Öland – Besuch aus Schweden

Udo Holländer

Berlin bekommt viel Besuch aus aller Welt. Nicht alle kommen, um den Kulturring in Berlin kennen zu lernen. Aber manche schon. So folgten Anfang März drei sympathische Schweden von der Ferieninsel Öland unserer Einladung. In einer Begrüßungs­runde stellten sie sich vor: Ein Fotograf, eine Film- und Theaterschaffende sowie eine Medienpädagogin. Alle drei arbeiten an einer Abendschule, was in Deutschland etwa einer Einrichtung im Bereich des Zweiten Bildungsweges entspricht. Vorausgegangen waren Gespräche per E-Mail und Zoom, in denen beide Seiten einen ersten Kontakt aus der Ferne knüpften. Der Anlass für dieses erneute Kennenlernen in Berlin war ein von der EU ins Leben gerufenes Programm, das wir nun gemeinsam weiter entwickeln wollten. Es galt herauszufinden, ob beide Seiten inhaltlich und atmosphärisch zueinander finden können. Um es vorweg zu nehmen: Ja. Es hat wunderbar geklappt und es sieht schon jetzt nach einer weiteren sehr gedeihlichen Zusammenarbeit aus.

Der Projekttitel lautet „beyond fifty five“, frei übersetzt: „jenseits von 55“. Jenseits wovon? Von Afrika, von Eden? Nein wohl eher nicht. Aber wenn jetzt das Wort Lebenserfahrung ins Spiel kommt, wird die Spur schon deutlicher. Nicht Schulklassen, nicht Jugendliche sind diesmal die Zielgruppe, sondern Menschen, die mit Lebenserfahrung in die Zukunft blicken und vielleicht das eine oder andere aus ihrer jeweiligen Lebenswelt zu berichten haben: also wir hier aus Berlin und unsere Gäste von der schwedischen Insel.

Als Ausgangspunkt einer zukünftigen Zu-sammenarbeit erschien uns ein spielerisch-visueller Zugang als gangbarer Weg. Zumal sich so auch eventuelle Sprachbarrieren elegant umgehen ließen. So war grob der Plan. Und ganz in diesem Sinne hatten unsere Gäste in der Tat bereits entsprechende Geschenke für uns im Gepäck! Diese stellten sie uns dann auch im Rahmen eines anschließenden Workshops vor: Zum einen gab es Videosequenzen, in denen sich heimische Kursteilnehmer kurz vorstellten, zum anderen Bilder, die einen Fensterblick aus den jeweiligen Wohnungen unserer Gäste gewährten. Schnell wurde klar: Wenig überraschend offenbarte sich uns Berlinern eine etwas andere, irgendwie ruhigere und entspanntere Lebenswelt. Und da es sich um einen Workshop handelte, ging es auch gleich mit kreativer Arbeit weiter: Wir Stadtberliner sollten nun diese Inselbilder auf uns wirken lassen und sie assoziativ zueinander in Beziehung setzen, natürlich ebenfalls in Form von Bildern. Als Medium für die digitale Darstellung und einen späteren Austausch stand uns ein sehr einfach zu handhabendes Programm zur Verfügung. Das klappte auf dieser visuellen Ebene alles erstaunlich gut und am Ende hatten wir nach kurzer Zeit eine Bildergeschichte zusammengebastelt.

Geschichte in Bildern erzählen, dieser Gedanke wird das Projekt wohl auch in Zukunft tragen. Was aber niemanden auf der fernen Insel oder im heimischen Berlin zukünftig davon abhalten sollte, auch kleine Texte, wenn auch nur bild- oder videobegleitend, beizusteuern. So Wunsch, Hoffnung und Plan. Das Treffen hat jedenfalls Spaß gemacht und wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht.

Was aber auch zur Sprache kam: Das Leben auf der Insel ist teuer, im Norden mehr als im Süden und nicht jeder kann es sich leisten, dort zu leben. Das wiederum ist auch hier in Berlin (von Hiddensee ganz zu schweigen) kein unbekanntes Thema. Dies wurde in der Schlussrunde nur kurz angemerkt – damit nicht zu viel Sozialromantik aufkommt.

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