Vor wenigen Tagen fragte mich Ingo Knechtel vom Redaktionsteam der Kultur News, was in den Bereichen Mitte, Nord und West so los sei und ob man nicht etwas darüber berichten könne. Der Leser würde ansonsten möglicherweise das Gefühl haben, sie seien derzeit gegenüber denen im Süden und Osten der Stadt in der Berichterstattung benachteiligt.
Für mich war das nicht bedenklich, eher verständlich und natürlich, da auch in diesen Bereichen, wie im gesamten Kulturring-Vereinsbetrieb, durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen wir alle in unserem Aktionsradius stark eingeschränkt waren und sind. Zudem haben diese Bereiche schon immer – im Gegensatz zu den Bereichen Süd und Ost – keine öffentlichkeitswirksamen Kulturring-Kulturzentren zu bieten. Hier gibt es keine Theater, Kulturhäuser, keine Foto- oder Kunstgalerien, die man relativ einfach mit bekannten Künstlern und deren Arbeiten bewerben kann. Auch werden in diesen drei Bereichen keine interessanten Interviews im rbb übertragen, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit den Ausstellungen des Colorclub Berlin-Treptow oder den letzten sehr interessanten Ausstellungen der Fotogalerie. Auch über die interessante, nervenstarke und intensive Arbeit am und mit den Menschen in den vorhandenen Objekten wird hier eher weniger in der allgemeinen Tagespresse berichtet. Diese Bereiche heben sich eher hervor bzw. zeichnen sich aus durch ihre zielgerichtete Arbeit mit den Menschen vor Ort, die wir als Trägerverein im Auftrag der Jobcenter mit den zu uns geschickten Mitarbeitern gewährleisten. Die Projekte sind dabei eher an normalen, alltäglichen Dienstleistungen sowie geschichtlichen Forschungen angelehnt, die sich in ihrer ganzen Vielfalt an finanziell benachteiligte Mitmenschen oder an geschichtlich interessierte Menschen in den Bezirken richten. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb kann man auch hier einige interessante Ansätze finden, über die man in diesem Medium kurz berichten sollte.
Da wäre zum Beispiel das Büro der Koordinatorin Astrid Lehmann, das seit nunmehr einem Jahr bedingt durch eine Erkrankung unbesetzt ist. Hier könnte und sollte man berichten, dass ohne die bedingungslose Unterstützung von Jürgen Keller und Sven Kruschke aus dem Medienpoint Pankow sowie die tatkräftige Hilfestellung von Sandra Onyebule, Andreas Molter und Bernhard Pelzl aus dem Medienpoint Reinickendorf eine ruhige, organisierte und kontrollierte Projektarbeit kaum hätte weitergeführt werden können.
Auch der Einsatz des Mitarbeiters Edward Geppert wäre zu nennen, der in Zusammenarbeit mit Evelyne Fuhrmann und Sven Kruschke die Präsentation der Berlin-Bibliothek im Medienpoint Pankow verbessert und unser Themenjahr „100 Jahre Groß-Berlin“ durch eine monatliche Aktion mit interessanten Artikeln, Bildern und ausgesuchten Büchern aus der Berlin-Bibliothek in Form einer Schaufenstergestaltung unterstützt hat.
Aus der Koordinierungsstelle Mitte könnte man berichten, dass, bedingt durch die Pandemie, die normale Tätigkeit mit Arbeitsplätzen für zwanzig Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Rosa Winkel – LSBTI: Selbstbehauptung und Verfolgung“ komplett umgestellt werden musste. Die Recherche-Arbeitsplätze sind jetzt nur noch temporär und eingeschränkt im Landes- und Bundesarchiv nutzbar. Eine Mischung aus mobilen Arbeitsplätzen, Präsenzarbeitsplätzen im Objekt und Arbeitsplätzen in den Archiven musste geschaffen werden, sodass ein ergebnisorientiertes Arbeiten noch möglich war. Dieses war und ist ein zusätzlicher, immenser Arbeitsaufwand in der Koordinierung, der vom Projektleiter Bernd Grünheid mit der Unterstützung von Kirsten Knopf im Landesarchiv und Sven Bergner im Bundesarchiv jede Woche neu geleistet werden muss. Man könnte auch in diesem Zusammenhang darüber berichten, dass man nach dem pandemiebedingten Wegfall der schon sehr weit geplanten Ausstellung im Berliner Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf nun äußerst aktiv an einer Ausstellung in Hattingen arbeitet, die voraussichtlich in einer Fußgängerzone im November 2020 ihre Eröffnung haben wird.
Am schwersten ist es im Moment, im Kindermedienpoint Spandau einen normalen Dienst zu verrichten. Bedingt durch die Pandemie lassen auch die Eltern aus anderen Kulturkreisen und aus finanziell benachteiligten Familien ihre Kinder kaum in die Innenräume unserer Einrichtung kommen. Zu groß ist die Angst, dass das eigene Kind sich trotz hoher Hygienevorgaben anstecken könnte. Somit haben sich die Mitarbeiterinnen entschlossen, einen Hauptteil ihrer Arbeit (kreative Kinderbeschäftigung) so lange es geht vor der Einrichtung bzw. im Hofbereich durchzuführen. Diese Aktion führte genauso zum Erfolg wie auch der zusätzlich an einem Sonnabend durchgeführte „Tag der offenen Tür“, zu dem fast fünfzig Besucher und Mitarbeiter kamen.
Zu guter Letzt könnte man auch über Ralf Dierberg berichten. Denn dieser Mitarbeiter unterstützt mit einer Bereitwilligkeit und seiner engagierten Arbeit seit Oktober 2020 das Gesundheitsamt in Berlin-Spandau. Hier hilft er freiwillig dem Auskunftsbüro des Stadtbezirks dadurch, dass er die Bürger des Bezirkes über Aktuelles und Wichtiges zur Pandemie informiert, dass er nach eventuell Infizierten und Angehörigen recherchiert, damit diese einem geeigneten Test schnellstmöglich zugeführt werden können.
Über all dieses könnte man aus den Projektbereichen Mitte, Nord und West berichten. Einzeln betrachtet, wäre es eventuell zu wenig oder unspektakulär. Doch wenn man es nun kompakt besieht, finde ich doch, es ist Vieles an Wichtigem und Interessantem zusammengekommen. Es bietet mir dadurch auch auf eine besondere Art die Möglichkeit, DANKE zu sagen an alle Mitarbeiter*innen aus den drei Bereichen und ganz besonders an die Mitarbeiter*innen, die ich direkt hier namentlich benennen konnte.
Zum Schluss schreibe ich in diesem Brief ein herzliches Dankeschön an Ingo Knechtel für die Frage und den damit verbunden Gedankenanstoß und verbleibe erwartungsvoll vielleicht bis zum nächsten Brief aus den Projektbereichen mit einem freundlichen Gruß. Bleiben Sie bitte alle gesund, herzlichst Ihr Bernhard Korte.