Post nach drei Jahren

Ingo Knechtel

In der Betreffzeile der E-Mail stand „Wiedersehen macht Freude!“ - das klingt ja erstmal zweideutig. So als wenn jemand etwas ausgeliehen bekommt und auf die Bemerkung wert legt, das Verliehene auch dringend wiederzubekommen. So als habe man wenigstens ein paar kleine Zweifel, dass der Entleiher dem auch Folge leistet. Aber ganz schnell stellt sich beim Lesen der Mail heraus, dass sich hier ein früherer Mitstreiter meldet. Und dass dieser sich über eine Wiederbegegnung echt freut. Das macht mich natürlich neugierig. Denn es handelt sich um den Teilnehmer an einer Arbeitsfördermaßnahme, ja um einen der sog. Ein-Euro-Jobber, der 2014 in einem Projekt im Medienpoint Spandau für den Kulturring tätig war.

Und er gehörte zu jenen in einer speziellen Maßnahme für Teilnehmende unter 25 Jahren. Was ist aus ihm geworden, nachdem er vom Kulturring wegging? Lassen wir ihn selbst sprechen, hier die Worte an seinen früheren Koordinator bei Kulturring Bernhard Korte: „Guten Abend, es tut mir leid das ich Sie so überfalle. Sicherlich können Sie sich nicht mehr an mich erinnern, aber ich kann mich an Sie erinnern. Und ich bin dankbar für das super Arbeitszeugnis, welches Sie mir geschrieben hatten. Heutzutage gib es zu wenig positive Nachrichten. Ich habe damals (2014) bei einer Maßnahme im Medienpoint gearbeitet, bei der ich ein Plakat für das Kinderkiezfest erstellt hatte. Mein Traum war es Grafikdesigner zu werden, aber aufgrund meiner schulischen Leistungen wurde mir keine Möglichkeit geboten, obwohl ich schon, seitdem ich 15 war, mich mit Grafikdesign beschäftigt habe. Jedenfalls wurde, nachdem ich die Maßnahme absolviert und das Arbeitszeugnis vorgelegt habe, endlich mal zugehört. Und nach einer weiteren Schulung für Grafikprogramme wurde mir eine Ausbildung zum Mediengestalter finanziert. Mittlerweile habe ich die 3 Jahre hinter mir und meine Ausbildung zum Grafikdesigner dieses Jahr im Juli abgeschlossen! Ich weiß, es klingt dumm, aber durch Sie wurde mir zum ersten Mal beim Arbeitsamt überhaupt geholfen. Und deswegen wollte ich mich bedanken!“Bernhard Korte und wir alle vom Kulturring-Team haben uns jedenfalls riesig gefreut über diese Nachricht. Korte einleitend dazu: „In einer Zeit, in der man fast täglich überlegt, ob die vielen Einzelgespräche und anderen Bemühungen mit den uns vom Jobcenter anvertrauten Mitarbeitern zu etwas führen, hat mich nun die im Anhang befindliche Email erreicht.“ Ja, das gibt uns allen einen echten Motivationsschub. Danke, und wir drücken weiter die Daumen. Solch ein Wiedersehen macht echt Freude!

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