Ein Multitalent namens Rose

Martina Pfeiffer

Rosenfreunde Spreeathen: Eng vertraut mit der Königin der Blumen

Beim Treffen mit Rosenfreundin Susanne Fünfstück steht die Vertreterin einer botanischen Gattung im Mittelpunkt, die von Haus aus gewohnt ist, bewundernde Blicke auf sich zu ziehen: Die Rose. Eine, die trotz augenbetörender Pracht nicht nur schön ist. Eine wie keine. Die Allrounderin unter den Blumen entzückt Rosenkultivateure, aber nicht bloß die. Adel verpflichtet. Die Royale steht für Anmut, Reinheit und tiefe Gefühle von Liebe und Verbundenheit. Die Mythenumrankte nahm seit jeher die Kunst für sich ein. Besungen wurde sie in Oden, durch Erzählungen gelangte sie zu legendärer Berühmtheit. Die Blume mit der Aura des Unvergleichlichen überdauerte in Juwelen und Goldschmiedearbeiten, auf Wappen, Wandteppichen und Gemälden. Bei Griechen und Römern war sie der Liebesgöttin Aphrodite bzw. Venus geweiht. Passt gut zu „Spreeathen“, oder?

Die Rosenfreunde Spreeathen sind eine Gliederung der Deutschen Rosengesellschaft. Den Berliner Verbund gibt es seit 1975. Die Kulturring-Gruppe zählt derzeit 12 aktive Mitglieder. Susanne Fünfstück ist seit 2012 die Leiterin des Rosen-Freundeskreises. Von ihr erfahre ich, dass die vielgepriesene Schöne auch dunkle Seiten hat. Da die Römer in der Blütezeit des Römischen Reiches bei Festen zum Teil knietief in Rosenblüten wateten, stand sie lange Zeit auch für Verschwendungssucht.

Die Rose rankte schon, weit bevor die Dinosaurier in Erscheinung traten. Dies bezeugen Versteinerungen, die in Oregon und Colorado gefunden wurden. Die Edelste unter den Edlen ist eng mit der Menschheits- und Kulturgeschichte verbunden. Im mittelalterlichen Klostergarten durfte die Rose nicht fehlen, und bis in die Neuzeit weiß man ihre Heilkraft zu schätzen. Man sagt ihr nach, ihr Duft vertreibe Kummer und Gram. Sogar kulinarisch hat sie Erstaunliches zu bieten: als Rosenkonfitüre, Gebackene Rosen, Kandierte Rosen, Rosenbowle, Rosentee und in neuerer Zeit auch als Rosen-Lassi, alles „Bio“ wohlgemerkt.

Im Gespräch mit Susanne Fünfstück bemerkt man schnell, dass die Bio-Qualität und überhaupt naturnahes Gärtnern ein Hauptanliegen für sie und die Rosenfreunde ist: „Betrachten wir einmal die Monokultur. Hiermit werden Probleme erst erzeugt. Rosen können sich in der Gemeinschaft mit vielerlei einheimischen Wildpflanzen sehr gut wehren und sich selbst helfen, das haben sie über Jahrtausende bewiesen.“ Was aber, wenn Krankheiten und Schädlinge dann doch unsere Freude an der Rose trüben? „Es ist vermessen, Lebewesen einzuteilen in Nützlinge und Schädlinge. Auch über Mikroorganismen wissen wir bei weitem nicht alles. Der Mensch stiftet oftmals Schaden, wenn er in die Natur eingreift. Chemie auf die Pflanze zu bringen, ist ein Frevel. Man ahnt nicht, was man damit anrichtet. Wilde Rosen sind weniger von Insektenbefall betroffen, weil sie oft gesünder sind. Wenn die Blattschneiderbiene aus einem Rosenblatt ein Stückchen herausschneidet – diese leichte Beeinträchtigung sollten wir hinnehmen, immerhin ist dieses Insekt eine der Wildbienen. Oder der Rosenkäfer. Er ist manchen lästig, wenn er auf den Pflanzen sitzt, aber er ist wichtig für die Bestäubung, und wo er sich findet, ist es ein Zeichen dafür, dass der Lebensraum ungestört ist.“

Die Rose entzückt Duft-Genießer mit vielfältigen Aromen. Die wilde Weinrose duftet nach Apfel, nach Harz die Moosrose, die Muskatrose nach Moschus. Übrigens duften viele moderne Arten überhaupt nicht. Denn die durch Züchtung angestrebte Eigenschaft der längeren und häufigeren Blütezeit in Kombination mit noch intensiveren Farben führte zum genetischen Verlust des Duftes. Etwas ganz Besonderes ist die Alba-Rose, sie verströmt ihren Wohlgeruch vornehmlich in der abendlichen Dämmerung. Warum probieren Sie das nicht einfach mal aus – bei einem Spaziergang zur Blauen Stunde. Oder gehen Sie gemeinsam mit den Rosenfreunden auf Entdeckungstour – in Parks, Botanischen Gärten und auf Rosenschauen in Berlin-Brandenburg. Die Rosenfreunde geben Tipps und Informationen, die man nicht ohne Weiteres in Nachschlagewerken findet: Wie kann man den Boden der Rose stärken, ohne künstliche Dünger einzusetzen, so dass sie reichlich Nährstoffe aus ihm ziehen kann und zu kräftigem Wachstum gelangt? Welche Pflanzen und Mikroorganismen wehren Blatt- und Wurzelschädlinge ab, fungieren also als „Leibwächter“ der Königin? Stimmt es, dass nur ungefüllte und halbgefüllte Exemplare bienenfreundlich sind? Warum ist es falsch, die einmal blühenden Strauchrosen alljährlich tief herunterzuschneiden? Was sind ADR-Rosen und weshalb sollte man sie im eigenen Garten bevorzugen? Zu diesen Fragen finden Sie bei den Rosenfreunden Rat. Zusätzlich bietet die Gruppe Vorträge zur Rolle der Rose in Kunst, Geschichte und Medizin, in der Tradition der Völker sowie zur Namensgebung. Schließlich tragen Rosenzüchtungen die Namen so einiger Berühmtheiten.

Zusammenkünfte im Herbst und Winter finden an jedem vierten Mittwoch im Monat um 19 Uhr in der Ernststraße 14, Treptow-Köpenick, statt. Im Frühjahr und Sommer können Interessierte Ort und Zeit der wechselnden Treffen von Susanne Fünfstück selbst erfahren:
www.rosengesellschaft.de
fuenfstueck@bbaw.de
Telefon 0157-33 48 14 74

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