Tour 30: Medienpoint Pankow

Udo Holländer

Anknüpfend an zwei Reinickendorfer Rechercheprojekte, wurde auch in Pankow fleißig nach historischen Spuren geforscht. Im Medienpoint in der Senefelderstraße 13 sitzt uns erneut Astrid Lehmann gegenüber, auch für diesen Bezirk ist sie zuständig. Sie stellt uns das Projekt „Gedenkzeichen“ vor: Hier bündeln sich die Ergebnisse aus der Erfassung von Gedenkzeichen, Skulpturen und Denkmälern. Dazu gehören auch Informationen über die Stolpersteine im Bezirk, die zum Gedenken an von 1933 bis 1945 deportierte und ermordete Menschen verlegt wurden. Dabei geht mir durch den Kopf: Vielleicht wäre ein Nachfolgeprojekt mit der Fragestellung sinnvoll, was aus diesen Erinnerungszeichen geworden ist, in welchem Zustand sie sich befinden. Möglicherweise braucht der Bezirk hier Unterstützung. Und die vielen Migranten, unsere neuen Nachbarn, könnten sich mit der Geschichte in ihrem neuen Umfeld hautnah beschäftigen. In einem weiteren Projekt wurde zu Biographien von Seniorinnen aus dem Bezirk recherchiert. Entstanden sind unter anderem zwei Publikationen: „Brot ist Leben – Martha Hartmann erinnert sich“ über die Alte Bäckerei ín der Wollankstraße, und „Erinnerungen an meinen Vater“ von Hella Schermer-Grünberg über den Schriftsteller Karl Grünberg (Brennende Ruhr/Kapp-Putsch).

Hinter dem Projekt „Frauen in Handwerk und Technik“ verbirgt sich eine umfangreiche Datenbank für Mädchen und junge Frauen zur Unterstützung bei der Suche nach Betrieben, die im handwerklichen und technischen Bereich gerne mehr Frauen ausbilden würden. Auf der Website des Kulturrings kann dieses Projekt abgerufen werden (www.kulturring.berlin/projekte/frauen-in-handwerk-und-technik).

Völlig überraschend für mich kam Astrids Mitarbeiter Sven Kruschke dann noch mit einer weiteren Datenbank um die Ecke: der „Berlin-Bibliothek“. Nicht für den Gesamtbestand des Medienpoints gedacht, sondern ausschließlich zum Thema Berlin. Zeitlich eingegrenzt auf etwa die letzten 100 Jahre Stadtgeschichte sollen es derzeit 3.500 Bücher sein, die darin erfasst sind. Ich suche Literatur zum Aufbau der Rätestrukturen nach der Revolution von 1918? Kein Problem: Suchmaske aufrufen, Stichwort eingeben, Signatur merken und im Team nach dem Standort im Regal fragen. Mit etwas Glück sollte da etwas zu finden sein. Wieviele Mitarbeiter beim Aufbau mögen da beteiligt sein? Als leidenschaftlicher Liebhaber der Berliner Stadtgeschichte werde ich mich wohl selbst einmal näher mit dieser Berlin-Sammlung beschäftigen.

Dann wären da noch die Workshops mit Künstlern zu nennen, die vielen Sommerkunstevents im Kinder- und Jugendkulturzentrum MAXIM in Weißensee und nicht zu vergessen „Die Schreibzwerge“ von und mit Kitakindern aus Prenzlauer Berg. Eine Broschüre über Sakralbauten im Historismus entstand im Rahmen der Kirchenbaudokumentation KIDOK und zeugt von vielfältiger und spannender Arbeit im Bezirk. Dafür steht auch die Zusammenarbeit mit dem „Tourist Information Center TIC“ auf dem Gelände der Kulturbrauerei. Seit 2005 wird die touristische Beratung dort personell über den Kulturring unterstützt, ein Projekt, das für den Bezirk wichtig ist und von ihm und dem Jobcenter über all die Jahre gefördert wurde.

Zwei langjährige Mitglieder des Kulturrings sind in Pankow schon seit vielen Jahren aktiv, erfahre ich, und wurden mehrfach geehrt und ausgezeichnet. Tatiana Burghenn-­Arsenié zeichnete Gebäude und andere Sehenswürdigkeiten aus Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee. Ihre Zeichnungen wurden im Buch „gezeichnet.Pankow“ festgehalten und bereits mehrfach ausgestellt. Seit vielen Jahren engagiert sich Ingrid Landmesser im St. Elisabeth-Stift. Sie rief den „Hausgemachten Kintopp“ ins Leben und bereichert so den Alltag der Senioren und Seniorinnen durch Filmvorführungen und Vorträge im und rund um das Stift.

Zum Schluss des Tages denke ich: Es war doch nicht nur der Medienpoint wie immer. Es war viel mehr, und vieles war für mich neu. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, es hat Spaß gemacht. Danke Astrid! Und danke Uwe für das Bannerfoto! Aber es geht weiter, die Tour ist noch nicht zu Ende, der Ring noch nicht geschlossen.

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