Ich habe dieses tolle Hobby des Fossiliensammelns leider erst mit 37 Jahren für mich entdeckt. Natürlich stecken ja in Jedem noch die alten Instinkte der Jäger und Sammler. So habe auch ich bei Spaziergängen, Urlaubstouren u. ä. immer mal einen Stein, eine Muschel, Schnecke oder was auch immer mitgenommen, ohne mich aber ernsthaft damit zu beschäftigen. Erst ein 15jähriger Schüler aus Rostock, den ich am Geschiebestrand zwischen Sellin und Binz beim Zerschlagen von Gesteinen beobachtete und mit ihm ins Gespräch kam, entfachte in mir die Sammelleidenschaft. Dieser junge Mensch erzählte mir von seinem Hobby.
Er war Mitglied einer entsprechenden Fachgruppe des Kulturbundes in Rostock. Ich war sehr fasziniert, und so lag es natürlich sehr nahe, dass ich mich erkundigte, ob es in Berlin nicht auch so eine Gruppe von Fossilienfreunden gibt. Sie gab es, und so bin ich im Herbst 1983 Mitglied der Fachgruppe Paläontologie am Naturkundemuseum geworden. Im folgenden Jahr hatte ich die Möglichkeit, an einer Fachtagung in Sassnitz teilzunehmen. Zum Programm dieser Tagung gehörte auch eine kleine Exkursion an den Geschiebestrand von Dwasieden. Meine Kenntnisse von Sedimentär- und Kristalliengeschieben war noch sehr bescheiden. So musste ich jeden Stein, den ich in die Hand nahm, einem anderen Teilnehmer zeigen und hoffen, dass ich ein Sedimentärgeschiebe entdeckt habe. Steffen Schneider aus unserer Fachgruppe, der mich von Anfang an meiner Gruppenzugehörigkeit etwas unter seine Fittiche genommen hatte, war mir eine sehr große Hilfe dabei. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und bin ihm noch heute dankbar dafür. Zurück nach Dwasieden; ich zeigte ihm einen rötlichen faustgroßen Stein und die Reaktion war: „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.“ Der rötliche Stein war ein roter Orthocerenkalk aus dem Ordovizium mit einem eingerollten Cephalopoden, leider sehr angewittert. Aber nach einem Anschliff durch Steffen zeigte sich dann ein sehenswerter Estonioceras sp., der ja wohl relativ selten vorkommt. Ich war glücklich.