Wir feiern ein Fest

Hannelore Sigbjoernsen

Auf fast neunzig A4-Seiten hat der ehemalige Geschäftsführer des Kulturring Ingo Knechtel Ereignisse, Publikationen, Veranstaltungs- und Arbeitsorte, Mitgliederversammlungen und Vorstandswahlen und anderes mehr seit der Gründung des Vereins 1994 bis 2019 akribisch aufgelistet. Welch eine Vereinsgeschichte! Die Zahl der Mitarbeiter bis in 2024 ließe sich feststellen, auch die Namen, der Projekte, die realisiert wurden. Doch wie misst man die Anstrengungen und Aufwendungen für ihre Umsetzung, ihre Fortführung, ihren öffentlichen Erfolg? Dazu wären frühere und gegenwärtige Vorstandsmitglieder zu befragen, ebenso ehemalige Leitungsteams und das aktuelle. Mehr aber noch: viele, viele Vereinsmitglieder und die über die Jahre fleißigen und engagierten Mitarbeiter. Beim Senat, in Bezirksämtern, Jobcentern und Arbeitsagenturen, aber auch bei der EU, hat man sich in den 30 Jahren ziemlich häufig mit dem Kulturring und seinen Unterlagen beschäftigt. Gut denkbar, dass dort über den einen oder anderen Antrag der Kopf geschüttelt wurde oder dass etwas abgelehnt werden musste. Das alles lässt sich nicht mehr erfassen. Am Ende zählt das, was in der Chronologie festgehalten ist, was realisiert, was umgesetzt wurde. Und das ist sehr, sehr viel! Hoffentlich gelingt es uns, dass sich das Beste davon, dass sich Kulturring-Höhepunkte in der geplanten Ausstellung „30 Jahre ­Kulturring Berlin“ widerspiegeln, die am Festtag, am 3. Juni, im Studio Bildende Kunst in Lichtenberg gezeigt wird. Schon seit Jahresbeginn wird in den kultur.txt mit der „Tour 30“ durch die Berliner Bezirke, in denen der Kulturring präsent ist, dargestellt, was dort veranstaltet wurde oder gegenwärtig stattfindet. Schaut man sich die letzten Seiten der Hefte, die grün unterlegten mit der Überschrift „Weitere Projekte in den Bezirken“, an, erhält man annähernd einen Überblick über die Vielfalt der Publikationen, ihren Themenreichtum sowie die Breite der Aktionen, die den Verein in seiner dreißigjährigen Geschichte bis heute ausmachen. Kürzlich drückte mir eine ehemalige Mitarbeiterin des Vereins ihr Kompliment und ihre Gratulation für die 30 Jahre seines Bestehens so aus: Nach 1990 waren ja so viele von uns in der Situation, sich neu orientieren zu müssen. Der Kulturring war wie eine Insel. Man musste sich nicht klein machen, weil man arbeitslos war. Man wurde rundum akzeptiert. Man fand Vertrauenspersonen, konnte auf Augenhöhe miteinander sprechen und musste sich keinem Konkurrenzkampf stellen. Die neu gestellten Aufgaben haben nicht geschadet, und dazu gab es noch Weiterbildungsmaßnahmen, um sich in der veränderten Welt zurecht zu finden. Darum: Lasst uns feiern! Lasst uns über Vergangenes erzählen und über die Zukunft des Vereins gemeinsam Pläne schmieden!

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