Lange Nacht der Bilder 2023

Inge Gräber, Heinz-Hermann Jurczek

Jedes Jahr präsentieren sich zum Ausklang des Sommers Bildende Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken in Galerien, ­Ateliers und anderen, auch ungewöhnlichen, Kunstorten in Lichtenberg einem kunstbegeisterten Publikum. Die „Lange Nacht der Bilder“ findet in diesem Jahr zum sechzehnten Mal statt und zwar am Freitag, 1. September von 18 Uhr bis Mitternacht. Veranstaltet und organisiert wird sie vom Bezirksamt Lichtenberg, Fachbereich Kunst und Kultur mit Unterstützung eines Teams des ­Kulturrings. Die Veranstaltung gilt als das größte Kunstereignis des Bezirks im Jahresverlauf und ist zu einer wahren Tradition geworden.

Das Organisationsteam im Kunstraum GISELA um Inge Gräber und Heinz-­Hermann Jurczek hat alle Hände voll zu tun, die Kreativen mit ihren Kunstorten in das umfangreiche Programm einzuladen und interessante geführte Touren per Fahrrad und zu Fuß zusammenzustellen. Darunter  auch eine Tour in englischer und eine weitere in ukrainischer Sprache. Die zentrale Eröffnungsfeier findet im Hof des Rathauses Lichtenberg statt.

Bei Durchsicht der über einhundert Anmeldungen zur Langen Nacht der Bilder tauchen neben den bekannten Mitwirkenden auch viele neue Namen auf. Auffällig ist die große Bandbreite unterschiedlichster Medien und Aktionen. Wie nie zuvor in der Langen Nacht planen Einrichtungen und zahlreiche Künstlerinnen und Künstler Aktionen im öffentlichen Raum.

Die Stiftung Stadtkultur wird ein ­Zimmer auf dem Wartenberger Kirchplatz in Neu-Hohenschönhausen präsentieren. Dort entsteht ein mobiler Bau, der Anwohnerinnen und Anwohnern zur freien Nutzung überlassen wird, um sich mit Nachbar:innen zu treffen und gemeinsam kreativ zu betätigen. Unweit davon veranstaltet das studio im HOCHHAUS ein „Performance Kunst Festival“. Doch damit nicht genug: Der Künstler Jeremy Knowles inszeniert eine Klangkunstaktion auf dem Vorplatz vor dem S- und U-Bahnhof Lichtenberg. Theo Thiesmeier projiziert seine Fotoserie „Handschuhe“ auf dem Gehweg vor seinem Studio in der Pfarrstraße. Im Kiezgarten Heinrichtreff wartet man mit einer Plein-Air-Malaktion auf. „Hier soll das größte Bild von Lichtenberg entstehen“, so die Ausrichter vom Weitlingkiez-Kollektiv. Die Theatergasse in Karlshorst verwandelt sich in einen pulsierenden Ort der Magie unter insektenfreundlicher Beleuchtung. Die Malerin Stefanie Bock zeigt in diesem mobilen Ausstellungsformat Bilder von Stadtlandschaften mit Häusermeeren. Landschaftsbilder von Rudolf Bloch können an diesem Abend unter freiem Himmel ersteigert werden. Bemerkenswert sind auch die spitzfindigen Themen, die es in den Ateliers der Künstler:innen zu entdecken gibt: Cati Laporte (Studios ID) verbindet 99 Hüte und Knöpfe mit zwölf Stickereien. Mit Augenzwinkern bezieht sie sich auf Kunst- und Literaturgeschichte. Der koreanische Künstler Seeung Hee Lee (Studios ID) schafft eine variable Installation. Eine Geschichte, die mit Wortfragmenten rekonstruiert wird. Es geht um ausgelöschte Geschichte, mühsam wieder zusammengefügt. Die Besucher:innen sind gefordert, selbst aktiv diese Geschichte herauszufinden.

