Ein winziges Stück Brasilien

Ursula Zimmermann

Wir – inzwischen 4 Frauen und 3 Männer, immer noch L’berger, F’hainer und Treptower – hatten uns wieder nur zu gern zum Sommerabschlussfest in der Ernststrasse am 25. August eingefunden. Die reizvollen Länderreisen seit 2005 führten von Indien nach Afrika und dieses Mal nach Brasilien. Wer kann schon von sich behaupten, jedes Jahr einen anderen Kontinent zu besuchen und das ohne Zollkontrolle am Flughafen, Klimaanpassung oder sonstige Reisebeschwerlichkeiten. Sicher ist dieser jeweilige Tages-Kurztrip kein Ersatz, um das Fernweh zu stillen. Soll es auch nicht sein, sondern neugierig machen auf andere Kulturen.

Also auf nach Brasilien – ein winziges Stück hereingeholt in den liebevoll gestalteten Hof-Garten der Ernststrasse.

Schon am Hauseingang leuchteten die Farben der brasilianischen Flagge. Im Hausflur führten uns pflegeleichte Palmen, Stoffbaldachine und hinweisende Bilder zur Festwiese. Mit geschlossenen Augen hätten wir die kulinarischen Angebote finden können. Die aromatischen Düfte von Gewürzen, Früchten und Gebackenem lockten in die gewollte Richtung.

Mh! Caipirinha (Lemmon, Eis, Rum), Feijoada (Schwarze Bohnensuppe mit Fleisch), Sfirra (gebackene Hefeteigtaler mit Hackfleisch, Zwiebeln, Knofi und Salca-Sosse) und …

Wir zählten mit zu den mehr als 70 „Genuss-Süchtigen“, nach delikaten Gaumenfreuden und natürlich nach Musik, Tänzen, Gesang und landestypischen Informationen.

In allem wurden wir verwöhnt. Reno Döring als Leiter der Einrichtung mit seinen „Getreuen“ und Frau Österreich (leitet die Academia Jan Garda) waren bezaubernde Gastgeber.

Wussten Sie eigentlich, dass

- von der brasilianischen Bevölkerung etwa die Hälfte Weisse, 1 Million Japaner, etwa 30 %

Mestizen und 300.000 Indios sind,

- es 150 verschiedene Naturvölker-Sprachen gibt, Tupi Guarani die meist gesprochene Indianersprache in Brasilien ist,

- für Gestaltung von Naturschmuck u. a. die Latexfrucht Seringueira mit verwendet wird,

- der Capuera ein sportlich-akrobatischer Tanz ist, eine Ausdrucksform des beherrschten Körpereinsatzes mit Kraft und Verstand, um dem verbotenen Widerstand gegen Ungerechtigkeit eine „Stimme“ zu geben (jeder kleine Hof in Brasilien hat eine „Academia“, wo ein Meister dahinter steht,

- die unterschiedlichsten Einflüsse aus der Vergangenheit bis heute die Lebensweise bestimmen (Ureinwohner, Sklaverei, Favelas …) von der Musik bis hin zu nationalen Traditionen?

Diese Vielfalt vermittelte uns die Band mit ihrer Musik und ihren Tänzen (Giovanni aus Rio de Janeiro, Bruno, Leo, den beiden entzückenden Tänzerinnen Luziana und Milca sowie den Tänzern Reginaldo und Carlos).

Capuera, Samba, Calypso, Bosanova, Tango, Swing – kraftvoll, rhythmisch und temperamentvoll getanzt und gespielt, erzählten kleine Geschichten aus dem Alltag und natürlich von der Liebe. Sowohl die musikalische Begleitung als auch die gebotenen Stilrichtungen im Programm der Band auf den unterschiedlichsten Instrumenten waren reizvoll und einfach schön.

Krönung war der angedeutete Karnveval, das Jahresereignis in Brasilien, wo alles tanzt, singt, musiziert in farbenprächtigen Kostümen, von deren Stimmung wir Besucher langsam, aber sicher unwiderstehlich angezogen wurden. Es ist bekannt, dass wir etwas länger brauchen, „unserem Affen Zucker zu geben“.

Es war wieder ein wundervolles Erlebnis.

Oh, fast unverzeihlich, den Schmuckstand nicht zu nennen, den eine reizende junge Frau betreute – Brasilienkennerin. Und nicht nur das – Sie gestaltet Schmuck aus Naturmaterial, der den Zauber der Exotic bietet und gleichzeitig anregt, die von ihr sachkundig und begeistert vermittelten Informationen zu Hause zu erweitern.

Und wir wünschen uns, dass das Engagement aller Beteiligten belohnt wird mit der bewährten Unterstützung durch die zuständigen Institutionen für ein neues Kulturabenteuer, auch im nächsten Jahr.

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