Die Tour 30 lässt mich diesmal an den weiten Weg nach Spandau denken, sie führt aber in die entgegengesetzte Richtung. Auch hier ist es wohltuend ruhig. Die Unterschiedlichkeit Berliner Bezirke und Kieze überrascht mich immer wieder. Was sich wunderbar deckt mit der Unterschiedlichkeit der bisher von mir besuchten Institutionen unseres Vereins. Nach einem kurzen Spaziergang – die Sonne strahlt am blauen Himmel – stehe ich vor einem flachen, hellen Gebäude mit Treppenaufgang, großen Fenstern und einladend offener Tür. Noch bevor ich irgendjemanden begrüßen kann, fallen mir im Foyer des MAXIE-Treffs die wunderbaren Zeichnungen von Eberhard Hollerbach auf. Sehr fein gestrichelte Grautöne mit grandioser Tiefenwirkung. Eine Stimme aus dem Off fragt, ob ich mich denn auch noch weiter hereintrauen wolle. Die Stimme gehört Uwe Ehlert, mit dem ich verabredet bin.
Das Engagement des Kulturrings im MAXI-Treff in der Maxie-Wander-Straße 56/58 in Hellersdorf begann 2018. Das ehemalige Team des Kulturforums Hellersdorf unter der Leitung von Uwe Ehlert organisierte zusammen mit dem Bezirksamt monatliche Kulturveranstaltungen. Die Wohnungsbaugenossenschaft Wuhletal eG als Vermieterin der Räumlichkeiten fragte an, ob er sich die Organisation von Veranstaltungen des Hauses vorstellen könne. Er konnte, und ab März 2020 übernahm das Team des Kulturrings die Leitung des MAXIE-Treffs. Eine Bedingung der Genossenschaft war: Sichtbarkeit der Institution im Kienberger Kiez, also Angebote für und von Anwohnern. Das war ganz im Sinne des Kulturrings. In Zusammenarbeit mit der Genossenschaft ist seitdem eine im ganzen Kiez und darüber hinaus beliebte Begegnungsstätte für Jung und Alt entstanden. Das Programm ist vielfältig, und unter www.wg-wuhletal.de/maxie-treff besteht die Möglichkeit, sich über die aktuellen Angebote zu informieren. Den Charakter der Angebote beschreibt Uwe als soziokulturelle Arbeit. Gestaltet und getragen wird das Ganze von ihm als Projektleiter und weiteren sieben Mitarbeitern, die über Förderprogramme des Jobcenters ihren Weg zu ihm gefunden haben. Die Kooperation mit der Genossenschaft macht allen Beteiligten sehr viel Freude, sie ist quasi eine Win-Win-Situation, gestattet eine gesicherte und kontinuierliche Arbeit. Für die Bewohner und den Kiez ist sie bereichernd und äußerst sinnvoll. Ich frage mich, ob diese Form der Zusammenarbeit in Berlin ausbaufähig ist.
Genug geredet. Uwe möchte mir unbedingt bei einem Rundgang die weiteren Vorzüge des MAXIE-Treffs präsentieren. Was ich schon von Weitem ahnte: Platzmangel ist hier definitiv kein Problem. Helle, lichte Räume bekomme ich zu sehen, eine großzügig eingerichtete Küche und einen weitläufigen Garten, der in die Grünanlagen der angrenzenden Genossenschaftshäuser übergeht.
Hier finden im Sommer viele Veranstaltungen statt. Gerade werden erste Vorbereitungen für das Open-Air-Konzert am Nachmittag getroffen. Erwartet werden fünfzig bis sechzig Besucher, die der Musik des Duos „Friedrich &Wiesenhütter“ lauschen wollen. Ich lasse es mir nicht nehmen, eine Woche später beim gut besuchten Sommerfest der Genossenschaft noch einmal vorbeizuschauen. Auf der Gartenterrasse präsentiert sich zu Musik eine Line-Dance-Gruppe, die mit einer einstudierten Choreographie von Denise, einer langjährigen Mitarbeiterin des Kulturrings, einen fulminanten Auftritt hinlegt.
Wenige Tage später bin ich wieder mit Uwe verabredet. Zwar an anderem Ort, aber auch dort ist er der Verantwortliche. Nur hat er diesmal nicht so viel Zeit für mich, denn er betreut gerade eine Veranstaltung. Der Mietertreff WuhleAnger macht seinem Namen alle Ehre, es treffen sich gerade Mieter. Der Treff gehört zur Berlin-Brandenburgischen Wohnungsbaugenossenschaft eG und befindet sich in der Schleusinger Str. 8 in Marzahn. Die Besucher lassen es sich gut gehen bei einer Veranstaltung mit einer Kleinkunstdarstellerin auf kleiner Bühne. Zugegeben: für meinen Geschmack doch recht deftiger Humor. Aber die Stimmung ist gut im Raum, und die ca. 40 Besucher machen ordentlich mit. Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen erzählt mir Uwe von seinem herzlichen Verhältnis zu den Mietern. Es ist schon wichtig, vor Ort zu sein, immer ein offenes, freundliches Ohr für das nicht mehr ganz junge Publikum zu haben. Später bei der Verabschiedung der Gäste draußen vor Tür die Bestätigung: Kaum jemand geht, ohne nicht gleich nach der nächsten Veranstaltung zu fragen. Und Uwe? Der scheint alle Namen zu kennen und hat jetzt noch weniger Zeit für mich. Ich verabschiede mich mit dem Gefühl, wieder eine neue Seite der vielfältigen Arbeit des Kulturrings kennengelernt zu haben.