Vom tanzenden Wirbelwind und einer streamenden Kulturlotsin

Martina Pfeiffer

Erlebnis Maxie-Treff

In der Prägung „Begegnungsstätte“ ist das Gegenüber schon mit einbegriffen. Das Andere, das den persönlichen Blickwinkel um eine weitere Sichtweise ergänzt und aus eingefahrenen Gleisen herauslockt. Aber was genau fasziniert an einem solchen Tête-à-tête? Man kann spannenden Menschen begegnen oder berührenden Musikstücken, man trifft auf ungewöhnliche Bilder und welthaltige Bücher. Erlebnisse dieser Art hält der Maxie-Treff in Hellersdorf für diejenigen bereit, die ihre Sinne für vertiefte Begegnungen öffnen.

„Für die Veranstaltungen ist viel Vorarbeit im Team zu leisten. Wenn es dann soweit ist, schleppt man Stühle und Tische. Und im Endeffekt machen wir die Menschen, die zu uns kommen, mit unserer Arbeit glücklich, wenn sie nach einer gelungenen Veranstaltung fröhlich nach Hause gehen.“ Die Person hinter dieser Aussage ist Denise Sell, dem Kulturring durch ihre Mitarbeit im Kulturforum Hellersdorf bereits seit 2003 verbunden. Vor sieben Jahren ist sie zum Maxie-Treff übergewechselt. Im Sommer 2020 konnte sie als Kulturlotsin im SGE-Projekt (SGE=Solidarisches Grundeinkommen) ihren Beitrag dazu leisten, die „Begegnungsstätte“ im vollen Wortsinne zum Tragen kommen zu lassen. Die gelernte Bürokauffrau blickt zusätzlich auf Erfahrungen im Gastronomie- und Pflegebereich zurück. Sich selbst bezeichnet die 53-Jährige als „Wirbelwind“. Was liegt für sie also näher als die Durchführung von Kursen, bei denen die körperliche Bewegung im Mittelpunkt steht? Sie leitet vier Kurse zum Line-Dance, einem choreographisch einstudierten Formationstanz. Pro Kurs sind ca. 20 Tanzbegeisterte dabei, mit einer beachtlichen Altersspanne von 13 bis 86 Lebensjahren. Beim Line-Dance bewegt sich eine Vielzahl von Tänzer*innen in Reihen vor- und nebeneinander zu Klängen, die u. a. das spezifische Countrymusik-Feeling vermitteln. Die gemeinsamen öffentlichen Auftritte erweisen sich als echter Publikumsmagnet.

Wie für die langjährige Mitarbeiterin steht auch für deren seit November letzten Jahres angetretene Kollegin Katja Schönrock die Sympathie für Menschen im Zentrum ihrer Arbeit. „Anderen behilflich sein, zuhören können, ihnen das Leben erleichtern, Probleme lösen und sie dadurch voranbringen. Darin liegt der Reiz unserer Tätigkeit“, betont sie. Beide Kulturlotsinnen sind sich einig: Für diese Arbeit braucht es ein hohes Maß an Aufgeschlossenheit und Initiative. Insbesondere auf sich allein gestellte Senior*innen erleben es als Herausforderung, durch den Tag zu kommen. Das Team des Maxie-Treffs unterstützt sie dabei, ihren Tagesablauf abwechslungsreich zu gestalten. Menschen neugierig machen, sie aktivieren, manchmal auch Trost spenden und Mut zusprechen: EMPATHIE wird in der barrierefreien Begegnungsstätte groß geschrieben. Denise Sell knüpft an den Gedanken ihrer Kollegin an: „Wenn wir Leute, die wir als Gäste kennen, über längere Zeit nicht sehen, gehen wir hin, klingeln und schauen nach ihnen.“

Katja Schönrock bewertet das SGE-Pilotprojekt des Landes Berlin für sich als Aufbruch. Die ausgebildete Textilreinigerin war Hauswirtschafterin in einer Kita und dann auf der Suche nach einer Veränderung, als sich ihr durch SGE eine neue Chance bot. Im Maxie-Treff bewirbt die 46-Jährige zudem die Veranstaltungen im Treff auf Facebook und Instagram, außerdem obliegt ihr die Pflege der Website. Das Interesse an sozialen Medien wurde übrigens durch ihre Kinder angestoßen, zwei Mädchen im Alter von 15 und 19 Jahren. Im Januar gestaltete das neue Teammitglied den Livestream eines Konzerts des Duos Volante bei YouTube und Facebook und verzeichnete zwischen 40 und 50 Online-Zuschauer. Den Livestream der Reihe „Musik am Nachmittag“ verfolgen im Schnitt 70 bis 90 Interessierte. Die spürbare Resonanz motiviert Katja Schönrock immer wieder aufs Neue.

