Von der Kunst, die Mitgliederzahl zu mehren

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Der Kulturring ist kein Fußballverein, dem die Fans des runden Leders von allein zu- und nachlaufen, in dem man sich gern auch als Mitglied eintragen lässt, den Beitrag bezahlt und – gewiss – dafür auch manchen Vorteil genießt. Der Kulturring ist und bleibt ein Kulturverein! Er bietet ein so facettenreiches Kultur- und Kunstangebot wie berlinweit kaum ein anderer freier Träger. Man schlage nur die monatlich erscheinende Vereinsbroschüre, die Kultur News“ auf, und schon hat man seine liebe Not. Für welche Veranstaltung zwischen Lichtenberg, Marzahn und Bohnsdorf soll man sich entscheiden? In das Haus mit seinen Ausstellungen in die Ernststraße nach Treptow fahren, sich die „Lange Nacht der Bilder“ vornehmen, mal wieder in der Fotogalerie in Friedrichshain vorbei schauen oder einen Kunstvortrag im Studio Bildende Kunst besuchen? Unter Bücherfreunden hat sich längst herum gesprochen, dass in den Medienpoints zwischen Spandau, Steglitz oder Pankow manche Rarität zu finden ist, die weder über den Buchhandel noch über Ebay erworben werden kann. Über Jahre sind Mitglieder des Vereins in Fach- und Interessengruppen organisiert, von denen einige weitaus älter sind als der Mauerfall vorbei ist. Ihre Zusammentreffen sind in den Zeiten weitaus mehr als nur „Tauschbörsen“ oder Interessentengespräche oder Fotoschauen geworden. Man kennt sich, schwatzt miteinander, nimmt Anteil, wenn das Schicksal mal zugeschlagen hat und weiß aber auch, miteinander zu verreisen oder zu feiern. Diese Vereinsfreunde zahlen – wie die Fußballfans – völlig selbstverständlich ihren monatlichen Beitrag. Denn sie wissen sehr wohl, dass der Kulturring in all „seinen“ Objekten nur Mieter ist, dass Wasser-, Energie- und Verwaltungskosten anfallen, die von einem Verein, der kein kommerzielles Unternehmen sein darf, eigentlich nicht zu finanzieren sind. Dass der Verein über mehr als zwanzig Jahre Arbeitgeber für staatlich bzw. kommunal finanzierte Projekte ist, dass es der Geschäftsführung immer wieder gelang, „Maßnahmen“ zu akquirieren und Arbeitsplätze zu schaffen, hat dem Kulturring natürlich seinen Fortbestand und Mitgliedern ihre Treffpunkte gesichert. Was aber, wenn...

Es war nicht das erste und wird garantiert nicht das letzte Mal sein, dass sich der Vorstand mit der Frage der Mitgliederwerbung beschäftigt hat. Fans hat der Verein – ohne Frage. Aber Beitrag zahlende Mitglieder oder Förderer oder Sponsoren? Das könnten gern mehr sein. Was tun? Spricht man Besucher an, die regelmäßig zu bestimmten Veranstaltungen kommen, doch auch Mitglied zu werden...? Schreibt man Prämien für Mitgliedergewinnung aus? Verspricht man Boni, wenn man sich als Mitglied anmeldet? Muss in den Berliner Bezirken, in denen es Standorte des Vereins gibt, mehr in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, was der Kulturring anbietet, welchen Kulturgewinn man für einen geringen Obolus haben kann? Sollten sich Vorstandsmitglieder in die Spur für eine Mitgliedergewinnung begeben?

Bewährt hat sich – und das ist meine persönliche Erfahrung aus der Arbeit im Kulturring – jüngere Mitarbeiter anzusprechen. Haben sie erfahren, dass ihre ggf. durch das Jobcenter vermittelte Arbeit in diesem Verein ihnen Perspektiven und Chancen aufzeigt, dass ihnen geholfen wird, Verbündete zu finden, aber evtl. auch eine Basis für ein privat ausgeübtes Hobby... wäre das schon eine gute Grundlage. Wer aber hat schon das Rezept für Mitgliedergewinnung?! Für den Vorstand und alle, die dem Kulturring in Berlin e.V. noch über viele Jahre seine Existenz sichern wollen, wird diese Frage immer eine Herausforderung bleiben.

Wichtig, und vielleicht besser als bisher, sollte aber die über Jahre vorhandene „Fan-Mitgliedergemeinde“ gepflegt und betreut werden. Neben jährlichen Treffen wie „Brot und Wein“ zum Jahresauftakt könnte es doch auch ein Mitglieder-Sommerfest geben. Oder eine gemeinsame, kostenfreie Ausfahrt nach Bohnsdorf, um die dortige Kulturküche näher kennzulernen; eine Entdeckungsreise zu den Medienpoints für all jene, die gerne im breiten Angebot mal etwas ausführlicher stöbern wollen. Ja, all das kann ja auch mal ‘nen Euro kosten... Dem Vorstand sei ein „Mitglieder-Fan-Freundeskreis-Mitarbeiter-Programm des Kulturring“ über’s Jahr empfohlen. Vielleicht stiftet es Freude, Zusammenhalt und steigert das Interesse an gemeinsamen Vorhaben. Es hilft und stärkt in jedem Fall.

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