Peter Schulz Leonhardt, ein Zeichner aus Leidenschaft und Kalkül

Annemarie Kuhn

Über 50 Gäste, darunter treue Freunde und Anhänger des Künstlers, strömten am 23. Mai zur Ausstellungseröffnung in das Studio Bildende Kunst in Lichtenberg.Für die musikalische Einstimmung mit Werken von Johann Sebastian Bach sorgte Werner Klemm am Cello.

„Zeichnen ist Lebensbeschreibung. Inneres Erleben, Glück und Unglück, Neugierde und Zweifel und ein wachsames Auge lassen mich zu Stift oder Kohle greifen."

Peter Schulz Leonhardt ist ein Zeichner – ein Künstler, dem das zeichnerische Erfassen als Grundlage seiner Arbeit Selbstverständnis und Bedürfnis ist. Eindrücke und Eingebungen sammelt er in der Natur, lässt sich aber ebenso von Literatur und Theater, Geschichte und Kunstgeschichte anregen und beeinflussen. Aus dem unermüdlichen Beobachten und Notieren hat er eine ganz eigene, großzügige Handschrift entwickelt, die seine Bilder und Grafiken unverwechselbar machen. Es gibt von ihm mehrere Themenzyklen zu Gedichten, Theaterstücken, zu Schauspielern und Sängern. In seiner Arbeit konzentriert, minimiert und fragmentiert er aber auch Formen der Natur.

„Bis heute kann ich diese Lust an der Untersuchung und der sich ständig wiederholenden und vertiefenden Beobachtung der sichtbaren Welt nicht leugnen. Die schwarze karge und ‚unbestechliche’ Linie ist Hilfsmittel für das Ordnen und Einordnen der mich umgebenden und mich bedrängenden optischen Vielfalt.“

„Im Garten, unter Bäumen“ ist der Titel einer Serie von sechs Handzeichnungen, schwarz-weiße Arbeiten von großer Klarheit und Stille. Der Titel ist eine Hommage an die Zeichnerin und Graphikerin Christine Perthen, die geschätzte Kollegin und Lehrerin. Perthen motivierte Schulz Leonhardt, bei der oft unterschätzten Arbeit des Zeichners zu bleiben.

Lebhaftige Farbigkeit zeichnet den nachfolgenden Zyklus von Aquarellen und Farbkreidezeichnungen aus, die die Pracht und natürliche Einfachheit von Blumengärten thematisieren.

„Es ist der Mensch in seiner geglückten oder gestörten Einheit von Körperlichkeit und Geist, der mich geradezu in seinen Bann zieht. Wachsam bin ich besonders gegenüber seiner Verletzbarkeit und seinen Irritationen, seinen Versuchen sich zu erklären, sich zu entziehen, sich zu schätzen oder zu verleugnen.“

Im „Fliederblauen Klüngel“ zeichnet Schulz Leonhardt mit kräftig kontrastierenden Farben des Kreidestifts ein Bild des französischen Königshofs kurz vor der Revolution, (s. Foto), angeregt unter anderem von Lion Feuchtwangers Roman „Die Füchse im Weinberg“. Der Tanz auf dem Vulkan trägt immer grelle Farben: Der orange-rote Kopf des Königs steckt im blauen, engen Astronautenkostüm. Darauf aufgesteckt ein Frauengesicht mit gelbgiftig wallendem Haar. Von hinten saust die schwarze Waffe eines Bombers, die Sichel der Guillotine heran. „Klüngel“ – das ist der Hinweis auf skrupellose Machtverflechtungen und zwielichtige Zweckbündnisse, im Zeitalter der Globalisierung aktuell wie eh und je.

Zwölf Zeichnungen widmen sich der erotischen Seite des französischen Rokoko, der ganz intimen Seite dieser Welt kurz vor ihrem Untergang.

Bei der Wahl der Formate und technischen Mittel bleibt Schulz Leonhardt seinen Prinzipien treu – nichts soll genormt sein. Er reißt oder schneidet das Papier, geht mit Linie und Farbe bis an den Rand der Blätter (und imaginär darüber hinaus).

Astrid Volpert, Kunstwissenschaftlerin in Berlin, spricht am 23. Mai nicht einfach eine Laudatio, sondern begeistert die Gäste und erspürt die Besonderheiten des Künstlers. Peter Schulz Leonhardt selbst erleben wir auf der Vernissage bescheiden, umgänglich und herzlich.

Reno Döring, Projektbereichsleiter im Kulturring und Kunstfreund, kennt Schulz Leonhardt seit über 5 Jahren. Er spricht mit Bewunderung und Respekt über den Künstler. „Ich habe Peter Schulz Leonhardt auf verschiedenen Ausstellungen u. a im Atelierhaus Mengerzeile kennen gelernt und war sofort begeistert.“ Döring bewundert vor allem die starke Konzentration, die inhaltliche Bestimmtheit seiner Bilder.

 

Peter Schulz Leonhardt,

geboren 1963 in Prenzlau/Uckermark, hat schon während der Schulzeit bei der Malerin Gabriele Schulz Zeichenunterricht genommen. Von einem Studium an der Universität Greifswald (Kunsterziehung/Deutsch) wechselte er an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo er Malerei und Grafik u. a bei den Professoren Christine Perthen und Dieter Goltzsche studierte und im Jahr 2001 sein Diplom machte. Peter Schulz Leonhardt lebt und arbeitet als Zeichner, Grafiker und Illustrator freiberuflich in Berlin.

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