Für ein kulturvolles Miteinander in der Hauptstadt

Tinija Heinlein-Müller

Bilanz und Ausblick auf der Kulturring-Mitgliederversammlung

Totgesagte leben länger. Dieses geflügelte Wort mag auch für den Kulturbund zutreffen, dem insbesondere in Nachwendezeiten Mancher keine Chance gegeben hätte. Im nunmehr 60. Jahr des Kulturbundes ist der Kulturring in Berlin e. V. als Berliner Landesverband quicklebendig. Ideell und finanziell auf sicheren Füßen stehend, bietet er anspruchsvolle und vielfältige Kultur zum kleinen Preis, inzwischen hauptstadtweit. Das ist kurzgefasst die Botschaft, die die Mitglieder und Gäste aus der Jahreshauptversammlung am 30. November 2005 mit nach Hause nehmen konnten.

Dass das nicht gerade einfach oder gar „billig“ zu machen ist, belegten recht anschaulich der Vorstandsvorsitzende Dr. Gerhard Schewe in seinem Rechenschaftsbericht über das vergangene Jahr wie auch Geschäftsführer Ingo Knechtel mit seinen Ausführungen zur Finanzierung des Vereins. Die beachtlichen Leistungen des Kulturring in Berlin e.V. seien nur zu schultern gewesen durch das Engagement und die Ideen der 710 Mitglieder und 10 Mitgliedsvereine gemeinsam mit den zahllosen Ehrenamtlichen, dem knappen Dutzend Angestellten und den inzwischen etwa 400 Kräften vom zweiten Arbeitsmarkt. So konnte der Kulturring in Berlin e.V. seine Rolle als anerkannter Beschäftigungsträger und geachteter Partner bei der Arbeitsförderung weiter ausbauen und Fördergelder der Berliner Arbeitsagenturen und Jobcenter, des Senats, der Bezirke wie auch der EU sinnvoll einsetzen.

Die lange Liste vorzeigbarer Ergebnisse spiegelte sich auch in vielen Beiträgen der Kultur News im abgelaufenen Jahr wider. Dazu zählten die Projektwoche Afrika in Zusammenarbeit mit den Botschaften von Burundi und Burkina Faso, das Kasachische Neujahrsfest „Nauris“, verschiedene Helle Salons, der 20. Jahrestag der Fotogalerie am Helsingforser Platz, die Fotoausstellung des ColorClub in Paris, das Sommerfest Indien und vieles mehr. Auffallend sei, so Dr. Schewe, dass nicht nur die Themenvielfalt der Veranstaltungen gewachsen sei, sondern auch deren Internationalität. Hinzu komme, dass die Einrichtungen ihr Angebot ausgedehnt hätten, um eine größere Zahl Kulturinteressierter zu erreichen. Das Studio Bildende Kunst, bisher spezialisiert auf Grafikausstellungen, biete nunmehr auch Lesungen und Musik, das Kulturforum Hellersdorf auch Veranstaltungen für die Kleinsten am Rande der Stadt. Auch flächenmäßig sei das Angebot und die Präsenz des Kulturring in Berlin e.V. gewachsen. Spandau, Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg seien nun keine weißen Flecke für den Verein mehr.

Gefestigt werden konnten auch Kooperationsbeziehungen wie beispielsweise mit dem Quartiersmanagement in Marzahn-NordWest, dem Museumsverbund Pankow, der Bundesakademie für Sicherheitspolitik sowie vielen Partnervereinen in der freien Kunst- und Kulturszene.

Erfreulich auch, dass das vielfältige Engagement des Kulturring in Berlin e.V. ein stärkeres Medieninteresse hervorgerufen habe. Neben der traditionell guten Zusammenarbeit mit den Bezirksblättern werde man nunmehr auch in den großen Tageszeitungen der Hauptstadt und auch im Fernsehen und Rundfunk wahr genommen – wie nicht nur die Ausstellung „Zaunwelten“ im Museum für Kommunikation beweise.

Die Entwicklung im zurückliegenden Jahr habe viel Beachtenswertes hinterlassen, so Dr. Schewe. Er freue sich, dass der Platz des Vereins in der Kulturlandschaft der Hauptstadt kontinuierlich weiter entwickelt worden sei. Dies sei eine gute Basis für kommende Herausforderungen. Auch finanziell sei der Verein gefestigt, bestätigte Ingo Knechtel in seinem Bericht. Das Spendenaufkommen sei gestiegen – durch zahllose Kleinspender, aber auch durch die Initiative zur Rettung des nikaraguanischen Wandbildes in Lichtenberg, die beim Verein angesiedelt ist.

Hauptthemen in der sich anschließenden Diskussion waren neben der Entwicklung der Kostenstruktur vor allem die Beschäftigten mit Mehraufwandsentschädigung (sogenannte Ein-Euro-Jobber). Der Kulturring in Berlin e.V. trage beim qualifizierten Einsatz dieser Kräfte eine hohe Verantwortung. Die Geschäftsführung achte sehr darauf, dass mit den Maßnahmen die Potenzen der Arbeitskräfte erhalten, durch Weiterbildung im vereinseigenen Bildungswerk und bei anderen Trägern entwickelt und die Beschäftigtenstellen nicht etwa zum Arbeitsplatzabbau missbraucht würden. Im Ergebnis der Diskussion wurde festgestellt, dass die überwiegende Zahl dieser Mitarbeiter hoch motiviert sei und mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Gemeinschaft leistet.

Aus Anlass der Jahreshauptversammlung wurden verdienstvolle Mitglieder geehrt:

Dr. Carola Gerlach für ihre Arbeit in der AG Rosa Winkel, Erika Krausnick für ihre künstlerische Arbeit mit Senioren und Helga Stolzenburg für ihr langjähriges Wirken im Kulturbund Treptow. Die Kultur News werden künftig engagierte Mitarbeiter und Mitglieder porträtieren und ihren Einsatz auf diese Weise würdigen.

Last, but not least war turnusgemäß für die nächsten zwei Jahre ein neuer Vorstand zu wählen. Wie erwartet wurde Dr. Gerhard Schewe einstimmig im Amt des Vorstandsvorsitzenden bestätigt ebenso wie Dr. Beate Reisch als Stellvertreterin und Siegfried Lewerenz als weiteres Vorstandsmitglied. Neu hinzugekommen sind Regine Ensikat-Röder sowie Ylva Queisser.

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