AG Rosa Winkel – Was nun?

Bernhard Korte

Es ist nicht leicht, nach dem herben Verlust, ausgelöst durch das viel zu frühe Ableben der bisherigen Leiterin der AG Dr. Carola Gerlach, wieder zur normalen Routine und damit zur wissenschaftlichen Forschungsarbeit zurückzukehren. Die Führung der Arbeitsgemeinschaft Rosa Winkel, die wissenschaftliche Anleitung der Forschungsmitarbeiter*innen und Freiwilligen sowie viele Projektansätze und erste Pilotforschungen lagen bisher hauptsächlich in ihren Händen. Ein mit finanzieller Unterstützung der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung gemeinsam entwickeltes Projekt zum Thema LSBTI, das noch unter ihrer Ägide angeschoben wurden, stand fast vor dem Aus. Die nicht unwesentliche Frage stand somit im Raum: Wie soll es nun mit der AG Rosa Winkel weitergehen?

Die zeitnah einberufene erste AG-Sitzung nach dem Ableben von Dr. Gerlach mit deren derzeit 10 aktiven Mitglieder war für alle mental und emotional nicht einfach zu bewältigen, und doch fand man gemeinsam die richtige Basis, die bisherigen Strukturen und Aufgaben neu zu ordnen. Die wichtigsten Projektaufgaben wurden neu verteilt, und für die wissenschaftliche Anleitung und Außendarstellung wurde in den eigenen Reihen ein sehr kompetenter und allseits anerkannter Ansprechpartner gefunden. Es hat zwar etwas Überredungskunst bedurft, danach jedoch war Andreas Pretzel gerne bereit, die Leitung der Arbeitsgemeinschaft Rosa Winkel ab dem 1.12.18 mit der Unterstützung aller AG-Mitglieder zu übernehmen. Doch wer ist nun dieser Neue? Wer den Kulturring und sein längstes Forschungsprojekt „Rosa Winkel“ kennt, für den ist Andreas Pretzel schon lange kein Unbekannter mehr. Der an der Humboldt Universität studierte Kulturwissenschaftler, Germanist und Historiker arbeitet, außer an seinen eigenen Recherchen in den verschiedensten deutschen und internationalen Forschungseinrichtungen, Instituten und Gesellschaften, schon seit vielen Jahren ehrenamtlich in der AG Rosa Winkel mit. Er ist Autor verschiedenster Publikationen, die sich alle mit der aktuellen Forschungsthematik, der Sexualwissenschaft und Sexualpolitik befassen.

Unter anderem ist bei dieser Arbeit die noch heute von allen Forschungsmitarbeiter*innen und Freiwilligen der AG verwendete Pflichtlektüre „Wegen der zu erwartenden hohen Strafe…. Homosexuellenverfolgung in Berlin 1933-1945.“ gemeinsam mit der Autorin Gabriele Roßbach entstanden. Er ist ein wortgewandter Referent, der schon in zahlreichen Bundesländern die vielseitig honorierte Ausstellung der AG Rosa Winkel eröffnet hat. Mit der Wahl von Andreas Pretzel hat die Forschungsgruppe der AG Rosa Winkel einen würdigen und fachkundigen Nachfolger gefunden. Er wird in seiner Funktion unterstützt von dem sehr erfahrenen bisherigen Projektleiter Bernd Grünheid, der auch schon Dr. Carola Gerlach in vielen Jahren ein wichtiger Vertrauter und Freund gewesen ist. Der Kulturring in Berlin e.V. beglückwünscht die Mitglieder der AG zu ihrer hervorragenden Wahl und wünscht dem neuen Vorsitzenden Andreas Pretzel viel Erfolg für die weiteren Forschungen.

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