Neu im Roten Rathaus: Parlament der Freiwilligen

Astrid Lehmann

Festveranstaltung zur Verleihung der Berliner Freiwilligen-Pässe

Es war schon etwas Besonderes, die Verleihung der Freiwilligen-Pässe. Für diejenigen, die stets bereit sind, sich für etwas zu engagieren, die nicht nach Geld dafür fragen oder auf die Uhr sehen, die in der Regel eben nicht im Rampenlicht stehen, war es sicher eine ganz neue Erfahrung, im Mittelpunkt zu stehen, im wahrsten Sinne des Wortes in die Mitte gestellt zu werden. Bei der Festveranstaltung am Montag, dem 21. August, im Festsaal des Roten Rathauses wurde jeder mit Namen genannt, sollte nach vorne gehen, seine Urkunde in Empfang nehmen und wurde auch mal gebeten, etwas zu seinem Engagement zu sagen. Das war nicht jedermanns Sache.

Wenn auch die Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner in ihrem Grußwort sagte, es sei wichtig, Gutes zu tun und darüber zu reden, so war ganz klar, dass eben diejenigen, die sich ehrenamtlich engagieren, selbst recht wenig darüber reden. Deshalb ging ja die Bitte an Vereine und Einrichtungen, aus ihrer Sicht Vorschläge zu unterbreiten, wer diese Ehrung erhalten sollte.

Im Kulturring mit seinen vielen Mitgliedern wäre so manche Arbeit ohne das Mittun der Freiwilligen nicht denkbar. Es war keine leichte Aufgabe, einige wenige heraus zu heben und für die Teilnahme an der Festveranstaltung vorzuschlagen. So standen an diesem Abend fünf für 500, stellvertretend sozusagen, und doch hatte es jeder einzelne mehr als verdient, für seinen ganz individuellen Beitrag geehrt zu werden.

Festlich gekleidet, ziemlich gespannt und bestimmt auch mit etwas weichen Knien, kamen die „Freiwilligen“ kurz vor 18 Uhr in den Festsaal. Nach einer musikalischen Eröffnung erläuterte André Schmitz, Chef der Senatskanzlei und Beauftragter des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit für das Bürgerschaftliche Engagement, in seinen einführenden Worten die Überlegungen, die zu dieser Form der Anerkennung, der Überreichung von FreiwilligenPässen, führte. Nicht mit Geld sei das aufzuwiegen, was Freiwillige leisten, meist wirken sie im Verborgenen. Der FreiwilligenPass sei ein Dokument, welches das Engagement belege, welches bei Bedarf auch vorgelegt werden kann. Diese Worte griff auch Dr. Eric Schweitzer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin auf, indem er sagte, er könne sich vorstellen, dass bei einer Bewerbung oder einem Vorstellungsgespräch die Vorlage eines FreiwilligenPasses wichtig für die Entscheidung über eine Einstellung sein könnte. Auch innerhalb eines Unternehmens sollte darüber nachgedacht – werden, ob für ehrenamtliches Engagement „Bonuspunkte“ verteilt oder wenn erforderlich – eine Freistellung erfolgen kann.

Die Senatorin Dr. Knake-Werner ging besonders auf die Breite der ehrenamtlichen Beschäftigungsmöglichkeiten ein, die auch bei dieser Veranstaltung sichtbar wurde und wichtig für den sozialen Zusammenhalt und das Wohlbefinden in der Gesellschaft sei.

Unter den 63 Freiwilligen, die an diesem Abend geehrt wurden, waren auch fünf Ehrenamtliche des Kulturrings. Nachdem André Schmitz den Kulturring vorstellte und einige Ausführungen zu den Schwerpunkten seiner Arbeit machte, wurden Stefan Butt, Claudia Herzer, Helga Krause, Dr. Gerhard Schewe und Hartmut Seidler-Zeise aufgerufen. Es ist auch für den Vorsitzenden des Vereins nicht alltäglich, wenn er für jahrelange Vereinsarbeit, viel, viel Lobbyarbeit in verschiedensten Einrichtungen und bei Veranstaltungen in ganz Berlin sowie eine recht aufwändige Arbeit bei der Leitung des Vorstandes öffentlich geehrt wird. Claudia Herzer, die mit ihrer Arbeit an der Spitze der IG Museen und Ausstellungen steht, Helga Krause, die jederzeit zur Stelle ist, wenn das die Arbeiten und Ausstellungen in der Fotogalerie Friedrichshain erfordern, Stefan Butt, der „Herr der Bücher“ beim Medienpoint Pankow und Hartmut Seidler-Zeise, der mit dem Bus des Kulturrings Fahrten für Senioren organisiert – sie alle standen hier im Mittelpunkt, um den sie sonst einen großen Bogen machen. Stefan Butt nutzte die Gelegenheit, um u.a. den Chef der Senatskanzlei über den Medienpoint zu informieren; André Schmitz erwiderte, bei ihm gäbe es Etliches an Büchern zu holen für diesen guten Zweck.

Beim anschließenden kleinen Empfang gab es noch genügend Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen auszutauschen und sich zum Gruppenbild mit der Senatorin zu treffen.

Es war ein ganz besonderer Abend für Leute, die ihre Arbeit nicht als so etwas Besonderes sehen.

Archiv