Grenzenlos

Ingo Knechtel

und weltweit sehen sich Menschen einem gefährlichen Virus gegenüber. Oft ist ihr Leben bedroht, wobei es die Ärmsten und Schwächsten am härtesten trifft. Das Krisenmanagement greift nicht überall gleich gut. Alle stimmen überein: das Leben muss an erster Stelle stehen. Wir haben einige unserer Partner in mehreren Ländern befragt. Einhellig sagen sie, dass diese Krise das Handeln der internationalen Gemeinschaft, also ein großes Miteinander, verlangt. Immer mehr Lockerungen des Shutdown rücken jetzt das Thema der Lehren aus der Corona-Krise in den Blickwinkel. Etwa: Wie belastbar ist der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft? Wie können wir besser gegen Fake News vorgehen? Kommen wir mit der Digitalisierung schnell genug voran? Wie sieht es aus mit der Anerkennung für all jene, die sich für die Gemeinschaft in schwerer Zeit mehr als verausgabt haben? Und wie sieht eine vorausschauende Politik aus? Viele Ideen hierzu finden wir auch in den Antworten unserer internationalen Partner. Es geht sowohl um grundsätzliche Fragen, als auch um die alltäglichen Sorgen und Ärgernisse. Nicht zuletzt auch darum, dass die Pandemie noch nicht am Ende ist. Doch darauf nimmt das Leben keine Rücksicht. Gerade haben wir gespürt, dass nichts mehr ist wie zuvor: Früher hätten wir voller Entsetzen auf etwas geschaut, was in den Medien Rassenunruhen in den USA genannt worden wäre. Heute reagiert die ganze Welt auf den Tod von George Floyd, Menschen gehen überall auf die Straßen und zeigen ihre Wut und ihre Solidarität. Die Würde des Menschen und die Abscheu vor jeglicher Diskriminierung und Ausgrenzung stehen nicht nur auf dem Papier, sondern werden weltweit eingefordert. Fragen der Erinnerungskultur sind plötzlich wieder auf der Tagesordnung. Der Kulturring ist daran mit zahlreichen Projekten beteiligt. Neue Bürgerbewegungen entstehen, die auch von Künstlern und Kulturschaffenden initiiert werden. Wie für viele, gibt es für sie kein Homeoffice am Schreibtisch, keinen Shutdown der Kreativität. Unser heutiger Ehrenvorsitzender Dr. Gerhard Schewe setzte sich in einem dreiteiligen Beitrag schon 2008 mit dem Stellenwert der Kultur in Deutschland auseinander. Es ging darum, die Kultur in einem Artikel 20b als Staatsziel in unser Grundgesetz aufzunehmen. „Der Staat schützt und fördert die Kultur“, sollte es darin heißen. Ja, die Kultur wird in dieser Krise mit großen Beträgen gefördert. Das reicht nicht! Wir alle müssen etwas tun, damit der Schutz unserer Kultur gelingt. Das Grundgesetz sollte der gemeinsamen Verantwortung von Bund und Ländern endlich gerecht werden, und wir alle müssen Kultur tagtäglich leben und stärken!

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