Flugzeughallen Berlin-Karlshorst – Sind sie noch zu retten?

Wolfgang Schneider

Zum Tag des offenen Denkmals veranstaltete das Deutsch-Russische Museum in Kooperation mit den Geschichtsfreunden Karlshorst im Kulturring in Berlin e.V. vier Führungen zu denkmalgeschützten Flugzeughallen aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Zu finden sind sie im Osten von Karlshorst, in der Köpenicker Allee, Ecke „Am alten Flugplatz“ (früher „Straße am Heizwerk“). Die Hallen bieten eine imposante Silhouette und sind für Fotografen ein eindrucksvolles Motiv. Obwohl hunderte Anwohner täglich an diesen Kuppelhallen vorbeigehen, wissen die wenigsten weder etwas über die Geschichte dieser Hallen, noch konnten sie die Hallen jemals besichtigen. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass über 180 Interessierte aus Berlin und Brandenburg diese Möglichkeit am Tag des offenen Denkmals nutzten. Es zeigte sich erneut, dass das Interesse der Karlshorster Bevölkerung an der Geschichte ihres Ortsteils sehr groß ist. Aber auch Fachleute waren anwesend: ein Historiker vom Märkischen Museum und Bauingenieure. Von insgesamt sechs Hallen konnten zwei von außen besichtigt werden. Diese zwei Hallen befinden sich in russischem Eigentum. Die Besichtigung der anderen vier Hallen wurde von ihrem Eigentümer abgelehnt.

Die Hallen wurden vor einhundert Jahren errichtet. Sie sind deutschlandweit die einzigen erhaltenen Flugzeughallen aus der Zeit des 1. Weltkrieges und haben nicht nur eine militärgeschichtliche Bedeutung, sondern sind auch Zeugnisse der Baugeschichte. Die tragenden Elemente der Hallen wurden in einer Schalenbauweise mit Eisenbeton errichtet. Diese Bauweise war 1918 neuartig in Deutschland. Die Wände wurden anschließend ausgemauert. Die Kuppeln wurden auf einer Verschalung mit Langlochziegeln und Stahlbewehrung erbaut. Sieben Maurer brauchten für eine Kuppel eine Woche. Heute zeigen die in Eisenbeton errichteten Hallen natürlich ihr Alter, aber die Langlebigkeit dieser Konstruktion beeindruckt.

Diese und weitere Informationen über die Nutzung der Hallen nach dem 1. Weltkrieg fanden großes Interesse. Die fast 70jährige Nutzung der Halle 3 durch die Versuchsanstalt für Wasserbau (bis 2002) erstaunte die Besucher ebenso wie ihr äußerer baulicher Zustand. Als Kuriosum war auch eine Tankstelle von 1919 zu besichtigen.

Zur Ablehnung der Besichtigung der Hallen 1 bis 4 sei hinzugefügt: Am 12.5.2017 fand in Berlin eine Sitzung des Landesdenkmalrates statt. Als externe Teilnehmer war die WPK Hangar Projekt GmbH anwesend. Besprochen wurde der Abbruchantrag der Flugzeughallen Karlshorst. Die WPK Hangar Projekt GmbH erwarb 2011 vom Bund das Gelände für ein Wohnungsbau-Projekt. 2012 wurde nach einer denkmalpflegerischen Bestandsdokumentation die Zielstellung festgehalten, dass das äußere Erscheinungsbild der Flugzeughallen auch bei einer Wohnungsnutzung beizubehalten ist. 2016 wurde der Abbruchantrag gestellt, weil die Hallen für eine integrierte Wohnnutzung untauglich sind. Der Landesdenkmalrat sprach sich gegen einen Abriss aus. In der Begründung wird ausgeführt, dass die Erhaltung der Hallen aus mehreren Gründen geboten ist: Sie sind Zeugnisse der Luftfahrtgeschichte und der modernen Schalenbauweise. Es handelt sich um Ingenieurbauwerke von nationaler Bedeutung. Der Landesdenkmalrat empfiehlt andere Nutzungen zu suchen als eine Wohnungsnutzung.

Die Hallen entgingen schon einmal in ihrer Geschichte dem Abbruch. Im Juli 1920 ordnete die Interalliierte Luftfahrt-Überwachungskommission den Abbruch der Hallen an. Eine Umnutzung retteten sie. 1930 war ein weiterer Einschnitt. Die Hallen sollten zu Wohnungen umgebaut werden. Die Pläne dazu befinden sich im Landesarchiv. Diese Umbauversuche waren an der Halle 5 zu besichtigen. Die Teilnehmer an der Besichtigung sprachen sich einhellig gegen einen Abriss und für eine kulturelle und sportliche Nutzung aus. Es wurden jedoch Zweifel geäußert, ob diese Umnutzung ein privater Investor leisten kann. Bei allen Teilnehmern ist jedoch ein tiefer Eindruck geblieben: Auf der einen Seite zu sehen, wie ein deutscher Eigentümer mit einem deutschen Baudenkmal umgeht, und auf der anderen Seite beim russischen Eigentümer die Bereitschaft zu sehen: „Ihr seid willkommen!“

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