Kinder lesen nicht – oder?

Aninka Ebert

Thomas Grün, Mitarbeiter des Medienpoints Schöneberg, hatte vor seinen Kollegen schon Probe gelesen. Ob aber die Viertklässler der Bürgermeister-Herz-Grundschule 45 Minuten still halten, wenn sie Astrid Lindgrens Kalle Blomquist-Abenteuer von ihm hören? Sie konnten, und sie wollten mehr. Mehr Kalle Blomquist, mehr Astrid Lindgren, mehr Thomas Grün. Mit ihm lasen in dieser Schule 14 weitere Boten des geschriebenen Wortes, z.B. der Synchronsprecher des neuen James Bond, Dietmar Wunder oder die Moderatorin von Radio Eins, Cora Knoblauch. Der bundesweite Vorlese-Tag am 23. November 2007, der das möglich gemacht hat, findet jährlich statt und ist eine Initiative der Stiftung Lesen und der Wochenzeitung Die Zeit. Seit 1988 entwickeln sie zahlreiche Projekte, um das Lesen in der Medienkultur zu stärken. Traditionell steht die Stiftung Lesen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. In diesem Jahr engagierten sich bundesweit mehr als 7.000 Vorleserinnen und Vorleser - Prominente, Politiker, Schüler und viele andere. Sie alle wurden in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung namentlich genannt.

Gabi Riemer, Lehrerin an der Bürgermeister-Herz-Grundschule, ist schon lange Kundin im Medienpoint in der Crellestraße. Für ihren vorsichtigen Vorschlag zum Vorlesen am Lesetag in ihrer Schule konnte sich Mitarbeiter Grün sofort begeistern. Schließlich gehört er zu denen, die auch privat der Vorleselust frönen. Als kleine Ergänzung für die große Pause schlug das Team der Schule einen kleinen Bücherstand im Foyer vor.

Mit einem großartigen Ansturm auf das Bücherangebot hatte in Anbetracht der steigenden Nutzungszeiten visueller Medien niemand gerechnet, und so sollten 100 der schönsten vorhandenen Kinderbücher mehr als ausreichend sein. Doch dann versuchten über 200 Kinder die Exemplare zu ergattern, die zunächst noch übersichtlich nach Alter und Thema sortiert waren. „Haben Sie was von Astrid Lindgren?“, „Gibt es auch Gespenstergeschichten?“, „Ist das alles für geschenkt?“, „Haben Sie was mit Bildern?“. Anfänglich konnten noch Fragen beantwortet, Autoren empfohlen, erklärt werden, was der Medienpoint ist. Doch bald wurde im Getümmel und im Sog des Hier-gibt’s-was-Umsonst eher wahllos gegriffen, was noch übrig war. Zum Schluss konnten nur noch die Adressenlisten der Berliner Medienpoints verteilt werden, und selbst die waren knapp.

Während Grün die Viertklässler in Blomquists Abenteuer entführte, wurden unten die leeren Bücherkartons zusammengeräumt. Eher zaghaft betraten die erschöpften Medienpoint-Mitarbeiter den Hof. Denn jetzt hieß es wohl, die Bücher aus den Pfützen des Schulhofes zu fischen. Doch statt dessen waren dort nur ein paar enttäuschte Kinder, die zu spät von der Aktion erfahren hatten. Die anderen strahlten: „Die Bücher, die der Medienpoint verschenkt hat, werden von vielen Kindern wie ein Schatz gehütet“, so Riemer im Rückblick.

Wer noch mehr Kinder glücklich machen will: Die Anmeldefrist für Vorleserinnen und Vorleser zum nächsten Lesetag ist der 15. Oktober 2008 unter www.stiftung-lesen-de.

 

Stephanie Prütting:

Erlebnistage im Medienpoint

Für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 1a, 1b, 2a, und 2b der Blumen - Grundschule in der Andreasstr. in Friedrichshain war jeweils der 05., 07., 13. und 14.12.07 ein aufregender Tag. Sie besuchten den Medienpoint Friedrichshain. Mitarbeiter/innen des Projektes Kunst- und Kulturnetzwerk bereiteten den Schülern einen abwechslungsreichen Tag.

Eigens für diesen Anlass wurde eine Sonderausstellung mit Bildern aus den Kinderbüchern von Karen Bartram u. Andreas Peters (beide Projektmitglieder) im angrenzenden Raum der Fotogalerie gezeigt. Es ging in der Hauptsache, der Jahreszeit entsprechend, um den Schneemann. Dazu wurde aus dem dazugehörigen Buch “August - oder ein Schneemann macht noch keinen Sommer“ vorgelesen. Außerdem stand das Basteln eines Bücherwurmes auf dem Programm. Die Kinder wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und konnten so mit viel Spaß und Fingerfertigkeiten die einzelnen Programmteile im entspannten Rahmen wahrnehmen. Für die notwendigen Stärkungen zwischendurch mit Erfrischungsgetränken, Obst und Plätzchen wurde auch gesorgt. Als Überraschung durfte sich jedes Kind zum Schluss für sich und für die Eltern jeweils Bücher als Weihnachtsgeschenk aussuchen, die dann mit Hilfe der Projektteilnehmer weihnachtlich verpackt wurden.

Am Ende waren sich die großen wie auch die kleinen Teilnehmer darüber einig, dass weitere Verabredungen dieser Art im Medienpoint Friedrichshain folgen müssen.

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