„Geschichte trifft Tagespolitik“

Manuela Held/Ibrahim Fidan

– so titelte die Berliner Zeitung ihren Bericht von der Ausstellungseröffnung „Inhaftiert“ über Schicksale aus dem früheren Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen. Schon der aktuelle Ausstellungsort – das Kriminalgericht Moabit - steht für Tagespolitik, und auch die Ehrengäste, der Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Justiz, Hasso Lieber, und der Präsident des Amtsgerichts Tiergarten, Alois Wosnitzka, schauen auf die Geschichte aus dem Blickwinkel des aktuellen Geschehens. So nimmt es nicht Wunder, wenn der Staatssekretär in seinem Grußwort bemerkt, dass er durchaus Ähnlichkeiten zwischen dem Gefängnis in Hohenschönhausen und der Untersuchungshaftanstalt in Moabit sieht. Dann aber geht er auf Grundsätze ein, die ein Rechtsstaat zu beachten hat, wenn ein Mensch in Haft genommen wird, die Konsequenzen die damit auch für die Arbeitsweise von Richtern und Gerichten bestehen, um sowohl ungerechtfertigte Haft wie auch ungerechtfertigte Freilassung zu verhindern und vergleicht dies mit den Erlebnissen, wie sie die Zeitzeugen aus ihren Erinnerungen an die Zeit im Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen schildern.

Faktenvermittlung ist sicher das eine, Hauptziel der Ausstellung ist es, den Besucher spüren zu lassen, wie Menschen – „Inhaftierte“ – das erlebten, bewerteten und verarbeiteten, was ihnen mit der Haft angetan wurde. Deutlicher als jede Bewertung durch Politiker oder Historiker vermitteln die Bilder der Fotografin Franziska Vu und die Interviews in der Ausstellung das Gefühl der Ohnmacht und des Unverständnisses, sprechen die Zeitzeugen das aus, was sie auch nach so vielen Jahren noch nicht verarbeitet haben, wie sie mit der Erinnerung an das Geschehene und an diejenigen umgehen, die ihnen damals gegenüber standen.

Geschichte trifft Tagespolitik – das kam auch in den Worten von Dr. Gerhard Schewe, dem Vorsitzenden des Kulturrings in Berlin e.V. deutlich zum Ausdruck. Nicht nur die Erinnerung an Geschehenes, an Unrecht ist wichtig. Ziel der Erinnerung muss sein, die Lehren aus der Vergangenheit so zu nutzen, dass auch Unrecht in der Gegenwart vermieden oder aufgedeckt wird, dass wir wachen Auges jetzt und für die Zukunft ähnliches Geschehen verhindern.

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