Mal was Neues wagen

Ingo Knechtel

und nicht den Kopf in den Sand stecken oder den Frust bei nächtlichen Partys ertränken, das wäre doch ein Vorsatz für die vor uns liegende Zeit, die für alle doch so unberechenbar, ja schwermütig erscheint. Vielleicht können wir dazu ein paar kreative Ansätze liefern oder Ideen beisteuern. Eine tolle Gelegenheit bieten Begegnungen mit Menschen, denen stets etwas Neues einfällt, und die dies auch mit Kopf und Händen auf bestaunenswerte Art und Weise umsetzen. Dabei fällt auf: Lichtenberg wird immer mehr zu einem angesagten Bezirk für Künstler*innen aller Couleur. Sie öffnen ihre Ateliers oder zeigen ihr Können in den Galerien und anderen Kultureinrichtungen des Bezirks am 4. September zur Langen Nacht der Bilder. Vielleicht bekommen Sie nach dem Besuch ja Lust auf einen eigenen Workshop. Eine andere Anregung war in den letzten Monaten für einige unserer Mitglieder das diesjährige Jubiläum 100 Jahre Groß-Berlin. Die Schreibwerkstatt Friedrichsfelde gestaltete eines ihrer monatlichen Hefte zu dem Thema, andere schrieben ganz individuell. Und es entstanden Geschichten über das Leben und Wohnen in unserem Berlin. Die Rückblicke sind Einblicke, Leben wird lebendig. Wenn es niemand aufschreibt, wird es vergessen. Nehmen Sie nur den einen Beitrag in diesem Heft, der sich mit Berliner Kneipen beschäftigt. Als ich in Ergänzung zum Text nach Fotos im Netz suchte, stellte sich heraus, dass auf den ersten Blick keine einzige der Kneipen mehr existiert. Seit geraumer Zeit bin ich auch dabei, eine Fotosammlung aufzubauen, digital natürlich, die sich mit der Familiengeschichte befasst. Schnell stellte ich fest, dass es auch sehr sinnvoll ist, Briefe und andere Dokumente mit dazuzunehmen. Recherchen, für die man als Berufstätiger wenig Zeit hatte, machen jetzt zunehmend Freude und regen an, sich auch mit Geschichte neu zu befassen. Wie das unser Autor Wolfgang Schneider in diesem Heft mit den verschwundenen Denkmalen in Karshorst getan hat. Und ganz nebenbei dazu verläuft fast unmerklich ein Lernprozess, ganz wichtig, um die neuen Medien nicht komplett den Jungen zu überlassen. Die allerdings haben sicher auch Grund, darüber nachzudenken, wie es ihnen zum Beispiel gelingt, erfolgreich ein Bewerbungsgespräch über Skype oder Zoom zu gestalten, wie sie sich vor ihrer Laptop-Kamera vor welchem Hintergund platzieren und was sie wie sagen. Sicher wäre das ein Thema für das Job-Coaching: auch das bietet der Kulturring an. Wenn Ihnen ebenso eine gute Idee einfällt, geben Sie diese weiter an andere, bringen Sie sie ein in den kreativen Pool unseres Vereins. In der Vielfalt und im Austausch liegt unsere Stärke. Wer Neues wagt, lebt, verändert und freut sich dabei.

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