Glaubenswelten, die Stephanus-Stiftung und die Fotogalerie Friedrichshain

Ingrid Landmesser

Seit 1985 gibt es diese Fotogalerie: zur Zeit ihrer Gründung war sie die einzige im Osten Berlins und der DDR. Ihre Tradition setzt der Kulturring in Berlin erfolgreich fort. Die Einrichtung ist rollstuhlgerecht und barrierefrei, deshalb war es auch möglich, 2014 mit Bewohnern und Ehrenamtlern die Ausstellung „Harald Hauswald, Querbeet zum 60.“ zu besuchen.

Durch den Fotografen Harald Hauswald besteht schon seit DDR-Zeiten eine Verbindung zur Stephanus-Stiftung in Weißensee. In einem Interview zu seiner Jubiläumsausstellung erzählte er mir 2014, dass er von 1982 bis September 1989 für die Stiftung gearbeitet habe. Diese Arbeit bot ihm Schutz und sicherte ihm einen Teil seines Lebensunterhaltes. Eine Begegnung mit Ernesto Cardenal ist ihm besonders in Erinnerung.
Zu Zeiten, in denen wir mit unterschiedlichen Facetten großer Weltreligionen konfrontiert sind, stößt eine Ausstellung „Glaubenswelten“, wie sie die Fotogalerie zum Jahresauftakt zeigte, auf großes Interesse. Am 25. Januar machten sich dann auch Bewohner, Mitarbeiter und Ehrenamtler der Stephanus-Stiftung mit der Straßenbahn M10 auf den Weg.

Galerieleiter Felix Hawran hatte sich Zeit genommen. Er wies noch einmal auf die Beziehung der Fotogalerie zur Stephanus-Stiftung hin, da Harald Hauswald auch heute im Beirat der Galerie aktiv ist. Dörte Maungue erklärte, dass Religion und Unterschiedlichkeit unter den Mitarbeitern und natürlich den Menschen, die im St. Elisabeth-Stift der Stiftung in Prenzlauer Berg leben, eine Rolle spielt und so eine Ausstellung eine gute Möglichkeit ist, ins Gespräch zu kommen. Spannend verknüpfte Felix Hawran persönliche Begeisterung mit Informationen.

Seine Bilderläuterungen zur dokumentarischen Serie aus sieben Hochsicherheitsgefängnissen der USA von Serge J. F. Levy waren nicht nur inhaltliche, assoziative Bilderläuterungen, sondern er wies auch auf die grafischen Elemente hin, die der Fotograf bewusst in Szene gesetzt hatte. Da etliche Bilder ohne Titel waren, philosophierte Frau Jeschke, Bewohnerin der „Mittagssonne“, über die Schwierigkeit, das Thema in einem Satz zu benennen. Die Fotografin Ana Bothe hatte in üppigen Selbstportraits die sieben Todsünden und die griechische Götterwelt dargestellt. Hier kannte sich der Schüler Martin Stillmark, der Frau Jeschke begleitete, aus. Der Galerieleiter informierte bei der Gelegenheit auch darüber, dass im Frühjahr und Sommer die Wände der Fotogalerie den Schülern gehören, weil Schulen, die etwas mit Fotografie machen, dazu eingeladen sind. Frau Langenberg aus der „Jungen Pflege“ hatte es das Portrait einer jungen Muslima angetan, weil man das Gesicht betrachten kann, ohne aufdringlich zu sein, einmal nachspüren kann, was das für ein Mensch ist. Überhaupt gab es genug Zeit und Ruhe zum Gedankenaustausch untereinander. Die Fotografin Carla Pohl zeigte Einblicke in christliche, jüdische und muslimische Glaubenswelten in Berlin.
Jana Ritchie begleitete eine junge Muslima in ihrem ganz privaten Glauben. Auch filmisch wurde einiges vom Besuch in der Fotogalerie festgehalten, weil es ein spannendes Thema ist, Religiosität und Glauben.
Die Autorin engagiert sich als Kulturring-Mitglied ehrenamtlich im St. Elisabeth-Stift der Stefanus-Stiftung.

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