Und immer ist der Fotoapparat dabei

Hannelore Sigbjoernsen

Wir lernten uns kennen, als Kerstin Schlopsnies von ihrem Projektleiter beim Kulturverein Prenzlauer Berg e.V., Dr. Martin Albrecht, in die Spur geschickt wurde, um nach einem Schulzoo zu fahnden, den der in den fünfziger Jahren berühmte Afrikaforscher Hans Schomburgk – wir sagen heute – gesponsort haben soll.

Ihre Rechercheergebnisse verblüfften selbst die Gralshüter der Pankower Heimatgeschichte beim Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. Am Ende war sogar der Begründer des Zoos – ein ehemaliger Pankower Biologielehrer – wieder aufgefunden, stand eine Ausstellung, wurde eine Broschüre gedruckt.

Was lag näher, als dass Frau Schlopsnies an weiteren Pankower Themen mitarbeitet. Sie wurde Mitglied im Kulturring, beteiligte sich intensiv an den Forschungen zum Runden Tisch Pankow, an der Gestaltung der Ausstellung und Publikation „Pankower Landschaften“, und sie buddelt, gräbt und surft sich zur Zeit durch die 99jährige Geschichte eines Industriegeländes im Berliner Norden, woraus zum Jubiläum 2007 eine Ausstellung werden soll.

Und immer ist der Fotoapparat dabei! Mit ihren Fotos hat sie sich vor allem im Kulturring einen Namen gemacht. Sie war an der Ideenfindung zum Fotowettbewerb „Nie wieder Krieg“ beteiligt (hat dabei selbst einen Preis gewonnen), hat das „Kunstkreuz“, hat Reinickendorfer Friedhöfe dokumentiert und entdeckt garantiert in und um Pankow immer wieder etwas Neues. Ich kenne Kerstin nur mit der Kamera im Rucksack. Längst scheint es mir an der Zeit, dass ihre Arbeiten öffentlich werden. Nutzvoller für sie als allein erziehende Mutter von drei Kindern wäre es allerdings noch, könnte sie vom Fotografieren leben.

Die Wiege der Foto-Leidenschaft kann der Lehrberuf gewesen sein: Retuscheurin, gelernt bei „Rudi Arndt“. Wer je vor 1990 in Berlin ins Printgewerbe wollte, ging durch dieses Berufsbildungszentrum. Dort war solides Lernen angesagt, die Lehrmeister hielten auf ihre Zunft. Wer sich mit diesem Absender um ein Studium bemühte, hatte gute Chancen im Osten. Frau Schlopsnies studierte im thüringischen Hermsdorf an der Fachschule für Elektrotechnik und Keramik und war bis August 1992 im Pankower Betrieb des zu DDR-Zeiten VEB Elektrokeramik Berlin in der Forschung angestellt. 1993 wurde Maria, die Jüngste, geboren.

1998 nennt Kerstin das Jahr, in dem die Leidenschaft zu fotografieren sie endgültig wieder packte.

Natürlich ist die Kamera, mit der sie heute umgeht, digital. Und was einmal gelernt wurde, „Retuschieren – Optimieren von Photographien“, passiert am PC. Aber bei der rasanten Entwicklung der Fototechnik mitzuhalten, bereitet mit Hartz IV schon Kopfzerbrechen. Die Kamera z.B. konnte nur auf „Stottern“ angeschafft werden.

„Investitionen in die Zukunft“ – als Schlagzeile abgenutzt, als persönliches Credo von Kerstin Schlopsnies unbedingt zu unterstützen und ihr dabei zu helfen – zum Beispiel mit einer Ausstellung ihrer Fotos.

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