Kleines Haus mit großer Anziehungskraft

Waltraut Sieg

Das Max-Lingner-Haus in Niederschönhausen

Es übertraf alle unsere Erwartungen. Unter dem Motto „Rasen, Rosen und Rabatten“ hatten wir als Veranstalter zum Tag des offenen Denkmals eine kleine Gartenführung angeboten, die großen Zuspruch fand.

Der Garten zum Max-Lingner-Haus gehört zu der vom Gartenarchitekten Reinhold Lingner und dem Architekten Hans Hopp 1950/51 angelegten Künstlersiedlung namens Erich Weinert, die heute unter Denkmalschutz steht. Der Garten, zu dem Max Lingner eigene Entwürfe geliefert hatte, ist noch in der ursprünglichen Gestaltung erhalten. Die Wünsche des Malers Lingner wurden von seinem Namensvetter weitgehend berücksichtigt, insbesondere bei der Planung des Innenhofes, des Patio. Er bildet einen u-förmigen, an der Südseite des Hauses liegenden Innenhof, der den Wohnbereich auf angenehme Weise erweitern sollte. Die Idee dazu hatte der Künstler Max Lingner aus dem Süden Frankreichs mitgebracht. Um den Patio vom Straßenlärm der Heinrich-Mann-Allee abzuschirmen, wurde seine vierte, offene Seite mit einem Holzspalier versehen, das mit Schilfmatten verkleidet wurde. Das mag damals noch funktioniert haben. Indes hat sich das Verkehrsaufkommen so stark erhöht, dass kaum von Abschirmung, geschweige denn von Ruhe die Rede sein kann, nicht zuletzt wegen der unablässig über Pankow nach Tegel anfliegenden Flugzeuge.

Nicht weniger interessiert waren die Besucher am Leben und Werk des Malers, Pressezeichners und Illustrators Max Lingner, der nach seiner Rückkehr aus Frankreich von 1951 bis 1959, bis zu seinem Tode, hier gelebt und gearbeitet hat. Alle Welt kennt sein Wandbild am Haus der Ministerien, ein Auftragswerk, über das er selbst gar nicht glücklich war. Aber wer kennt den Maler wirklich, seine Kunst in all ihren Facetten? Hier, im Lingnerhaus ist die Möglichkeit zum Kennenlernen gegeben, und die mehr als 400 Besucher konnten sich am Wochenende des 9./10. September davon überzeugen.

Im ehemaligen Wohnhaus Lingners ist sein Werk lebendig. An den Wänden hängen seine Gemälde und Zeichnungen. Zum Tag des offenen Denkmals liegen einige seiner Bücher zur Ansicht bereit, darunter „Der Ziegenhirt“, das „Stundenbuch des Arbeiters“ und die „Banlieu“, Werke, die von seiner Hinwendung zu den einfachen Menschen sprechen. Drucke können käuflich erworben werden. Die Wohnräume, zum großen Teil noch original möbliert, atmen den Geist der damaligen Zeit. Im Archiv, dem ehemaligen Atelier, kann man einen Blick auf unvollendete Werke werfen. Seine durch Internierung und Résistance angeschlagene Gesundheit machte Max Lingner einen Strich durch die Rechnung – er hatte noch so viel vor.

Für unsere Gäste lagen Informationen zur Geschichte von Haus und Garten bereit, ein PC-Bildschirm zeigte in Folge Werke des Künstlers und gab Einblick in sein umfangreiches Schaffen. Ein besonderes Angebot war ein künstlerisch gestalteter Film, in dem Gerry Wolf, einer der beliebtesten Schauspieler und Chansonsänger der DDR, den Zuschauer durch Max Lingners Leben führt. So manchen veranlasste der Film zu der Äußerung, einen ganz neuen Blick auf Leben und Werk des Künstlers gewonnen zu haben.

Übrigens ist die Namensgleichheit des Architekten und des Künstlers rein zufällig. Wenngleich die Besucher jedesmal beinahe enttäuscht sind, so können wir ihnen doch keine andere Auskunft geben.

Sollte dieser Beitrag Ihr Interesse geweckt haben, wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiter des Max-Lingner-Archivs. Kleineren Gruppen, bis zu 15 Personen, steht einem Besuch in unserem Haus nichts entgegen.

Archiv im Lingner-Haus

Straße 201, Nr.2 in 13156 Berlin-Pankow

Fon/Fax: 030 / 4864702

e-mail: info@max-lingner-archiv.de

Website (im Aufbau):

max-lingner-archiv.de

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