Die TOUR 30 nimmt Fahrt auf, wortwörtlich. In Kreuzberg steige ich in die U7 Richtung Spandau. Spandau bei Berlin – so hatte ich es schon gelernt, bevor ich nach Berlin gezogen bin. Meine Tour durch fast alle Bezirke führt mich heute zu den dortigen Medienpoints. Ich überquere die Havel über die Seebrücke: Weite Sicht, Boote, Sonnenschein und das Wetter recht frisch bei blauem Himmel. Alles hat ein klein wenig maritimes Flair, nicht umsonst heißt die Gegend Wasserstadt. Gut gelaunt betrete ich meine erste Station und werde mit ebenso guter Laune von Bernhard Korte empfangen. Er hat schon Infomaterial bereitliegen.
Als erstes erfahre ich, dass die Gründung des Medienpoints unter dem Dach des Kulturing im Jahr 2004 in der alten Stadtbücherei (Seegefelder Straße) erfolgte, und dass er nach deren Schließung im September 2016 zu seiner heutigen Adresse, in die Hugo-Cassierer-Straße 4 umgezogen ist. Wow, das ist schon mal eine lange Zeit. Wie mir schon in den zuvor besuchten Medienpoints berichtet wurde, geht es auch hier darum, einen offenen Raum des sozialen Miteinanders anzubieten. Und das klappt sehr gut, denn dank des hohen Spendenaufkommens können in dem eher kleinen Medienpoint ständig viele Bücher, CDs, DVDs, Schallplatten und Blu-rays kostenlos an Menschen aus der Nachbarschaft abgegeben werden. Bücher kommen rein, Bücher gehen raus. Ich selbst habe mich schon mit drei großen Bücherkisten an diesem Kreislauf beteiligt. Was für ein Service: Mitarbeiter sind extra aus Spandau mit dem Transporter bei mir vorgefahren. Da wären wir allerdings bei einem Thema angelangt, das wenig Freude macht. Im Zuge aktueller Sparzwänge fällt im sozialen Bereich so manches weg, demnächst wohl das besagte Auto. Aber das soll uns jetzt nicht die Stimmung verderben. Viel lieber schreibe ich über die Aktivitäten im lokalen Umfeld, von denen mir berichtet wird. Da ist zunächst „Das soziale, gesunde und internationale Spandau“, eine Veranstaltung des Bezirksamtes, bei der seit 2007 der Medienpoint regelmäßig mit einem Stand vertreten ist. Dann gibt es Beteiligungen an verschiedenen kirchlichen Initiativen wie der Berliner Suppenküche und „Laib und Seele“, wo das Team jeweils mit einem eigenen Stand präsent ist. Im Rahmen der Flüchtlingshilfe wurden Unterkunftsheime mit fremdsprachigen Medien ausgestattet. Ferner ist der Medienpoint auch in drei Quartiersmanagements vor Ort engagiert. Mit dieser Unterstützung konnten bisher viele kleinere Projekte im Veranstaltungsbereich realisiert werden.
Abschließend erfahre ich, dass es in Spandau im Laufe der Jahre neben den Medienpoints noch eine Reihe weiterer Projekte gegeben hat, worüber aber an anderer Stelle in dieser Ausgabe von Kultur.txt berichtet wird. Für all diese Projekte sind viele Gespräche mit vielen Menschen geführt worden. Wohl auch wegen dieser Außenaktivitäten finden jährlich 16.000 bis 20.000 Besucher den Weg in die Räumlichkeiten des Medienpoints. Hut ab! Man merkt, dass diese Einrichtungen gebraucht werden.
Tour 30: Medienpoint Spandau und Kindermedienpoint Spandau
Der Kindermedienpoint Spandau
Wir sind nun im Auto unterwegs zur zweiten Station meines Besuchs, dem Standort des Kindermedienpoints. Um die Innenstadt Spandaus zu meiden, fahren wir einen kleinen Umweg durch eher ländlich anmutende Gegenden. Und doch, wir sind immer noch in Spandau. Die Eröffnung des Kindermedienpoints erfolgte 2009. Auch hier das Ziel: Kinder zum Lesen zu bringen. Nur die Komponenten Wohlgefühl und Geborgenheit sind hier etwas wichtiger. Ich denke an die rund siebzig gelesenen Karl-May-Bände meiner eigenen Kindheit und kann gut nachvollziehen, dass diese wohlsortierte Kinderbibliothek heutzutage trotz Handy und Computer ein Sehnsuchtsort sein kann. Ich treffe auf Mitarbeiterinnen, die fleißig bastelnd die baldige Ankunft der Kinderscharen vorbereiten und schaue noch einmal auf das eingangs erwähnte Informationsmaterial. Dort finde ich Hinweise auf die wöchentliche Lesereihe „Geschichten aus aller Welt im kleinen Lesezimmer“ und auf eine Veranstaltung mit „Spaß an gesundem Kochen und Backen“. Frühlingsfeste und Faschingsparty werden dort ebenso genannt wie Hausaufgabenbetreuung. Etwas eng die Räumlichkeiten, aber alles schön bunt. Inmittten dieser Buntheit bitte ich die anwesenden Damen … nein, nicht zum Tanz … aber um ein freundliches Lächeln für das Gruppenfoto mit dem mittlerweile bekannten Banner zu meiner Rundreise. Das hatte vorher mit den anderen Mitarbeitern auch schon bestens geklappt.
Charlottenburg-Wilmersdorf
Erwähnt werden sollte noch ein weiteres Objekt, das ebenfalls in den Verantwortungsbereich von Bernhard Korte fällt. Im Jahr 2007 wurde in diesem Bezirk ein Medienpoint eröffnet, der einen kleinen, aber feinen, bildungshungrigen Nutzerkreis hatte. Auch hier bewährte es sich, Bücherwünsche im Tausch oder auf Anfrage mit Hilfe anderer Medienpoints zu erfüllen. Zum fünften Geburtstag wurde ein kleines Fest mit deren Mitarbeitern und Anwohnern gefeiert, bei dem eine damals noch bestehende Band des Kulturrings auftrat. Auch der zehnte Geburtstag konnte noch gefeiert werden. Danach hat der Verein jedoch entschieden, die Räume für Recherchearbeiten des Projekts Rosa Winkel zu nutzen, welches im nächsten Heft näher besprochen wird.
Was bringt die Zukunft?
Ich bedanke mich bei Herrn Korte sowie seinem Team und verabschiede mich mit dem Gefühl, wieder ein gutes Gespräch geführt zu haben. Sein abschließender Wunsch: Planbarkeit in der Arbeit, Stabilität, solide Finanzierung. Und ganz rosarot gedacht: wieder einen Medienpoint in Staaken, denn den gab es schon einmal. Mal sehen, wie es weitergeht. Im nächsten Journal bin ich wieder dabei im Rahmen der TOUR 30. Bis dahin! Jetzt fahre ich erst einmal wieder rein nach Berlin.