Lesen für den Weltfrieden / Lesen für eine friedliche Welt

Dagmar Steinborn

Die Friedenslesung am 1. September im Kulturforum Hellersdorf war ein voller Erfolg. Mit solch einer Resonanz hatte niemand gerechnet, als im Frühsommer der Autorenstammtisch „Fensterblick“ des Kulturrings dazu aufrief, Beiträge in Lyrik und Prosa zum Thema „Frieden“ zu senden.

Es gingen mehr als 1350 literarische Beiträge aus 12 Ländern ein. Menschen von 15 bis 83 Jahren beteiligten sich. Ihnen allen gemeinsam ist die tiefe Sehnsucht nach weltweitem Frieden. Sie brachten ihre Ängste vor kriegerischen Auseinandersetzungen zum Ausdruck, schrieben vom selbst erlebten Schrecken des Krieges, von leidvollen Erlebnissen ihrer Familien. Doch auch ihre Träume in einer friedlichen Welt wurden formuliert. Und immer wieder wurde an die Vernunft der Mächtigen appelliert!

Dr. Gerhard Schewe, der Vorstandsvorsitzende des Kulturring in Berlin e.V., ging in seiner Begrüßungsrede auf die Bedeutsamkeit dieser Veranstaltung ein. Er sprach von der Aktualität der Texte Fontanes, in denen der Dichter 1856 über die Grausamkeit des Krieges der Engländer in Afghanistan berichtete. Tief haben sich auch seine eigenen Erlebnisse an den 2. Weltkrieg ins Gedächtnis eingegraben.

Bundestagsviezepräsidentin Petra Pau als Schirmherrin der Friedenslesung übermittelte ein Grußwort. Die Repräsentantin des Deutschen Friedensrates, Bärbel Schindler-Saefkow, war begeistert von der Idee zur Friedenslesung in Hellersdorf. Sichtlich bewegt, appellierte sie an alle Anwesenden, sich weiter so aktiv für den Frieden zu engagieren. Der Kabarettist Dr. Seltsam, selbst aktiv in der Friedensbewegung, führte durch das Programm im Kulturforum. Die anwesenden Autoren stellten ihre Texte vor, alle anderen Gedichte und Geschichten wurden rezitiert. Gesine Lötzsch, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei „Die Linken“ im Deutschen Bundestag, beteiligte sich spontan mit einer Geschichte.

Sehr unterschiedlich gingen die Autorinnen und Autoren an das Thema heran. Ob traurige Erinnerung, kraftvoller Appell oder auch Wut – die Vielfältigkeit der Betrachtungsweise hatte aber eines gemein: Frieden beginnt im eigenen Kopf!

Viel Beifall und die ungeteilte Zustimmung der Anwesenden erhielten alle der häufig sehr emotionalen Beiträge. Die hohe Aktualität der Texte machte so betroffen. Trotz der zeitlichen Ausdehnung der Lesung über vier Stunden, blieben das Interesse, die Aufmerksamkeit und die Spannung durchgehend erhalten. Zwei Schülerinnen der Musikschule LaLaFa umrahmten die Veranstaltung mit klassischer Klaviermusik.

Eine äußerst umfangreiche und schwierige Aufgabe hatte im Vorfeld die Jury zu leisten: Alle 1350 eingesandten Texte mussten aufmerksam gelesen und nach vorgegebene Kriterien bewertet werden. Schließlich sollten am Weltfriedenstag nur herausragende Textbeiträge dem Publikum vorgestellt werden. Das war nicht einfach, denn es waren unzählige sehr gute Beiträge dabei. Die zehnköpfige Jury, bestehend aus den Initiatoren, Autoren und Literaturfreunden, bewältigte gemeinsam diese Herausforderung.

Die blaue Seidenfahne mit der von Picasso für die Friedensbewegung gemalten weißen Taube darauf, die das Podium im Kulturforum, dem Hauptlesungsort, schmückte, hatte der Deutsche Friedensrat für diesen Tag zur Verfügung gestellt. Zeitgleich fanden an weiteren Standorten des Kulturrings in Berlin e.V. Lesungen statt: Im Berliner deutsch-russischen Tschechow-Theater, in der Galerie M und im Studio Bildende Kunst in Lichtenberg.

Unter großem Beifall wurden dann die zehn ausgewählten Autorinnen und Autoren mit Urkunden und Blumen ausgezeichnet. Einen würdigen und zugleich bewegenden Abschluss fand die Friedenslesung mit dem gemeinsamen Singen des Liedes „Sag´mir wo die Blumen sind“, begleitet von Nelly Schulz am Klavier.

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