Eine Einsatzstelle im Bundesfreiwilligendienst Kultur und Bildung
„Ich bin Franzose in Deutschland und Deutscher in Frankreich, Katholik bei den Protestanten, Protestant bei den Katholiken, Philosoph bei den Gläubigen und Heuchler bei den Männern des Ressentiments, Jakobiner bei den Aristokraten und Mann des ancien régime bei den Demokraten. Ich habe nichts, wohin ich gehöre, ich bin überall fremd.“
Aus dem Briefwechsel Adelbert von Chamissos und Germaine de Staël.
„Ich habe nichts, wohin ich gehöre, ich bin überall fremd“, Chamissos Worte der Enttäuschung veranlassten den Förderverein Kunersdorfer Musenhof e. V., eine Bildungs- und Erinnerungsstätte für einen bedeutenden Europäer und Weltbürger des 19. Jahrhunderts zu schaffen. So entstand ein Museum an dem authentischen Ort, in dem Weltliteratur geschrieben wurde. Adelbert von Chamisso (1781–1838) schrieb dort die Novelle „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“.
Am 13. April 2019 öffnete das erste Chamisso-Museum seine Pforten in der Dépendance des ehemaligen Schlosses in Kunersdorf, einem landschaftlich und kulturell interessanten Ort zwischen Berlin und Frankfurt (Oder). Das mit Leidenschaft und feinem Gespür für interessante Details modern konzipierte Museum erinnert an Leben und Werk des deutsch-französischen Dichters, Botanikers, Naturforschers und Weltreisenden. Es zog Chamisso zu fernen Kontinenten und in fremde Länder, um Kulturen und Naturerscheinungen zu erforschen. Seine literarischen Werke sind vielbeachtet und inspirierten schon damals Künstler und Gelehrte, wie den Komponisten Robert Schumann, zur Vertonung seiner Gedichte. Chamisso hat in vieler Hinsicht Pionierarbeit geleistet, die nun in einem Chamisso-Museum betrachtet, gehört und bewundert werden kann. Die Museumseröffnung an diesem historischen Ort unterstreicht jetzt als symbolischen Akt, wie wichtig das erste Museum dieser Art in Europa ist. Denn die liberalen Anschauungen des aus einem alten Adelsgeschlecht stammenden Dichters rücken seinen Lebensweg in ein verblüffend aktuelles Licht.
Dichter, Naturwissenschaftler, Weltreisender, Sprachforscher: so vielseitig ist sein Lebenswerk! Grund genug, um ihn zu würdigen und an ihn zu erinnern! Durch die Hilfe vieler privater Spender, durch eine Crowdfunding-Aktion (heute noch im Netz zu finden unter: www.startnext.com/cham), durch Benefizkonzerte und vor allem durch die Förderung des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben in Köln und durch die freundliche Unterstützung des Kulturring in Berlin gelang es dem Verein, das Projekt nach mehreren Jahren auf die Beine zu stellen. Durch den Einsatz von zwei Bundesfreiwilligen über einen Zeitraum von drei Jahren konnten viele Arbeiten durchgeführt werden. Dazu gehörten Unterstützungen und Hilfe für Veranstaltungen, die als Lesungen, Konzerte und Vorträge durchgeführt wurden. Aber auch die Pflege des einstigen Küchengartens, der als Parkanlage gestaltet wurde und somit als Außenanlage zum Museum gehört, war Teil des freiwilligen Engagements. In diesem Garten fanden botanische, auch kulturhistorische Führungen statt. Viele Gäste besuchten die Ausstellung im Museum, kamen zu den Veranstaltungen, wurden auch an die klassizistische Grabkolonnade geführt, genossen das Kleinod mit Kaffee und Kuchen. All dies wurde möglich durch den Einsatz fleißiger Helfer, die u. a. durch den Bundesfreiwilligendienst ermöglicht wurden.
Nach eineinhalbjährigem Betreiben strebt das erfolgreich gestartete Museum nun nach größerer öffentlicher Anerkennung und Akzeptanz. Um mehr Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum zu erzielen, plant der Verein eine Video-Dokumentation über das Leben und Werk Chamissos. Ziel ist es, Chamissos literarisches und naturwissenschaftliches Werk in Schulen und Bildungseinrichtungen zu bringen, es wieder erlebbar zu gestalten. An dieser Stelle half uns erneut der Kulturring und vermittelte unser Anliegen. Somit erhielten wir kürzlich grünes Licht für weitere Plätze im Bundesfreiwilligendienst, um mit engagierten Mitstreitern das weitere öffentliche Betreiben des Chamisso-Museums sowie den Aufbau eines Netzwerkes in Bildungseinrichtungen zu unterstützen. Mit einem Dank an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben in Köln und einem besonderen Dank an Frau Mann vom Kulturring für ihre stets freundliche Unterstützung wollen wir unsere weitere Arbeit in Angriff nehmen. Durch ihren Einsatz konnte unser kulturhistorisches Anliegen vermittelt und somit die ehrenamtliche Arbeit des Fördervereins Kunersdorfer-Musenhof in der ländlichen Region unterstützt werden.
Besuchen Sie uns im neuen Jahr, nach der hoffentlich bald überstandenen Corona-Pandemie! Aktuelle Termine finden Sie auf unserer Internetseite unter www.kunersdorfer-musenhof.de Viel Freude beim Entdecken und Verweilen! Lassen Sie sich inspirieren von Chamisso als Wanderer zwischen den Welten!
Unsere Autorin Margot Prust ist stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Kunersdorfer Musenhof e. V.
Öffnungszeiten:
Freitag: 14 bis18 Uhr
Sonnabend: 11 bis 18 Uhr
Sonntag: 11 bis 18 Uhr
Nach telefonischer Absprache sind auch
Termine in der Woche möglich
Reservierung unter:
Chamisso Museum
Förderverein Kunersdorfer-Musenhof e. V.
Dorfstraße 1
16269 Bliesdorf/OT Kunersdorf
Telefon: 033456-151227
E-Mail: chamisso-museum@kunersdorfer-musenhof.de
Website: www.kunersdorfer-musenhof.de