Der Kulturring zu Gast in Aarhus/Dänemark
Ein Verein zur Förderung von Kunst und Kultur, der mit dem Goethe-Institut des Landes zusammenarbeitet, lud den Schauspieler Frank A. Kunz und mich in die Universitäts-Stadt Aarhus ein, dort eine Leseveranstaltung durchzuführen. Eine überraschende Reaktion auf unsere Aktivitäten im Rahmen unserer Pankower Projektarbeit!Nur zu gern nahmen wir die Einladung an. Wir setzten „Die Gräfin Pappel“ von Peter Hacks auf das Programm. Die Lesung war in Berlin schon mehrfach mit Erfolg veranstaltet worden. Freundlicherweise erteilte der Eulenspiegel-Verlag auch diesmal wieder die Genehmigung dafür.
Aarhus ist mit den mehr als 40 000 Studenten eine der jüngsten Städte Dänemarks und zugleich eine der ältesten, was ihre Geschichte betrifft. Das ist besonders dem historischen Stadtkern der Ostsee-Hafenstadt anzusehen.
Vom Goethe-Institut begleitete uns Frau Rasmussen, vom Förderverein war Frau Birgitte Bjerre während unseres Aufenthaltes dabei. Die Veranstaltung fand in einem Gebäudekomplex auf dem Universitätsgelände statt, das im Grünen liegt und mit seinen gelblichen, lichtdurchfluteten Klinkerbauten ungemein beeindruckt. Auf dem Weg dorthin, noch im Zentrum der Stadt, trafen wir auf einen Demonstrationszug von Schülern, Lehrern und Studenten, die singend und trommelnd gegen die drohende Schließung eines Kreativhauses protestierten. Dieser öffentliche Krach gegen Kulturabbau gefiel uns sehr.
Das Publikum in der Universität, um die fünfzig Gäste an der Zahl, war bunt zusammen gesetzt: Deutschlehrer aus den Gymnasien, Uni-Dozenten, Gäste aus Deutschland und aus Schweden. Meine Zweifel, ob die Geschichte vom Machtanspruch einer gierigen Pflanze, die sich als Monokultur über die gesamte Welt verbreitet und alle Vielfalt und Schönheit auszulöschen droht, verstanden wird, waren bald ausgelöscht. Schmunzeln, Lachen, Stillschweigen – alle Reaktionen kamen erfrischend spontan, auf die Pointe genau und bewiesen, dass alle Nuancen des metaphorischen Textes, des hintergründigen Humors von Peter Hacks die Zuhörer erreichten. Die Art, wie der Schauspieler Frank A. Kunz diese Erzählung lebendig gestaltete, alle Feinheiten des Textes auskostete und elegant servierte, wurde von den Hörern angenommen. Der Funke zwischen ihm und ihnen sprang sofort über. Eine bravouröse Leistung!
Frank A. Kunz wurde mit lang anhaltendem Applaus gedankt. Die anschließenden Gespräche – interessiert und aufgeschlossen von beiden Seiten – waren eine weitere angemessene Belohnung.
Auf dem Weg ins Hotel sahen wir die jungen Aufständischen wieder – bei Lagerfeuer und Trommelklängen vor dem Kreativhaus. Die Stimmung schien jetzt eher fröhlich als aggressiv, eher optimistisch als niedergedrückt. Man hatte von der Möglichkeit, sich zu wehren, gemeinsam Gebrauch gemacht. Und so erlebten wir einen rundum kulturvollen Abend in Aarhus.