Arbeit für alle

Ingo Knechtel

– das ist wohl das richtige Motto für den Monat Mai, der ja mit dem „Tag der Arbeit“ für alle beginnt. Sicher ist das nach wie vor auch ein Kampf- und Feiertag. Denn für eine gerechte Teilhabe an der Arbeitswelt ist für viele nach wie vor Kampf angesagt. Grund zum Feiern gibt es angesichts der vielen Ungerechtigkeiten, der häufig gar nicht einladenden Arbeitsbedingungen, der reichlich anzutreffenden prekären Arbeitsverhältnisse auch nicht für viele. Aber gerade in der Maifeier liegt neben Wut, Zorn und Protest auch viel Kraft. Denn der Erste Mai ist ein Feiertag, eine Errungenschaft, die zeigt, wie wertvoll Arbeit ist. Vielleicht wird dies im Alltag nicht immer allen bewusst. Eng damit verbunden ist die Frage, wofür schuftet der einzelne? Oder für wen? Arbeiten um zu (über-)leben? Arbeiten um sich selbst zu verwirklichen? Der Mensch, seine Arbeitskraft auf dem Markt – wieviel schafft er (noch)? Wo sind die Grenzen der Belastbarkeit? Gerade wieder erleben wir den Beginn einer gesellschaftlichen Debatte um Hartz IV. Oder man könnte auch sagen um das Recht oder die Pflicht zu arbeiten. Soll jede(r) den Anspruch auf ein Grundeinkommen haben, bedingungslos, nicht an eine Arbeitsleistung gebunden? Das fordern die einen. Sollen alle Langzeitarbeitslosen mit Arbeitswunsch eine durch Mittel des Sozialstaats finanzierte Arbeit bekommen? Diesen Vorschlag unterbreiten die anderen. Berlins Regierender Bürgermeister nennt dies ein „solidarisches Grundeinkommen“ und bindet es an eine Arbeitsleistung für das Gemeinwohl. In gemeinnützigen Vereinen wie dem Kulturring sind schon seit Jahren sehr viele Mitbürger engagiert tätig, die in solchen Projekten immer wieder nach besten Kräften für die Solidargemeinschaft wirken. Und da ist es gleich, ob sie es in Maßnahmen der Jobcenter oder im Bundesfreiwilligendienst oder komplett ehrenamtlich tun. In regelmäßigen Abständen ehrt sie die Gesellschaft dafür. Sollte sie nicht auch bereit sein, ihnen dafür eine regelmäßige Bezahlung zu garantieren? Es gibt ständig Zehntausende, die meist unverschuldet in schwierige Situationen in ihrem Leben geraten sind und eben nicht aufgeben, sondern einen Weg suchen, sich mit irgendeiner Arbeit wieder etwas Neues aufzubauen. Sie brauchen Kontakte, Begleitung, Hilfe. Sie brauchen die Gemeinschaft, sie wollen genau dieser Gemeinschaft aber auch etwas zurückgeben. Arbeit für alle - hat nämlich hier auch eine doppelte Bedeutung. Sie wollen für alle, für die Gemeinschaft arbeiten. Wir im Verein spüren das jeden Tag. Und wir sind dankbar dafür.

Archiv