Herzenswärme aus Sibirien

Irina Haas

Im Winter schmiedet man gerne Urlaubspläne. Besonders bei so einer „sibirischen Kälte“, die es laut Statistik zuletzt vor 64 Jahren in Deutschland gab. Darüber können die waschechten Sibirier nur lachen: am Kältepol dort wurden schon oft Temperaturen von - 62 Grad registriert. Aus dem eiskalten Sibirien kommt Erdgas nach Deutschland und erwärmt die Menschen hier.

Ist Sibirien eigentlich eine Reise wert? Diese Frage wurde mit Erfolg am 12.02.2006 während des „Sibirientags“ im Kulturforum Hellersdorf beantwortet. Man konnte Vieles vom Land und seiner Kultur erfahren. Das Programm wurde abwechslungsreich und vielfältig gestaltet. Eine Infoausstellung berichtete neben vielem Anderen auch über die Transsibirische Eisenbahn, die auf der längsten Strecke der Welt von 9.288 km zwei Kontinente verbindet: Europa (1.777 km) und Asien (7.512 km). Acht Tage und sieben Nächte dauert diese Fahrt, das heißt, man überquert sieben Zeitzonen und erlebt unvergessliche Landschaften auf 10.000 km² Fläche, ein Land der Superlative.

Der Baikal-See ist ein einzigartiges Naturwunder. Es klingt fast unwahrscheinlich: ein See, der mehr Wasser hat als die Ostsee und zugleich noch eine Insel ist. Über 250 Jahre erforscht man den Baikal wie keinen anderen See der Erde, aber er bleibt geheimnisvoll und faszinierend. Auf 207 km verläuft die Transsibirische Eisenbahn entlang dem Baikalsee und bringt die Fahrgäste in die kleine autonome Republik Burjatien, wo man buddhistische Tempel besichtigen kann. Schon wieder ein Grund zum Reisen nach Sibirien!

Das zahlreich erschienene Publikum des Hellersdorfer Kulturforums konnte sich an diesem Tag von der Herzenswärme sibirischer Künstler überzeugen. Auf dem Programm standen klassische Werke von P. Tschaikowski und A. Aljabjew präsentiert durch den Pianisten Harry Wittermann und den Trompeter Sergej Kukshausen. Das Familienquartett Steinbrecher begeisterte mit Folklore aus Sibirien. Sehr beliebt und bekannt in Berlin ist Alexander Steinbrecher, der in einem Soloauftritt seiner Heimatstadt Tomsk eine romantisches Liebeserklärung machte. Wir erfuhren, dass die alte sibirische Stadt eine reiche Geschichte hat, liebevoll „sibirisches Athen“ oder „Paris des Nordens“ genannt wird. Die wunderbare Stimme wurde mit einer interessanten Videoumrahmung begleitet. Es folgte eine poetische Komposition von Heinrich Stoppel und lyrische Videonovellen über die Stadt Tomsk.

Kleine Kinder aus dem Ensemble des Kulturrings „T & T“ (was Theater und Tanz bedeutet) unter der Leitung von Elena Stoll (sie stammt auch aus Sibirien) und die Tanzgruppe „Prima“ aus Pankow rissen das Publikum mit. Das temperamentvolle Duo Sergej und Viktoria Balitzki, die Sängerin Soja Juretechko bewiesen, dass Sibirien weltoffen für verschiedene Kulturen ist und bleibt.

Zum Mittagessen wurden berühmte sibirische Pelmenis (traditionelle Teigwaren mit Fleischfüllung) und Pfannkuchen mit Kaviar angeboten.

Zwischendurch konnte man auch eine Ausstellung mit Kunstwerken aus Birkenrinde bewundern. Alle wissen, was die Rinde vom Baum ist. Aber nur wenige kannten die fabelhaften Eigenschaften der Birkenrinde, aus der man bemerkenswerte Utensilien anfertigen kann.

Während des Sibirientages kamen auch die Kinder nicht zu kurz. Für sie wurde eine Bastelstube mit Origami und Mandalas eingerichtet. Dann erlebten sie eine Märchenstunde mit Madame Knöpfchen (alias Frau Rehak), die in Marzahn – Hellersdorf einen Namen hat. Der lange Tag wurde mit einer Disco abgeschlossen. Erstaunlich, wie viele mitmachten. Man hat neue Bekanntschaften geschlossen, viel Neues erfahren und das abwechslungsreiche Programm genossen.

Wollen wir nicht noch mal die Reise nach Sibirien wiederholen? Man kann doch so schön an einem frostigen Wintertag über den Urlaub im weiten Land im Schnee träumen ...

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