Kulturforum Hellersdorf | Ein Rückblick mit Wehmut

Uwe Ehlert

Das Kulturforum Hellersdorf, zu DDR-Zeiten eigentlich als Jugendclub geplant, wurde 1990 fertiggestellt. Ab 1992 lud die Einrichtung (nahe den heutigen „Gärten der Welt“) zu einer Vielfalt kultureller Veranstaltungen ein. Anfangs noch unter der Leitung des Kulturamts, waren bereits von Beginn an freie Träger mit dabei, um das Angebot zu gestalten, so auch der Kulturring mit Kursen, Vorträgen oder Konzerten. Ab März 1994 begann beispielsweise das „theatro piccolo“, ein Theaterprojekt für Kinder und Jugendliche seine Arbeit. Zu Beginn wollten achtzig Schüler mitmachen. Es gab vier Veranstaltungsreihen, die Sängerin Barbara Kellerbauer war Gastgeberin der sehr erfolgreichen monatlichen Veranstaltung „Treff bei Kunst und Kuchen”, gefolgt 1996 von „Talente, Typen und Tamtam”. Der erste „Deutsch-Polnische Treff” wurde im April 1995 vom Kulturring organisiert. Gemeinsam mit dem Bezirksamt und unter der Schirmherrschaft von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin veranstaltete der Kulturring im Juni 1995 eine Kulturkonferenz. Literaturfeste fanden statt, das Programm könnte Seiten füllen. Im Jahr 2003 sah sich der Bezirk nicht mehr in der Lage, die Kultureinrichtung zu betreiben und übergab das Haus an den Kulturring, der dort mit vielen Mitarbeitern sechzehn Jahre lang ein engagiertes Programm für die Öffentlichkeit anbot. Das Kulturring-Team unter der Leitung von Lutz Wunder entwickelte in den Folgejahren einen über die Bezirksgrenzen hinweg bekannten Kulturort. Viele Ideen für Projekte und Veranstaltungsreihen wurden im Kulturforum geboren und in die Tat umgesetzt. Dazu zählten der „Helle Salon“, „Musik am Nachmittag“ und die jährlichen Friedenslesungen. In Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen sah man im Kulturforum bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Kultur, wie den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Egon Bahr, Hermann Kant, Petra Pau, den früheren polnischen Ministerpräsidenten Rakowski und den Bürgerrechtler Wolfgang Ullmann, die Sängerin Barbara Kellerbauer, den Journalisten und Schriftsteller Alexander Osang und viele andere. Lesungen, Kabarett-, Showprogramme, Konzerte, Theateraufführungen, Filmreihen, Ausstellungen mit Vernissage gehörten zum Angebot des Hauses.

Auch eine Vielzahl an Gruppen und Interessenvertretungen fanden ihre Wirkungsstätte im Kulturforum Hellersdorf und wurden vom Kulturring unterstützt. Dazu zählten das Kinder- und Theaterensemble „T & T“ (Theater und Tanz) unter der Leitung von Natalja Sudnikovic, das „theatro piccolo“, der à-capella-Chor „Liederquelle“. Die Aufzählung ließe sich noch weiter fortführen, aber wir wollen hier nur einen kleinen Einblick in die erfolgreiche Arbeit und das Engagement des Kulturring-Teams im Kulturforum geben.

In den sechzehn Jahren, in denen das Kulturforum Hellersdorf vom Kulturring geleitet wurde, entwickelte sich das Haus zu einem kulturellen Hotspot in Hellersdorf mit Tausenden zufriedenen Gästen. Allein 2014 kamen circa 16.000 Besucher.
Im Jahr 2019 wurde das Haus aufgrund dringend erforderlicher Sanierungsmaßnahmen geschlossen und die Zusammenarbeit zwischen dem Kulturring und dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf aufgekündigt. Nach erfolgter Sanierung 2021 zog die Jugendkunstschule „Lin Jaldati“ in das Haus ein, das ebenso vom Kinderopernhaus der Staatsoper Unter den Linden genutzt wird. Das Kulturring-Team fand ein neues Refugium für sein Kultur-Engagement in Hellersdorf, den MAXIE-Treff, nur ein paar Querstraßen vom Kulturforum entfernt. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf versuchte in den darauffolgenden Jahren, wieder Kulturveranstaltungen in dem Haus zu etablieren. Leider waren diese Anstrengungen weniger erfolgreich. Und doch: die Hoffnung stirbt zuletzt.

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