Fotografien aus drei Jahrzehnten

Gudrun Fietz

Die Fotogalerie Friedrichshain trumpft wieder einmal mit einer Ausstellung auf, die so recht nach dem Geschmack der traditionsbewussten Berliner und seiner Gäste ist. Sebastian Langkorn zeigt zum einen Berlinbilder aus drei Jahrzehnten und zum anderen seine ganze fotografische Kunst in dem Fotografiezyklus vom Werden des Menschen – von der Geburt bis zum Greisenalter – in ausgewählten Lebenssituationen.

Sebastian Langkorn (59) ist in Berliner geboren, im Bezirk Friedrichshain aufgewachsen und hat seine Heimatstadt nie verlassen. Die Erzählungen der Eltern und das Leben im noch ungeteilten Berlin prägten in ihm das Lebensgefühl eines Großstädters, eine Vorstellung, die schon damals nur noch dem Bild der Vergangenheit von „Groß-Berlin“ entsprach. Seit dem Kindesalter gehörten regelmäßige Kinobesuche in Ost- und West-Berlin beinahe zum Langkornschen Alltag. Der jugendliche Sebastian lebte in der trügerischen Gewissheit, dass „sein“ Berlin wieder einmal entstehen würde. Dies ließ ihn über die politischen Verhältnisse hinwegsehen und das Schicksal der Teilung hinnehmen, denn seinen Eltern kam ein Wohnungswechsel nach Berlin/West nicht in den Sinn, war ein Mauerbau doch unvorstellbar.

Zum Film hatte Sebastian Langkorn eigentlich schon immer eine Beziehung. Als Zwölfjähriger bekam er von seinem älteren Bruder einen Foto- und einen Vergrößerungsapparat geschenkt. Das Wunder des langsamen Entstehens eines Papierbildes im Entwickler faszinierte ihn. Seitdem ist er diesem Medium verfallen. Neben der Lehre als Elektro-Mechaniker, dem Abitur und der späteren Tätigkeit als Diplom-Filmkameramann blieb er der Fotografie immer treu.

In dieser Ausstellung sind eine Auswahl von Bildern zu sehen, die zwischen Mauerbau und Mauerfall entstanden sind. Gezeigt werden u.a. Berlinbilder, die eine subjektive Sicht auf die „abgetrennte“ Heimat geben.

Den zweiten Schwerpunkt seiner Arbeit setzt Langkorn in der Ausstellung dem Werden des Menschen. Abgebildet sind Situationen und Handlungen, die etwas über die Lebensumstände und die Entstehungszeiten aussagen und dennoch verallgemeinerbar sind. Einige Ablichtungen implizieren eine Art unsichtbare zweite Ebene, deren Aura sich der aufmerksame Betrachter nicht entziehen kann.

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. April 2006 in der Fotogalerie Friedrichshain, Helsingforser Platz 1, in 10243 Berlin zu sehen. Ein Besuch lohnt sich!

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