neue Standort im Umkreis des alten Vorwerkes zunächst tatsächlich nur auf hübschen, aber keineswegs bequemen Wegen zu erreichen, die aus Richtung Schöneweide bzw. Boxhagen Rummelsburg durch Wald und Heide in das Treskowsche Gelände führten. Erst mit Eröffnung der Rennbahn 1894 erhielt Karlshorst einen Bahnhof der Vorortbahn.

In den 115 Jahren seit ihrem Bestehen ist Vieles über die Geschichte der Rennbahn geschrieben worden. Herausragende Rennereignisse, prominente Besucher, die Namen der erfolgreichsten Herren- und Berufsreiter, ihre Pferde, und später die Traber, wurden immer wieder genannt und sind bis heute bekannt.

Für die Baumeister der Rennbahn trifft das nicht zu. Es schien mir deshalb interessant, sich tiefgründiger mit den Architekten, insbesondere den Gründungsbaumeistern, zu beschäftigen. Als erster Schritt wurden zwei Beiträge der Deutschen Bauzeitung von 1896 analysiert, in denen Vision und Projekt der Rennbahn vorgestellt und als Architekten die Namen Johannes Lange für die Hochbauten, R. Jürgens für die Landschaftsanlagen und Martin Haller für die sporttechnische Gestaltung genannt waren. Über Biographien und Werke der drei Architekten fand sich in den Beiträgen nichts.

Der nächste Schritt, eine Durchsicht der älteren und jüngeren kunsthistorischen und baugeschichtlichen Literatur war bis auf den Namen von Martin Haller als „Hamburger Rathausbaumeister“ ebenfalls erfolglos. Erst eine tiefgründige und sehr zeitaufwendige Recherche in verschiedenen Archiven und im Internet erbrachte Ergebnisse zu Leben und Wirken der Gründungsbaumeister der Rennbahn Karlshorst. Dabei wurden die „Rennbahnbaumeister“ als die Architekten auch anderer, sehr berühmter Bauwerke, zum Beispiel der bedeutendsten Landungsbrücke an der deutschen Ost- und Nordseeküste, der Kaiser-Wilhelm-Brücke in Heringsdorf oder der Villa Blumenthal in Bad Ischl erfassbar. Das waren Bezüge, von denen am Beginn der Recherchen niemand etwas ahnte.

Die Ergebnisse der Arbeit stellten die Geschichtsfreunde Karlshorst und der Pferdesportpark Karlshorst e.V. in einer gemeinsamen Veranstaltung Ende Februar 2008 vor, an der ca. 40 Gäste teilnahmen. In der nachfolgenden Diskussion gab es Hinweise darauf, dass die Karlshorster Rennbahn Mitte der zwanziger Jahre von allen deutschen Rennbahnen am reichsten mit Werken der Bildhauerkunst geschmückt war.

Der Schmidt-Pauli-Obelisk aus dem Jahre 1913 war in einer dieser Publikationen abgebildet. Was im Jahre 2005 auf der Karlshorster Bahn gefunden wurde, ist demnach nur ein kümmerlicher Rest dieses Monuments. Auch auf Quellen, die es ermöglichen werden, den Verlust der ursprünglichen Rennbahnbauten genauer zu datieren, wurde verwiesen.

Das alles wird die weitere Arbeit zur Geschichte der Rennbahn befruchten denn noch gibt es Lücken. So zum Beispiel konnten die Architekten der Eingangsbauwerke aus den Jahren 1911 bis 1913 bisher nicht namhaft gemacht werden. Eine Veröffentlichung der Erkenntnisse aus den Untersuchungen zur Geschichte der Rennbahn und ihren Architekten in der Reihe „Karlshorster Beiträge zu Geschichte und Kultur“ wird angestrebt.

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