Wortlos

Uwe Lauterkorn

Es fällt schwer, in dieser Zeit der Unsicherheit ein Editorial zu verfassen. Ohne Worte zu schrei­ben, ist technisch nicht möglich. Wie also drückt man Sprachlosigkeit aus? Die Aufzählung der mit bedrohlichen Fragezeichen versehenen Themen hat einen bitteren Geschmack. Wir fassen zusammen: die Corona-Pandemie ist nach zweieinhalb Jahren noch immer nicht unter Kontrolle. Die Impfstoffe haben nicht die große Wende gebracht und die Gegenmaßnahmen wirken wie ein chaotisches Gespinst. Ab Herbst werden die Krankenstände zunehmen, auch die Streitgespräche werden zunehmen. Man ist müde, man ist sprachlos: alles unsicher.

Der Krieg gegen die Ukraine ist nach sechs Monaten noch immer nicht beendet. Überall fanden Hilfsaktionen statt, auch im Kulturring. Sanktionen scheinen keinen Erfolg zu bringen. Stattdessen wurde der  Spieß umgedreht und Länder der Europäischen Union mit verringerten Gaslieferungen unter massiven Druck gesetzt. Ob die Bundesregierung eine ausreichende Energiemenge für den kommenden Winter zusammenkratzen kann, ist nicht sicher.

Der Euro ist gesunken und die Preise sind gestiegen. Wie es weitergeht: alles unsicher. Besonders die Energiepreise werden allen Prognosen nach extrem steigen und niemand kann vorhersagen, wie hoch die Belastung für die Haushalte ausfallen wird: alles unsicher. Und während ich dies schreibe und viele Menschen eine ­Atempause benötigen, kommt die Nachricht, dass die Flughafenangestellten streiken und Lufthansa tausend Flüge gestrichen hat. Urlaub: unsicher.

Stopp. Innehalten. Freunde und Bekannte sagen mir, dass sie nur noch die Überschriften überfliegen und Nachrichten meiden. Das tun sie, um sich zu schützen. Denn schlimmer als ein Mangel ist die Angst davor, sie zermürbt und entmutigt.
Was hilft denn nun? Was tun? Innehalten. Und sich umschauen. Statt ins Fernsehen oder das Internet zu starren. Der beste Schutz vor drohendem Mangel und Unsicherheit ist und bleibt Zusammenhalt, Gemeinschaft, bzw. Miteinander. Leider ist das Wort „Zusammenhalt“ durch die billige Verwendung eine Worthülse geworden. Aber wir haben ja noch „Gemeinschaft“, vielleicht etwas zu religiös angehaucht. Und „Miteinander“. Wir sollten uns diese Wörter nicht von den Medien wegnehmen lassen. Die Demokratie wird auf die Probe gestellt und ihr Fundament ist das Miteinander. Im Großen (Bundestag), im Mittleren (z. B. Kulturring) und im Kleinen (Privat).

Dank der vielen MitarbeiterInnen in unseren Kultureinrichtungen, bieten wir in diesem Herbst ein besonders umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Wir freuen uns auf Sie und das Miteinander!

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