Schreibwerkstatt Friedrichsfelde

Dr. Heinz Schaffner, Martina Pfeiffer

Ein kurzer Überblick

Die „Schreibwerkstatt Friedrichsfelde“ bildet seit Mitte 2015 eine eigenständige Gruppe innerhalb des Kulturring in Berlin. Sie ist aus dem zu diesem Zeitpunkt aufgelösten „Lichtenberger Kulturverein“ hervorgegangen, in dessen Rahmen sie 1999 gegründet wurde, sie besteht also schon über 22 Jahre. In ihr haben sich Laienautoren zusammengefunden, die Freude am Schreiben von kurzen Texten und Gedichten sowie am Vorlesen dieser Texte in der Gruppe haben. Maximal waren das fünfzehn Schreibfreunde, heute sind wir etwas weniger und suchen vor allem jüngere Autor*innen, die den inzwischen hohen Altersdurchschnitt etwas nach unten drücken könnten. Die Gruppe trifft sich jeden Monat einmal, wobei die einzelnen Mitglieder ihre neu geschriebenen Texte vorlesen, anschließend kann darüber diskutiert werden. Die vorgelesenen Texte werden jeweils in einer Broschüre zusammengefasst. Diese kann dann zum Selbstkostenpreis von 2 Euro erworben werden. Mit Heft Nr. 1 im Januar 1999 beginnend, sind wir derzeit bei Heft Nr. 266 im Dezember 2021 angekommen.

Die Gruppe wird seit Mitte 2005 von mir geleitet. Die Themen, die von unseren Mitgliedern behandelt werden, sind sehr vielgestaltig. Natürlich beschreiben viele Mitglieder Ereignisse aus ihrem eigenen Leben, aber auch politische Themen, Kommentare, Reise­beschreibungen und erfundene Geschichten werden gern geschrieben.

Unsere monatlichen Lesungen finden immer am dritten Donnerstag im Monat bei dem Verein „Miteinander Wohnen“, ­Volkradstraße 8 in 10319 Berlin, von 13:30 bis 15:30 Uhr statt. Gäste, die nur mal zuhören wollen, sind herzlich willkommen – vorausgesetzt, sie erfüllen die Corona-Auflagen. Eine Vorankündigung der gewünschten Teilnahme als Gast ist unter der Telefonnummer 030-5121902 möglich und sehr hilfreich.

Wie oben erwähnt, suchen wir Nachwuchs für unsere Gruppe. Wer also gerne etwas schreibt und das Geschriebene danach in einem kleinen Heft nachlesen möchte, ist in der Schreibwerkstatt Friedrichsfelde gut aufgehoben. Wir sind keine Profis und verzichten daher auf professionelle Unterstützung.
Beim Besuch der Gruppe im Januar wurden Gedichte und Geschichten vorgelesen, zum Beispiel über die turbulenten Erlebnisse eines Autofahrers mit Wildschweinen und Radfahrern oder über den „Meuchelmörder“ Smartphone in der eigenen Jackentasche. Über die Spielzeugtiere Maus, Elefant und Ente und über eintausend Glücksmomente. Über ein Silvestermenü mit einem Heringssalat ohne Hering. Über Streiche, die der hübschen Biblio­thekarin Angela gespielt werden. Über den Steinbock als Tier und als Sternzeichen. Über den Hintergrund der Redensart „jemanden nicht riechen können“ oder über die erzgebirgische Sage vom „Reiter ohne Kopf“ und andere Geschichten von Gespenstern und Kobolden. Teilnehmerin Herta Krusche hat einen Text verfasst, in dem sie sich Gedanken zu einem gesellschaftsrelevanten Thema macht: „Die Unzufriedenen“.

Wer sich von den vielfältigen Anregungen in Sachen Schreiben beflügeln lassen will, ist bei dieser Gruppe richtig.

O-Töne aus der Schreibwerkstatt:

Angelika Schimanski: „Wir hören uns regelmäßig an, was die anderen so schreiben, das bringt auf neue Ideen. Und man kann hier über das schreiben, was man gerne will. Recherche gehört da auch dazu.“

Dieter Burgdorff: „In der Gruppe lernt man wirklich zuzuhören und erfährt, dass auch die anderen gut zuhören und etwas zu den Geschichten sagen können. Und man schreibt über Dinge aus dem eigenen Leben, die verloren gingen, wenn man sie nicht festhält.“

Ella Minx: „Es gefällt mir, etwas zu schrei­ben, was für viele interessant ist. So habe ich vor Längerem einmal ‚Baumgeschichten‘ geschrieben: über hiesige Eschen, Birken, Buchen und über einen alten Kirschbaum. Viele dieser Bäume sind mittlerweile tot und mit ihnen manche Schmetterlingssorten und Bienen. Daran kann man sehen, wie Umweltverschmutzung und Klimawandel sich auf unsere Natur auswirken. Und das ist ein Thema, das uns alle betrifft.“

Rudolf Herz: „Meine Art zu schreiben sind kurze Episoden aus meinem Leben. Bei Klassentreffen trage ich dann einige davon meinen früheren Klassenkameraden vor. Wenn man erst mal angefangen hat zu schreiben, fallen einem viele Erlebnisse wieder ein, die man vergessen glaubte. Durch das Schreiben habe ich so manche Episode meines Lebens noch einmal durchlebt.“

Manfred Gaede: „Ich will vor allem das Lustige weitergeben, was mir im Leben passiert ist. Und ich schreibe, damit vielleicht meine Enkel einmal die Broschüre oder das Buch in die Hand nehmen, wenn sie wissen wollen, was Opa erlebt und wie er darüber gedacht hat.“

Archiv