Erinnern an Regine Röder-Ensikat | Regisseurin, Malerin, Autorin 1942 – 2019

Regine Röder-Ensikat studierte an der Fachschule für Angewandte Kunst in Berlin-Schöneweide. Sie arbeitete als Texterin, Malerin, Kinderbuchillustratorin und gründete 1992 ein Kinder- und Jugendkabarett. Mit ihr verlieren wir ein aktives Mitglied unseres Vereins. Sie fühlte sich seit Jahren dem Kulturring in Berlin e.V. verbunden. Erinnert sei an die Auftritte ihrer „Distelchen" im Kulturforum in der Carola-Neher-Straße, an die Ausstellung ihrer Bilder mit dem Titel „Katzen und Anderes" in der Galerie Ostart und an die Gemeinschaftsausstellung mit dem Maler Franz Zauleck in der Kulturküche Bohnsdorf. Man sah sie auch gern als Akteurin bei Krimilesungen im Kulturbund Treptow oder in der Villa Skupin, wenn sie auf ihre besondere Art ihre „kulinarischen Mordgeschichten“ vortrug.

Regine Röder-Ensikat war seit 2005 Mitglied im Vorstand unseres Vereins. Für 2019 plante sie, am Thema „30 Jahre Mauerfall" mitzuarbeiten. Anerkennung fand sie aber auch außerhalb, bei den „Mörderischen Schwestern Berlin“, einer Vereinigung von Krimischreiberinnen, und sie setzte sich jahrelang für den Bestand des Schulmuseums, zugehörig zum Märkischen Museum Berlin, ein.

Am 2. Januar ist Regine Röder-Ensikat völlig unerwartet verstorben. Der Abschied von ihr fällt schwer. Ihre herzliche Art und ihr Engagement werden uns in Erinnerung bleiben.

Elke Gruse, 12.01.2019

 

 

Für Regine Röder Ensikat


Meine liebe Regine, ich bin total durcheinander. Diese Nachricht am dritten Tag des neuen Jahres! Das darf doch nicht wahr sein! Es muss aber doch wohl akzeptiert werden. Nichts ist so endgültig wie der Tod. Ich könnte trotzdem pausenlos ein fürchterliches Schimpfwort von mir geben oder einen Fußball ins Porzellan schießen oder... Ich denke an Deinen Mann, an Deine Familie, Deine Freunde, und, und...

Wir hatten uns im Kulturring-Vorstand kennen gelernt. Wir mochten uns, konnten gut miteinander, waren bar jeder Protokoll- und Machtgelüste, uns aber während gemeinsamer Heimfahrten mit der S-Bahn einig, immer mal wieder feststellen zu müssen: „Das geht aber gar nicht!“ - Deine Worte, mit tiefer Stimme gesprochen. Es klang ein Dialekt heraus. Kamst Du aus der Lausitz – oder? Egal. Zur Vorstandswahl 2017 hatten wir uns abgesprochen. Bleibst Du drin, bleib’ auch ich. Wenn Du nicht, dann auch ich nicht mehr. Uns war aber gemeinsam klar, der Kulturring muss erhalten bleiben. Du hast noch für 2019 im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes einen Workshop angeboten: „Wie schreibt man einen Krimi?“ Kriminalgeschichten zu schreiben, hattest Du irgendwann zu Deiner Passion gemacht, obgleich Du ja wohl von Hause aus Grafikerin bist. Ich sollte immer mal einen Krimi von Dir lesen. Hab’ mich bedankt, weil ich keine verstehe und viel zu oberflächlich bin, um einem Täter auf die Spur zu kommen. Die von Dir als Diva, mit langer Zigarettenspitze und aufreizender Beinhaltung gezeichnete Katze – das Bild hängt in unserer Küche – ist mir weitaus wertvoller als jeder gelöste Kriminalfall. Trotzdem: Für November 2019 hatten wir uns eine gemeinsame Lesung von Krimis aus Ost und West nach 1945 vorgenommen aus „Mit Ulla und Cobra durch die Berliner Gerichtssäle“.

Tomatenpflanzen wolltest Du mir im Frühjahr geben. Du warst bei der Weihnachtsfeier von Geschäftsführung und Vorstand Mitte Dezember 2018 am Buffet mit kriminalistischem Geschmacksverstand auf eine Tomatensorte gestoßen, aus deren Samen Du neue Pflanzen züchten wolltest. Dann schwatzten Du und ich stolz darüber, im vergangenen Supersommer schwarze Tomaten geerntet zu haben.

Meine liebe Regine, nicht nur bei allen Tomatenernten, die mir noch vergönnt sein werden – ich denke an Dich!

Hannelore Sigbjoernsen

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