Baume-Creatives: Thomas Schmidt

Thomas Sefzig

Wenn man als Hobbyfotograf ein Basketballspiel vor Ort oder im Fernsehen erlebt, sieht man neidvoll die Profi-Fotografen am Spielfeldrand und wünscht sich sicher, auch einmal so nah am Geschehen sein zu dürfen. Vor allem, ohne dass jemand im falschen Moment aufspringt und man nur einen unscharfen Hinterkopf im Bild hat. Umso schlimmer wäre es für unseren Hobbyfotografen zu erfahren, dass zwischen diesen Profis mit ihrem Spitzenequipment einer sitzt, der auch als Hobbyfotograf angefangen hat, sich heute selbst als engagierten Amateur bezeichnet: Thomas Schmidt. Der gebürtige Cottbusser, Jahrgang 1959, fand sein Hobby schon früh, pflegte und entwickelte es auf dem Weg zum Abitur und während seiner Ausbildung zum BMSR-Techniker. Ob Landmaschinenbau-Studium oder Familiengründung – eine Kamera war immer dabei. So ist das eben mit den Leidenschaften.

Anders als beispielsweise bei der Landschaftsfotografie, geht es beim Sport um Spannung, die aus der Bewegung kommt, aus der potenziellen, wie z.B. der eines Torwarts vor dem Elfmeter, wie auch der vollzogenen, wenn er nach dem Ball springt, sich streckt, nur mit den Fingerspitzen gerade so noch herankommt. Der Blickwinkel, aus dem das darstellbar ist, ist genauso schwer zu finden wie die richtige Blende, Belichtungszeit und ob man mitzieht oder still hält. Die gleiche Spannung erlebt man daher als Fotograf, man ist hochkonzentriert, mitunter geladen bis in die Haarspitzen. Man wird aber auch souverän darin, so dass man diese Spannung mit einer Eiseskälte beherrscht. Das Motto lautet „Beherrsche es, oder es beherrscht dich!“. Wobei dieses Motto auch in viele andere Lebenssituationen übertragbar ist.

Fotografieren kann man alles, was man sieht. Es ist eine Frage der persönlichen Wahrnehmung, etwas aus seinem individuellen Blickwinkel zu erfassen oder es auch zu beeinflussen, indem man z.B. mit zusätzlichem Licht arbeitet. Allerdings findet jeder Fotograf sein ganz persönliches Spezialgebiet, was ein bisschen wie ein Spiegelbild der Persönlichkeit ist. Thomas Schmidt präferiert ganz klar „Menschen in Bewegung“, findet dies aber nicht nur im Sport. Live-Events, wie der Christopher Street Day oder der Karneval der Kulturen, sind in ihrer Opulenz ein ganzer Strauß Buntes, voller Nebenhandlungen, die es zu entdecken gilt. Nicht nur die Akteure, auch das Publikum liefern jede Menge interessante, teils faszinierende Handlungen, die zum Motiv werden.

Beim Parkfest von radioeins vom rbb 2003 kam Thomas Schmidt mit den Veranstaltern ins Gespräch, was eine ganze Kettenreaktion in Gang setzte, ihn schließlich zum Medienpartner von radioeins und den Albatrossen machte. Er entwickelte mit radioeins den Trailer zu „50 Jahre Colorclub“, dessen Mitglied er seit vielen Jahren ist. Die Publikation „Zum Glück“ von radioeins aus 2013 trägt seine Handschrift, und er liefert regelmäßig Fotos von den Heimspielen der Albatrosse für deren Website. So kommt man also an den Spielfeldrand, zwischen die Profis.

Man möge aber nicht denken, dass das Leben nun in rosa Farben getaucht sei. Gewisse Gesetze gelten für jeden, so wie Murphys Law: „Wenn etwas schief gehen kann, dann geht es auch schief. Wenn man am wenigsten damit rechnet und es am wenigsten brauchen kann!“ So fiel auch bei Thomas Schmidt schon mal die Technik aus, unter anderem bei Regen auf Guadeloupe – wann kommt man da je wieder hin, und wird das dann noch so aussehen? Augenblicke im Leben, die man zähneknirschend hinnimmt. Wobei hier eine zweite Seite des Schaffens erkennbar wird: Fremde Kulturen, Natur, Landschaften, vielleicht zusammenzufassen unter Reisefotografie. Botswana, Oman – die Liste seiner Exkursionen ist lang. Natürlich möchte man seine Eindrücke anderen Menschen näher bringen, weshalb Thomas Schmidt an seinen Bildervorträgen immer besondere Freude hat – wie auch sein Publikum.

Wirklich schwierig aber auch für ihn ist die gerade eingeführte Änderung des Datenschutzgesetzes – sie wird allgemein als schlichter Horror betrachtet. Niemand hat mehr Rechtssicherheit, ob Hobbyist oder alter Profi. So manche Website wurde bereits vorsichtshalber vom Netz genommen, da niemand riskieren will, wegen eines dummen kleinen Formfehlers von einem Abmahnanwalt zur Kasse gebeten zu werden.

Was bedeutet, dass er zwar die ALBA-Spiele weiter fotografieren kann, aber das Publikum ausblenden muss: Welche Atmosphäre werden die Bilder vermitteln, wenn man eine Siegesfeier ohne Fans darstellt? So bleibt Thomas Schmidt nichts anderes übrig, als entsprechend darauf zu reagieren: „Natürlich mache ich weiter, aber quasi mit angezogener Handbremse.“ Bis dieses Gesetz, so sein Wunsch, hoffentlich bald korrigiert wird.

Thomas Schmidts’ Bilderwelten kann man bei verschiedenen Ausstellungen und Vorträgen kennenlernen: So auch ab dem 4.6. bis zum 16.8.18 in der Galerie im Club in der Baumschulenweger Ernststraße 14-16, wo der Kulturring unter dem Titel „Mit Leib und Seele für Berlin – Alba Berlin und seine Fans“ eine Auswahl seiner „Alba-Fotografien“ zeigen wird. Und sich einfangen lassen von seinen Reiseeindrücken kann jede/r am 7. Juni in der Kulturküche Bohnsdorf und am 19. Juni im Kulturbund Treptow, wo er die Anwesenden auf seine Reisen durch „Botswana im Zelt“ bzw. durch den Oman mitnimmt.
Ein kleiner Eindruck steht auf seiner Website bereit: http://thomasschmidt.photography

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