Julia Buchenrieder in der HB 55 lädt ihre Gäste dazu ein, gemeinsam ihre Kunst zu genießen mit einer musikalischen Mischung aus experimentellem House, Ambient und Jazz. Ein „save space“ für „people of colour (POC) und LBGTQ. Die Künstlerin Ellen Maiorano beschäftigt sich in ihrer Videoinstallation und in ihren Bildern mit der Vergänglichkeit von Emotionen, ausgedrückt in Tränen. Ebenfalls in der HB 55 präsentiert Chatt Gordon Wright seine Tapisserienachbildung, angefertigt nach einer klassischen Skizze, die er in einen lebendigen Wandteppich verwandelt hat. Die Künstlergruppe Fade Out zeigt eine Ausstellung mit dem Titel „Upcycling“: Eine künstlerische Install­ation aus Kleidung und Stoffen, wiederaufbereiteten Möbeln und Kunstwerken, die mit abstrakten Motiven bemalt sind. Für Freunde der Street Art lohnt sich ein Besuch im Studio Seboh-Creation. Der Künstler erschafft großformatige kraftvolle Kompositionen mit Sprüh- und Acrylfarben.

Ein weiteres Highlight der diesjährigen Langen Nacht findet in der FAHRBEREITSCHAFT statt. Erstmalig ist eine kuratierte Gruppenausstellung mit Werken von weltberühmten Künstlern aus der Sammlung Haubrok zu sehen („The Collection“, Jimmie Durham, Olafur Eliasson, Hans-Peter Feldmann, Candida Höfer, Martin Kippenberger, Piero Manzoni, Roman Opalka, Gerhard Richter und viele andere).

Das Programm der Langen Nacht der ­Bilder ist auch in diesem Jahr wieder mehr als reichhaltig. Eine vielversprechende Lange Nacht 2023 kündigt sich an. Es lohnt sich, das Ereignis im Terminkalender vorzumerken, um es keinesfalls zu verpassen.

www.langenachtderbilder.de

Kunst ist für mich: der visuelle Denkansporn für mich und die Betrachtenden,  sich einem Thema zu widmen und dieses bis ins Detail zu zerdenken. Kunst ist für mich, wenn es nach Terpentin und Ölfarbe riecht.

Ich öffne meine Tür, weil: ich mich freue dieses Jahr das erste Mal im Bezirk Lichtenberg dabei zu sein. Mein vorheriges Atelier war in Weißensee und somit ist es für mich umso spannender, die lange Nacht der Bilder hier mitzuerleben. Ich freue mich auf den Austausch mit Besucher:innen und den Kunstschaffenden aus dem Studio ID.

Künstlerische Arbeit bedeutet für mich in Resonanz zu treten mit mir selbst und mit der Welt, die sinnliche Wahrnehmung umzuwandeln in ästhetisch und symbolisch erlebbare Artefakte.

Der Antrieb für meine künstlerische Arbeit ist Neugier und Vorfreude. Ich experimentiere gerne mit unterschiedlichen künstlerischen Medien und Techniken.

Eine gelungene Lange Nacht der Bilder bedeutet für mich, möglichst vielen Menschen die Gelegenheit zu bieten, den Blick auf die Kunst zu richten, und sich mit ihr auseinandersetzen zu können.

Ich öffne mein Atelier, um Teil eines spannenden Projektes zu sein und mit interessierten Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch über meine Arbeiten und Kunst im Allgemeinen zu kommen.

Für mich bedeutet Kunst, zu wählen. Die Wahl, was ich sagen will, die Wahl, was ich nicht sagen will. Ich glaube auch, dass jede künstlerische Arbeit von einem Bedürfnis angetrieben wird. Dieses Bedürfnis weiterhin zu spüren, ist das, was mich antreibt.

Ich öffne meine Tür für die lange Nacht der Bilder, weil die Begegnung und der Empfang von Kunst­interessierten immer eine Bereicherung und ein wertvoller Austausch ist, der nicht verloren gehen darf.

Als Mensch und Lateinamerikanerin war ich mein ganzes Leben lang mit Herausforderungen konfrontiert. Meine Arbeit ist ein Zeuge, wie ich versuche, mit ihnen fertig zu werden.

Indem ich vergangene Schmerzen und Unsicherheiten umarmte und kulturelle Überzeugungen hinterfrage, habe ich meinen eigenen Weg zur Selbstliebe und Freiheit entdeckt. Durch meine Arbeit möchte ich meine Erfahrungen teilen.

Sinnlichkeit ist für mich der Schlüssel, der die Betrachter dazu einlädt, ihre inneren Bedürfnisse als erotische Wesen zu erforschen und sie mit der inhärenten Freude am Leben zu erleben. Als Künstlerin arbeite ich im Verbund mit dem Geist der Natur­. Es verbindet den physischen Körper mit einem tiefen menschlichen Sinn, weshalb meine Arbeit nicht auf das Geschlecht beschränkt ist.

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