Mit Kunstideen gegen schwere Zeiten

Hannelore Sigbjoernsen

Winter 2021/22. Nichts ging mehr. Keine Veranstaltungen, keine Treffen, kein Theater- oder Gaststättenbesuch. Ein bedrückendes Weihnachtsfest stand bevor. Umso mehr überraschte die Einladung des „GISELA Freier Kunstraum Lichtenberg“, zu einer vorweihnachtlichen Lesung mit musikalischer Begleitung. Frank-Alexander Kunz, Bärbel Ambrus sowie die Cellistin Anne Müller traten im Innenraum hinter der Schaufensterscheibe auf. Zwar durchgefroren, aber mit weihnachtlicher Vorfreude erlebte die tapfere Zuhörerschaft wohltuenden Kunstgenuss.

Betroffen von den Einschränkungen war aber auch das Graphik-Collegium Berlin e. V., das im Studio Bildende Kunst seinen Vereinssitz hat und eine Druckwerkstatt betreibt. Das Kollegium um Maja-Helen Feustel, Vorstandvorsitzende, musste sich etwas einfallen lassen. Die geniale Idee 2021 war, die Mail-Art ins Leben zu rufen, grafische Arbeiten im Format einer Postkarte wurden gefertigt und herumgeschickt. Im Atelier des Studio Bildende Kunst waren die entstandenen kleinen Kunstwerke in der Ausstellung „Postversand durch‘s Virenland „zu sehen.

Ende 2022 folgte über ein Projekt des Graphik-Collegium der erste internationale Open Call, kleine Druckgraphiken im vorgegebenen Format zu fertigen, um die Vielfalt der künstlerischen Drucktechniken und ihrer Ausdrucksmöglichkeiten zu zeigen. Das Echo: aus fünfzig Ländern gingen 315 Kunstwerke ein! Das Team vom Studio Bildende Kunst unterstützte bei der Vernissage tatkräftig, sodass diese am 11. November 2022 ein großer Erfolg wurde.

Danken möchte ich an dieser Stelle auf jeden Fall dem Lichtenberger Kulturamt, das die Aktion „1. Internationale GCB-MiniPrint 2022“ aus seinem Fonds unterstützte.

Im Dezember war eine Lesung von Cornelia Birkfeld über die Volksschauspielerin Liesl Karstadt zu erleben. Beim Familiennachmittag in der Adventszeit konnten Kunstgeschenke selbst hergestellt werden. Und wem, wie mir, Phantasie und Geschick fürs Basteln fehlten, erfuhr jede Hilfe von den Mitarbeiter:innen um Jacqueline Balzer. Das Projekt wurde aus dem Lichtenberger Kiezfonds unterstützt. Danke!

Nun aber die bittere Entscheidung von Vorstand und Geschäftsführung: Von Januar bis März wird das Haus in der John-Sieg-Straße 13 geschlossen. Der Kulturring kann die exorbitanten Heizkosten nicht mehr tragen. Das Haus ist alt und marode. Wir hoffen auf Unterstützung seitens des Bezirkes und des Senats.

Eine weitere Herausforderung, mit Kunstideen gegen schwere Zeiten anzutreten. Mit Fantasie und Tatkraft werden wir aber auch weiterhin ein vielfältiges Kulturangebot gewährleisten.

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