Im Verlauf unserer Unterhaltung kommen wir auf das Programmangebot „Mieterfrühstück“ zu sprechen, das freilich erst wieder nach dem Lockdown stattfinden kann. Stets zwischen 12 und 14 Anwohner*innen sind beim dienstäglichen Frühstückshappening mit von der Partie. Denise Sell, die schon länger dabei ist, verrät: „Der Gedankenaustausch tut allen Frühstückenden gut. Meckern gehört auch dazu, und nicht zu vergessen das Witzeerzählen. Wir haben immer viel miteinander zu lachen.“ Das Waschen, Schälen und Schneiden von Frühstückszutaten, wie auch das Dekorieren des Buffets beschere allen, den Gästen inklusive, ein intensives Gemeinschaftserlebnis. Bei der Frühstückszubereitung sind die Zuständigkeiten der Teammitglieder festgelegt. Sie selbst sei die „Butterbeauftragte“, ihre Kollegin Frau Schönrock sei dann künftig, wenn es wieder losgehen könne, die „Wurst- und Gemüsetante“.

Auf die Frage, womit der Maxie-Treff seit ihrem Einsatz als SGE-Kraft besonders aufschlagen konnte, überlegt Denise Sell nur kurz: „Letzten Sommer die Vernissage mit Sebastian Bohne und danach draußen im Garten die Lesung mit Katja Oskamp – das war ein genialer Tag!“ Genial, weil diese Veranstaltung im Zeichen von Fotografie und Literatur laut aller Beteiligten rundum geglückt war. Geknüpft war das Event an die vom Kulturring organisierte Lange Nacht der Bilder Lichtenberg, die so auch nach Hellersdorf ausstrahlte. Im Verbund mit der Langen Nacht soll auch dieses Jahr im Maxie-Treff ein unübersehbares Ausrufezeichen gesetzt werden!

Beide Frauen wollen nun endlich wieder daran mitwirken, die geplanten Darbietungen highlight-verdächtig werden zu lassen. Und Katja Schönrock bekräftigt mit Blick nach vorn: „Ich freue mich auf die nächste große Veranstaltung. Wir warten nur auf den ­Startschuss.“

Teamleiter Uwe Ehlert und seine Mit­ar­beiter*innen sind seit dem Lockdown schwerpunktmäßig mit betreuenden und beratenden Tätigkeiten befasst: Corona-Impftermine vereinbaren, Ausweise beim Bürgeramt verlängern, bei Antragstellungen helfen. Geplant für diesen Sommer sind im Veranstaltungsbereich der Location Lesungen über die Schriftstellerin Maxie Wander, Kabarettnachmittage, ein Verkehrserziehungsprogramm für Kinder und eine Lesung von Michael Wolski aus seinem Buch „1989 Mauerfall Berlin: Zufall oder Planung?“, um nur einiges zu nennen. In puncto Angebote und Kurse finden sich u. a. Spielenachmittage für Kinder und Erwachsene, Melodika- und Akkordeonunterricht, Line Dance, das Mieterfrühstück und Allgemeine Sozialberatung durch die Caritas.
Der Maxie-Treff der Wohnungsgenossenschaft Wuhletal eG in Kooperation mit dem Kulturring in Berlin e. V. steht mit seinen Lesungen, Ausstellungen und Musiknachmittagen allen Berlinern offen, die sich von den in Aussicht gestellten Begegnungen überraschen lassen wollen.

www.wg-wuhletal.de/maxie-treff
Ansprechpartner: Uwe Ehlert, Telefon 22 35 61 27

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