„Arbeitslos ist voll, voll blöd. Das wollen wir ganz bestimmt nicht sein.“ Das rappten drei Jungs deutscher, russischer und polnischer Herkunft, die 2008 die Reinecke-Fuchs-Grundschule in Reinickendorf besuchten. Mit ihrem Song fanden sie Eingang in ein liebevoll gestaltetes Notenheft des Kulturrings mit Kinderzeichnungen. „Lieder für Kinder. Texte und Geschichten“. Es macht Spaß, darin zu blättern. Und es ist doch viel mehr als ein Song-Buch. Mein Besuch im Medienpoint in der Provinzstraße 45/46 macht das mehr als deutlich. Dort löste ein Anruf des Jobcenters Reinickendorf große Freude aus. Die Förderung geht weiter. Die Projekte gehen weiter. Die Regale sind prall gefüllt mit tollen Büchern, DVDs, CDs und all den anderen Dingen, die kostenlos unter das Volk gebracht werden wollen. Zeit also, über die schönen Dinge im Leben zu reden, und da wäre allemal das langjährige Bestehen der Institution zu nennen. Dank der großen Spendenbereitschaft aus dem Umfeld und des enormen Engagements der Mitarbeiter, damals wie heute, konnte ein breites Angebot aufgebaut werden. Darüber wollen mir meine Gesprächspartner, die Koordinatorin Astrid Lehmann und ihr langjähriger Mitarbeiter Andreas Molter, berichten.
Ein fester Programmpunkt im Jahresverlauf sind die Bastelangebote, die in Zusammenarbeit mit den KITAs im Bezirk veranstaltet werden. Eine Auswahl der Ergebnisse wird in den Räumen des Medienpoints ausgestellt und lacht uns beim Gespräch bunt von den Wänden an. Eine wunderbare Ergänzung ist die jährliche „Kinderkunstmeile“. Die teilnehmenden Kinder erfüllt es mit Stolz, ihre selbstgemalten Bilder und anderen Kunstwerke in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ferner gibt es ein Integrationsangebot „Jugend und Kultur“. Der Name ist Programm, und in einer Stadt wie Berlin ist die Vielfalt der Themen garantiert, sie liegen quasi auf der Straße und müssen nur aufgehoben werden. Ein Thema war zum Beispiel „Das Gericht der Tiere“, ein gemeinsam einstudiertes und aufgeführtes Theaterstück mit Jugendlichen unterschiedlicher Kulturen. Geschichtsprojekte waren und sind auch hier ein Arbeitsschwerpunkt. Neben zahlreichen Recherchen zu Gedenkzeichen im Bezirk, die Eingang in eine Datenbank fanden, widmete sich der Kulturring-Mitarbeiter Andreas Kozik dem Thema „Polenaktion 1938“ und recherchierte zur gewaltsamen Deportation polnischer Juden aus Deutschland. Die detaillierten Forschungsergebnisse sind auf der Website www.kulturring.berlin/polenaktion-1938 nachzulesen. Zeitlich an dieses Projekt anknüpfend, haben Mitarbeiter des Medienpoints autobiografische Berichte von Seniorinnen über ihre Erlebnisse der Nachkriegszeit ab 1945 dokumentiert. Und gerade für die vielen Neu-Berliner gingen in den vergangenen Jahren Kulturring-Teams auf die Suche nach Kieztouren, stellten interessante Spaziergänge über Friedhöfe und zu besonderen Orten im Bezirk zusammen.
Soweit die Auswahl, die von Vielfalt und Abwechslung zeugt. Die Arbeit, die hier und in allen Medienpoints des Kulturrings geleistet wird, erledigen Mitarbeiter, die vom Jobcenter gefördert werden, die ehrenamtlich oder im Bundesfreiwilligendiest für die Allgemeinheit tätig sind. Die Türen des Medienpoints sind offen, willkommen ist jeder. Ob klein und groß, alt und jung, alle können die Angebote kostenlos nutzen. Und alle können auch mitmachen, können sich freiwillig engagieren. Die Antwort auf meine Frage nach der Motivation der Teammitglieder belegt dieses Engagement sehr eindrucksvoll: Die Arbeit im Team selbst und die Gespräche mit den unterschiedlichsten Besuchern machen Spaß. Ausdruck dessen ist die Beschreibung, wie dies umgesetzt wird: Dazu braucht es Kreativität, Organisationstalent, Zuverlässigkeit, Offenheit und ein Herz für seine Mitmenschen. So haben mir Astrid und Andreas in unserem Gespräch ihre tägliche Arbeit seit nunmehr achtzehn Jahren beschrieben. Kurz: Es ist soziale Arbeit im besten Sinne, orientiert am Gemeinwohl. Allemal gute Gründe, dieses Engagement langfristig zu unterstützen und ohne Unterbrechungen auf sichere Füße zu stellen.