Seniorenfreizeit Friedrichshain – Kreuzberg

Michael Wahlig

Dass Aktivität im Alter die beste Basis für Gesundheit darstellt, scheint sich herumgesprochen zu haben. Für Förderung, Erhalt und Ausbau von körperlichen und geistigen Fähigkeiten ist „Kultur“ deshalb die erste Wahl. Doch dabei bedarf es zunächst der geeigneten Angebote, wie mitunter auch der Unterstützung bei ihrer Wahrnehmung. Beides sollte deshalb für Senioren ohne besondere Mühen zugänglich sein.

„Seniorenfreizeit“ heißt ein Projekt, das der Kulturring seit Mitte September in Friedrichshain und Kreuzberg durchführt.

Arbeitsschwerpunkt der 25 Projekt-Mitarbeiter ist die Unterstützung von Seniorinnen und Senioren in den Heimen der beiden Bezirke. Dabei arbeiten sie oft auf den Stationen mit oder unterstützen ganz gezielt eine kleine Gruppe von Senioren in einem Haus. Das heißt im Wesentlichen gemeinsame Spiele, basteln, malen oder vorlesen und gemeinsame Gespräche, aber auch Hilfe bei der Mobilität. Das Arbeitsfeld ist für viele neu und ungewohnt, und die Aufgabe erfordert Engagement und Verantwortungsbewusstsein. Alle Mitarbeiter erhalten deshalb regelmäßig Qualifizierungen und werden von den Mitarbeitern des Kulturrings beraten.

Daneben gibt es im Projekt noch weitere mobile Teams, die kulturelle Aktivitäten für Senioren anbieten.

Da wäre der „Bücherdienst“, der Büchertische in Heimen und Freizeitstätten aufstellt. Dort wird eine Auswahl von Büchern, aber auch anderen Medien, zum kostenlosen Ausleihen bereitgestellt. Dabei wird auf die Bestände der sozialen Bücherläden des Kulturrings in Pankow und Spandau zurückgegriffen. Diese verfügen über ein breites Angebot an Medien aus Bücherspenden. Das Angebot umfasst nicht nur Unterhaltungsliteratur sondern auch Sachbücher und in geringerem Umfang auch Bildbände. Regelmäßig werden die Medien ausgetauscht, so dass immer ein interessantes Angebot auf den Büchertischen zu finden ist. Den Transport der Bücher übernimmt der Fahrdienst des Kulturrings.

Mit dem Bücherdienst arbeitet auch das Projekt „Vorlesen im kleinen Kreis“ zusammen. Dieses ist als kleine Veranstaltungsreihe für Seniorencafés, Wohngruppen oder Freizeiteinrichtungen gedacht. Dabei ist es das Ziel, nicht allein Texte zu präsentieren, sondern auch das Gespräch und den Erfahrungsaustausch der ZuhöherInnen anzuregen und zu begleiten. Zur Zeit werden Texte und Bilder aber auch Biographisches von und über Heinrich Zille angeboten. Die Reihe wird mit weiteren berühmten Berlinern fortgesetzt. Dass Persönlichkeiten und Situationen in der Nähe der ZuhörerInnen liegen, ist durchaus beabsichtigt.

Der „Schreib-Service“ wiederum bietet Senioren Unterstützung und Hilfe beim Verfassen von Briefen und beim Schreiben. Dabei wird ihnen auch das Tippen abgenommen. Selbstverständlich handelt es sich hierbei aber nicht um eine Rechtsberatung. Das Angebot richtet sich an die Freizeitstätten. Der Schreib Service, der regelmäßig Termine vor Ort anbietet, nimmt Schreibaufträge an. 3-4 Tage später kann der Auftraggeber den fertigen Brief wieder mitnehmen und absenden. Beim Schreiben wird der Datenschutz sorgfältig beachtet, und anschließend werden die Daten sicher entsorgt.

Zwei weitere Teams arbeiten im Wrangelkiez bzw. in Kreuzberg. Ihre Aufgabe ist es, Kontakte zu allein lebenden Senioren aufzunehmen und sie vor allem bei der Wahrnehmung kultureller Angebote zu unterstützen.

Dabei wird davon ausgegangen, dass die Senioren nicht pflegebedürftig sind und lediglich gelegentlich Unterstützung benötigen, um am kulturellen Leben oder seniorengerechten Angeboten in der näheren Umgebung teilnehmen zu können (z.B. Hilfe bei der Mobilität oder Begleitung zu Veranstaltungen). Dazu können auch einmal einzelne Dienstleistungen wie z.B. Einkaufen oder die Übernahme von Wegen übernommen werden.

Ziel ist es zudem, die Senioren mit altersspezifischen Angeboten in der Umgebung vertraut zu machen und sie zu Unternehmungen und der Aufnahme von Kontakten anzuregen. Gelegenheit dazu besteht z.B. bei den Seniorenfahrten des Kulturrings, z.B. zum Reichstag oder ins Umland.

Die Mitarbeiter arbeiten auf der finanziellen Grundlage von MAE-Stellen und erhalten zusätzlich zu ihrem Arbeitslosengeld II 1,50 € für jede geleistete Arbeitsstunde. Das befristete Projekt läuft bis Mitte Juni und soll – so hoffen alle Beteiligten – weitergeführt werden.

Archiv