AG Rosa Winkel

Bernhard Korte

Die Ausstellung „Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft, Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit“ in Bremerhaven

Es ist schon einige Tage her, dass die bereits erfolgreiche Wanderstellung „Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft, Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit“ der im Kulturring angesiedelten Arbeitsgemeinschaft Rosa Winkel interessierten Besuchern gezeigt werden konnte. Nicht zuletzt die massiven Einschränkungen, bedingt durch die weltweite Pandemie in den vergangenen zwei Jahren, führten dazu, dass eine in Berlin schon geplante Ausstellung kurzfristig abgesagt wurde.

Diese umfängliche Schau hat in unterschiedlichsten Formen und Aktualitäten in den vergangenen dreiundzwanzig Jahren bzw. seit ihrer Entstehung bereits achtzehn Ausstellungseröffnungen erlebt. Darunter sind Städte wie Stuttgart, Leipzig, Idar-Oberstein, ­Hattingen, Quedlinburg, Rockhausen, Dortmund, Sachsenhausen und Potsdam zu finden. Aber auch in der Bundeshauptstadt Berlin war sie gut besucht: in der Akademie der Künste, dem Moabiter Kriminalgericht, dem Museum Mitte, sowie dem Spandauer, Treptower und Charlottenburger Rathaus und sogar im Deutschen Bundestag war sie zu Gast. Auf Rückfragen bei den jeweiligen Ausstellern erfährt man immer wieder, dass ein großer Teil der Bekanntmachung über Mundpropaganda und über die in Teilen bereits überarbeitete Website der AG (www.rosawinkel.kulturring.berlin) erfolgte. Natürlich darf man bei der Außenwirkung auch nicht den hilfreichen Bekanntheitsgrad unserer ehemaligen AG Vorsitzenden Frau Dr. Carola Gerlach und den bei der Magnus Hirschfeld beschäftigten, heutigen Vorsitzenden, Andreas Pretzel, vergessen.

Das Team der AG Rosa Winkel war überrascht und hoch erfreut, als trotz der Hochphase der Corona-Pandemie eine erste Anfrage für eine Ausleihe der Ausstellung per E-Mail eintraf. Der Magistrat der Hansestadt Bremerhaven, vertreten durch ­Laurence ­Janßen, suchte im Rahmen des in 2023 kommenden „Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ etwas Informatives, das in mehrfacher Hinsicht die Gräueltaten eines Krieges sowie die Verfolgung von Bevölkerungsgruppen, insbesondere die von Homosexuellen und Transsexuellen thematisiert und darstellt. Die Kontaktaufnahme erfolgte nach einem Besuch auf der Website der AG, auf der mit fundierten Hintergrundinformationen unter anderem auf die Möglichkeit des Ausleihens der Ausstellung hingewiesen wird. Nach einem kurzen intensiven E-Mailaustausch, signalisierten die Mitglieder der AG, dass die Ausstellung mit einigen notwendigen Anpassungen an den Magistrat Bremerhaven verliehen wird. Projektleiter Bernd Grünheid, sowie Ehrenamtliche und die Grafikerin Gabriele Helmchen setzten die benötigten Anpassungen zügig um, sodass die insgesamt fast zwanzig Kilogramm wiegende Ausstellung, in einer wind- und wettergeschützten Großsendung per Post Anfang des neuen Jahres nach Bremerhaven geschickt werden konnte. Zwischenzeitlich brach der Kontakt zum Magistrat Bremerhaven nicht ab. So konnten schon im Vorfeld einige wichtige Hinweise der AG für die Aufhängung und Tafelauswahl sichtbar in den mitgeschickten Auflistungen sowie für die Öffentlichkeitsarbeit des Magistrats zur Ausstellung gegeben werden.

Der herzlichen Einladung folgend, nahm ich als Vertreter des Kulturring in Berlin und korrespondierendes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Rosa Winkel an der entfernt stattfindenden Ausstellung in Bremerhaven teil. Ausstellungsort war der Seniorentreffpunkt Grünhöfe im Stadtteil Geestemünde der Stadtgemeinde Bremerhaven im Land Freie Hansestadt Bremen. Diese räumlich kleine, jedoch für die Bürger*innen des Umfelds sehr wichtige soziale Einrichtung gehört zum Sozialamt des Magistrats der Stadt Bremerhaven und wird geleitet von Laurence Janßen.

Pünktlich um fünfzehn Uhr wurde die Ausstellung am 27. Januar 2023 durch Janßen mit gefühlvollen und historisch informierenden Worten zu diesem „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ feierlich eröffnet. Im Anschluss erinnerte ­Mircea ­Ionescu, der Vorsitzende der jüdischen Menorah-Gemeinde in Bremerhaven, mit einigen gedenkenden Worten an die vielen Opfergruppen, die ebenfalls verfolgt wurden oder den Tod in der NS-Zeit fanden. Nach einführenden Worten zur Geschichte der Wanderausstellung durch mich, fand über fast zwei Stunden ein reger Gedankenaustausch zwischen den rund dreißig Besuchern der Vernissage, den Ausstellern und Gästen statt.

Mit der Finissage am 17. Februar und einem ausführlichen Vortrag zum Thema „Trans* Personen während der NS-Zeit“ wird die Ausstellung einen würdigen Abschluss finden.

Die AG Rosa Winkel ist der festen Ansicht, gerade in der derzeitigen vom Krieg dominierten Situation, kann und sollte eine Ausstellung wie die über „Ausgrenzung aus der Volkgemeinschaft“ eine mahnende Aufforderung zum Nachdenken und die Rückkehr zum friedlichen Miteinander an alle Völker dieser Welt sein.

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