"Alles entsteht in meinem Kopf"

Dagmar Steinborn

sagt die Künstlerin Inka Engmann. Für Inspirationen und Ideen zu ihren Bildern braucht sie nicht einmal ein Skizzenbuch. „Ich bin gern und viel in der Natur unterwegs aber auch in der Stadt. Ich bin immer offen für neue Eindrücke. Skizzenbücher brauche ich nicht, höchstens einmal ein Foto, denn alles entsteht in meinem Kopf!“

Ihre bevorzugten Themen sind Natur, Märchen- und Fantasiewelten, aber auch Stadtlandschaften. Sie ist eine genaue Beobachterin, die jede Situation äußerst präzise künstlerisch umsetzt. So entstehen ihre filigranen Motive. „Ich könnte niemals etwas kopieren oder abmalen.“ Ihre Miniaturen auf Karton zeichnet sie mit dem feinsten Feinliner, den es gibt: 0,05 mm und 0,03 mm. Die Miniaturen sind meistens schwarz/weiß, manchmal verwendet die Künstlerin auch Bunt- oder feine Filzstifte zum Kolorieren der Werke. Der Reiz dieser Bilder entsteht durch die unzähligen Details, die erst bei genauer Betrachtung sichtbar werden.

Sie erzählen Geschichten von Paradiesvögeln, schiefen Türmen, Schafen und Ziegen. Darüber hinaus finden Traumlandschaften sowie Nachtgeschichten Eingang in ihre naiven Zeichnungen. So hat Inka Engmann ihren eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt.

„Gemalt habe ich, seit ich einen Stift halten konnte“, erzählt die Künstlerin, die 1976 geboren und in Mahlsdorf aufgewachsen ist. Heute lebt sie wieder dort.

Nach dem Abitur studierte sie an der Technischen Universität Berlin Deutsche Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte. Zeichnen ist nur ein Teil des kreativen Schaffens von Inka Engmann. Zu ihren Interessen zählt auch die Literatur. Lion Feuchtwanger, Hans Fallada und Franz Werfel gehören zu ihren Lieblingsschriftstellern. Sie selbst schreibt gerne Kurzgeschichten. Diese sind meist in der Fantasie- oder Märchenwelt angesiedelt. In verschiedenen Zeitschriften und Anthologien sind einige ihrer Kurzgeschichten erschienen. Zu nennen ist des Weiteren ein von ihr illustriertes Märchenbuch. Ihre Eltern sind ebenfalls Künstler. Der Vater Volker Engmann ist Schriftsteller, die Mutter Ingrid Engmann studierte Kunstpädagogik, arbeitete lange als Typografin im Verlag Neues Leben und illustrierte dort unzählige Kinderbücher. Sie ist eine äußerst vielseitige Künstlerin, die u.a. mit Öl-, Acrylfarben und Wachskreiden in verschiedenen Formaten arbeitet.

“Obwohl meine Mutter Malerin ist, hat sie mich nie in eine bestimmte künstlerische Richtung gedrängt. Ich sollte mich frei entfalten und ausprobieren können.“ Dadurch gelang es der Tochter, ihre eigene künstlerische Handschrift zu entwickeln. Ihre Welt ist eben die Miniaturgrafik – da sprüht ihre Fantasie ganz besonders. Sie ist neugierig und für alles offen, immer auf der Suche nach neuen kreativen Herausforderungen – mit erstaunlichen Ergebnissen.

Da Inka Engmann gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, entstanden unter ihrer Leitung mehrere sehr erfolgreiche Kunstprojekte; so betreute sie an der Caspar-David-Friedrich-Schule die Comic-Arbeitsgemeinschaft für die 7. und 8. Klasse. Ein Buch entstand in ihrer Schreibwerkstatt im Bildungszentrum am Kienberg und im Theodor-Fliedner-Heim der Evangelischen Kirche Mahlsdorf gibt sie zusammen mit ihrer Mutter Mal- und Zeichenunterricht.

Mehrfach hat sie Projekte in Zusammenarbeit mit Heidrun Schmidtke von der Freiwilligen-Agentur Marzahn-Hellersdorf durchgeführt. Derzeit entsteht ein „Wandfries für den Frieden." Dabei gestalten Menschen aller Altersgruppen ihre Gedanken zum Thema Frieden in Worten oder Zeichnungen auf farbigem Karton. Die Einzelbilder werden zu einem Wandbild zusammengefügt und in diesem Frühjahr in der Freiwilligen-Agentur, Helene-Weigel-Platz 6, 12681 Berlin, ausgestellt. 

Das alles tut die Künstlerin mit großem Engagement und viel Freude.

Der Austausch mit anderen Kunstschaffenden ist auch für sie wichtig. Seit Gründung der FrauenKunstKarawane (FKK) im Jahr 2010 ist Inka Engmann deren Mitglied.  „Das Potenzial unserer Gemeinschaft liegt in der Dynamik des Miteinanders, des Andersseins und in der künstlerischen Umsetzung des Alltäglichen und Besonderen aus der Sicht von Frauen“, heißt es auf der Internetseite. Das Kursana-Domizil in der Märkischen Allee, das Galerie-Café Bachmann oder die Mark-Twain-Bibliothek sind beliebte und wiederkehrende Ausstellungsorte.

Unter der Schirmherrschaft der ehemaligen Bürgermeisterin Dagmar Pohle präsentieren die Künstlerinnen der FKK immer im Spätsommer ihre Werke im Saal der Empfänge vom Orientalischen Garten in den Gärten der Welt. Die Arbeiten von Inka Engmann und den Teilnehmerinnen der FrauenKunstKarawane werden in der Krankenhauskirche im Wuhletal vom 14. Juli bis 27. August 2023 präsentiert. Weitere Informationen zur Künstlerin unter: www.miniatur-inka.de

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