Gedenktafel für Carola Neher

Dr. Gerhard Schewe

Wer öfter mal aus seinem Kiez herauskommt, wird sie hier und da schon entdeckt haben: jene Porzellantafeln, die in kobaltblauer Schrift an Personen oder auch Institutionen erinnern, die das Bild und den Ruf der preußisch-deutschen Hauptstadt mit geprägt haben und in deren historischem Gedächtnis aufbewahrt bleiben sollen. Politiker gehören dazu, Widerstandskämpfer, Wissenschaftler, Ärzte, Unternehmer und immer wieder namhafte Vertreter der Kultur: Schriftsteller, Musiker, bildende Künstler, Theaterleute..... Selbst der als „Hauptmann von Köpenick“ berühmt gewordene Schuster Wilhelm Voigt hat eine solche Ehrung erhalten.
Als vorerst letzte in dieser langen Liste wurde am 7. Dezember vergangenen Jahres eine Gedenktafel für die Schauspielerin Carola Neher enthüllt, am Charlottenburger Fürstenplatz Nr. 2, wo sie bis zu ihrer Emigration 1933 gewohnt hatte. Der Text verweist auf ihre Rolle als Polly in Brechts „Dreigroschenoper“ und ihren Tod 1942 im Gulag. Das waren auch die inhaltlichen Eckpunkte der Laudatio, die von Professor Erdmut Wizisla, Leiter des Brecht-Archivs an der Akademie der Künste, vorgetragen wurde. Auf den feierlichen Augenblick der eigentlichen Enthüllung mussten die anwesenden Gäste allerdings verzichten; das hatte ein Windstoß schon vorzeitig und fast unbemerkt erledigt.

Wie es der Zufall so wollte: Es ist noch kein Jahr her, seit ich in meinem Artikel „Wenn ein Straßenschild erzählen könnte“ (Kultur News 4/2017) beklagt hatte, dass es nirgendwo in Deutschland einen öffentlichen Ort des Gedenkens an Carola Neher gibt. Jetzt gibt es ihn plötzlich; die Forderung an die Erinnerungskultur hatte gleichsam in der Luft gelegen, wie sich auch aus Veranstaltungen und Publikationen der letzten zwei, drei Jahr ablesen lässt, und ist nun erfüllt worden.

Dank und Anerkennung all denen, die die Initiative hierfür ergriffen bzw. unterstützt haben: dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V., der Historischen Kommission in Berlin e.V., dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, der Senatskulturverwaltung.....

Zu überlegen wäre, ob sich der Kulturring in Berlin e.V. nicht auch selber aktiv an dem Gedenktafel-Programm beteiligen sollte, beispielsweise mit dem Vorschlag, den berlinweit und auch international bekannten Stahlkünstler Fritz Kühn in die künftige Projektplanung aufzunehmen.

Archiv