Seit über zehn Jahren habe ich meinen Computerarbeitsplatz im Medienpoint Pankow in der Senefelder Straße 13, wo bekanntlich Bücher und Medien aller Art abgegeben oder kostenlos mitgenommen werden können. Seitdem erfülle ich Bewohnern und MitarbeiterInnen des St. Elisabeth-Stift Bücherwünsche, helfe dort ehrenamtlich und schreibe auch für die Hauszeitung der Einrichtung.
So entstand zwischen dem Kulturring und dem St. Elisabeth-Stift eine wunderbare Symbiose.
„Haben Sie auch was über Hunde?“, fragt mich eine interessierte Dame aus dem Wohnbereich „Abendfrieden“, als ich einer Bewohnerin des Stiftes ihr bestelltes „Katzenbuch“ hinüberreiche. Garantiert findet sich im Point auch etwas über Hunde.
Von einer Mitarbeiterin aus dem „Regenbogen“, der „Jungen Pflege“, wusste ich von ihrer Freude an komplizierten Puzzlen. Ich brachte sie mit. Weniger geduldige Bewohnerinnen und Bewohner versorgte ich mit Einfacheren.
Ich wusste nie zuvor, wie viele Bücher über Fußball geschrieben wurden. Unsere „Medienpointer“ haben mich bestens damit versorgt, als sie von der Leidenschaft zum runden Leder eines Heimbewohners hörten, der in jungen Jahren aktiver Fußballspieler war.
Das Blättern in Kunstbänden war und ist für einen jungen Mann im Wohnbereich „Regenbogen“ und mich immer wieder Anlass zum Gedankenaustausch, um über Kunst und Künstler in Prenzlauer Berg zu reden, denen wir, unabhängig voneinander, begegnet waren. Bei meinem Stöbern im Medienpoint macht mich ein Buch neugierig: „Wunder und Rätsel der Heiligen Schrift“. Gemeinsam wollen wir, der junge Mann mit Namen Stephan und ich, wissen, welche Erkenntnisse uns dieses Buch bringen wird. Der Zufall lässt uns die Seite 354 aufschlagen: Eine Zeichnung der Steinigung des heiligen Stephanus. Mein Gesprächspartner erzählt mir, dass er vor seinem Schicksalsschlag Recherchen über die Geschichte der Stephanus-Stiftung angefangen hatte.
Eine 97-jährige Dame aus dem Wohnbereich „Abendfrieden“ sagt mir: „Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, gehe ich raus in den Garten“. „Natur hilft immer“, fügt sie hinzu. Im Winter ist so ein „Ausflug in die Natur“ allerdings nicht immer schön. Aber ich entdecke im Medienpoint den „Großen Kräuterführer“ von Jekka Mc Vicar. Darin finden sich Beiträge zur Geschichte, die Arten, die Kultivierung, Heilkraft und Kulinarisches über Kräuter. Dies ist ein umfassender Ratgeber mit einem ausführlichen Text, begleitet von hervorragenden Fotografien. Eine gute Alternative, denke ich. Die Seniorin und ich lassen uns selbst in diesen schwierigen Zeiten unseren Humor nicht nehmen, weil Lachen – unbestritten – viel hilft. Deshalb suchen wir gemeinsam Pflanzennamen heraus, die schon beim Lesen lächeln lassen. Welche Pflanzen verbergen sich hinter Namen wie Beinbruchwurzel, Donnerkraut, Käsekraut, Guter Heinrich, Wohlgemut oder Blume der Liebe?
Wir entscheiden uns zuerst für Angelika, den Echten Engelwurz, weil wir drei helfende Engel im Stift kennen, die seit vielen Jahren ihrem Namen alle Ehre machen. Die Legende besagt, dass ein Engel einem Mönch im Traum erschien und ihm mitteilte, dass man mit dem Echten Engelwurz die Pest heilen könne. So gibt es zu jedem Kräutlein eine Geschichte, die wir uns gemeinsam anschauen, nicht nur Spaß dabei haben, sondern auch Erkenntnisgewinn.
Über den „Hausgemachter Kintopp“ und das gemeinsame Anhören von Schallplatten mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Stiftes hatte ich bereits in den Mitteilungen des Kulturring berichtet.
Ich wollte aber noch einmal erzählen, wie viel Freude und Spaß die Büchersammlung des Medienpoints Pankow auslösen kann und mich vor allem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die helfen, meinen Wunschzettel für das St. Elisabeth-Stift abzuarbeiten.