So war es wohl eine Fügung, dass die erste Begegnung mit ihr inmitten der Vorbereitung eines bedeutenden, berlinweiten Festes anlässlich des partnerschaftlichen Jubiläums Berlin-Prag zustande kam, an dem sich auch der Kulturring beteiligte. Die damalige Kulturamtsleiterin von Treptow-Köpenick Doris Thyrolph vermittelte dankenswerterweise den wertvollen Kontakt in diesem Kontext. Da hat auch Brigitte eine sehr gute Arbeit geleistet und mit ihrem Engagement und ihrem Knowhow wesentlich zur Qualität der Veranstaltungen beigetragen. Zugleich war dieses Projekt ein guter Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Kulturring in Berlin e.V.. Über den Weg geförderter Projekte kam sie dann zum Verein. Im Grunde war und ist ihre Arbeit nicht wegzudenken und auch nicht ersetzbar. Hat sie doch die „Bohnsdorfer Kulturküche” mit „gutem Händchen”, feinem Gespür, viel Arbeit, Zeit und Optimismus aus dem Dornröschenschlaf gerüttelt und in einen angesehenen Kunstort verwandelt. Brigitte Silná hat das heutige Profil dieser kommunalen Kunsteinrichtung, die der Kulturring 2006 in Trägerschaft übernahm, eindeutig geprägt. So ist es ihr zu verdanken, dass die Veranstaltungen in nun nicht gerade zentraler Lage aufgrund der sich mittlerweile herumgesprochenen Qualität oft sehr gut besucht sind, sich gerade auch junge Künstler und AkteurInnen dort hingezogen fühlen. Das sind manchmal noch unbekannte, dennoch vielversprechende, tolle Musiker und Bildende Künstlerinnen und Künstler. Brigitte wird nie müde zu recherchieren. Sie kann ihrer Intuition vertrauen und verschafft den Jungen eine Bühne und den Besuchern überraschende, anregende Abende. Dann wiederum wird ein professionelles Klientel, das zu DDR-Zeiten ihr Oeuvre ausgebildet hat, zur Präsentation geladen. Diese Ausstellungen gaben den Blick frei auf ungeahnte oder längst bekannte Begegnungen künstlerischer Kultur. Dieses Konzept ist so spannungsreich wie überraschend. Dazu ausgewählte Lesungen, die Organisation von Künstleraustauschprojekten Tschechien-Deutschland, Workshops mit Kindern und Jugendlichen, Ausstellungsprojekte in anderen Berliner Galerien, wie zum Beispiel der Galerie 100. Es sieht so aus, als gingen ihr die Ideen nicht aus. Die sprudeln nur so. Es blitzt nach wie vor in ihren Augen, wenn sie ein nächstes Kunstprojekt in Angriff nimmt. Und so nährt sich die Hoffnung, dass man einen Ausblick zum Weiterarbeiten wagen darf, auch wenn das ein zutiefst egoistisches Ansinnen ist. Zur Entschuldigung tauge nur die Gemeinsamkeit, die sich in der Liebe zur Kunst begründet, die so oft in heutiger Zeit auf Idealismus angewiesen ist. Schade nur, dass Brigitte Silná ihren eigenen Weg als Künstlerin letzlich verlassen hat. An Talent, Akribie hat es nicht gefehlt. Die Zeit allerdings, die es braucht, um diesen Weg zu gehen, hat sie sich versagt. Kann sein, das ist ein Verlust. Kann sein, die Entscheidung passt mental zu ihrer Person. Kunst machen heißt zu allen Zeiten, sich auf auf’s Eigene zu konzentrieren, für’s Eigene zu kämpfen, durchstehen, zweifeln, sich erheben. Aber das macht Brigitte Silná lieber für Andere als für sich selbst. Diese Mischung aus Tugend und Professionalität hat, wenn sie für Andere und für das Wohl kulturellen Lebens einer Region ein Segen ist, normalerweise seinen Preis. Unglaublich, dass solches Potenzial zwar genutzt, geschätzt und belohnt, aber nicht gebührend entlohnt wird. Für Brigitte Silná ist Kunst also Lebensmittel. Solche Spezies wie sie sind selten und passen ganz einfach nicht in die Muster profitabler Wertevorstellungen – Kunst funtioniert da anders. Ein ähnlich nachrückendes Exemplar ihrer Art ist nicht in Sicht. Und das ist gut so. Wir wissen, dass Brigitte Silná ein Nachsehen für die Zeit hat, vielleicht einen Stift spitzt und eine ihrer neuesten Zeichnungen vollendet – die machen einen guten Eindruck! Dieses Credo und der Wunsch für solche schönen Erfüllungen sind nun wieder unsererseits höchst selbstlos. Das hat sie verdient.