Wie kam der Eulenspiegel nach Reinickendorf?

Bernhard Pelzl

Kürzlich wollte ein interessierter Leser der Webseite des Kulturrings wissen, wo das Eulenspiegel-Relief in der Portalhalle des Reinickendorfer Rathauses (Altbau) herkommt und ob wir etwas über den Künstler wissen, der es erschuf. Irgendwie passte die Nachfrage schon in das Kulturring-Projekt zu Gedenkzeichen und Kulturführer, das sich der Sache auch sogleich annahm. In der Festschrift „100 Jahre Rathaus Reinickendorf“ vom Mai 2011 fanden die Kollegen heraus, dass es sich um ein Geschenk der Stadt Schöppenstedt aus dem Jahr 1976 handelt.

Im weiteren ergaben sich noch folgende Hintergründe: Am 12.9.1970 richtete das Bezirksamt Reinickendorf eine Jahrestagung des Freundeskreises Till Eulenspiegel aus. Im Rathaus kamen Repräsentanten der Eulenspiegelstädte Antwerpen, Braunschweig, Damme, Kneitlingen, Mölln, Schöppenstedt und Wolfenbüttel, der Vorstand des Freundeskreises sowie als Reinickendorfer Teilnehmer, Gastgeber und Hausherr der damalige Bezirksbürgermeister Herbert Grigers nebst Stadtrat Dietze zusammen. Im Verlauf dieses Treffens regte der Schöppenstedter Stadtdirektor Lunau den Beitritt Reinickendorfs zum Freundeskreis der Städte an. Außerdem schlug er vor, eine neue Eulenspiegel-Freundschaftsplakette anfertigen zu lassen, die Platz für nachzutragende Städtenamen neuer Mitglieder bieten sollte. Als Ziel schwebte Lunau vor, dass diese Plakette zukünftig alle Rathäuser der Mitgliedsstädte zieren sollte. Der Vertreter Braunschweigs in dieser Runde erklärte sich bereit, auf Kosten seiner Stadt von der Braunschweiger Kunsthochschule Entwürfe erarbeiten zu lassen. Im Rahmen der nächsten Jahrestagung, veranstaltet am 16.9.1972 in Bremen, trafen sich Vertreter der Eulenspiegel-Städte Antwerpen, Berlin-Reinickendorf, Braunschweig, Damme, Einbeck, Kneitlingen, Schöppenstedt, Wolfenbüttel, des Landkreises Wolfenbüttel, zweier flämischer Eulenspiegel-Vereinigungen sowie der Vorstand des Freundeskreises. Anwesend war auch diesmal wieder Reinickendorfs Bezirksbürgermeister Grigers. Sowohl Reinickendorf als auch Einbeck waren zwischenzeitlich dem Freundeskreis der Eulenspiegel-Städte beigetreten. Es kam zu einem regen Meinungsaustausch über den vorliegenden Entwurf der geplanten Eulenspiegel-Freundschaftsplakette. Die Zusammenkunft vom 5.-7.9.1975 in Schöppenstedt und Umgebung fand im Jahr des 25jährigen Bestehens des Freundeskreises der Eulenspiegel-Städte statt, ein willkommener Anlass für mancherlei festliche Veranstaltungen, bei dem sich auch die 5. Klasse(n) der Reinickendorfer Till-Eulenspiegel-Schule mit einer Aufführung beteiligte(n). Die neue reliefartige Freundschaftsplakette der Eulenspiegel-Städte war bis zu diesem Zeitpunkt von Berlin-Reinickendorf, Einbeck, Mölln, Schöppenstedt, Wolfenbüttel und Kneitlingen erworben (!) worden (Originaltext). Sie ist eine Schöpfung des Bildhauers Professor Eberhard Linke aus dem Jahr 1972. Die Initialen Eberhard Linkes sind unten links auf der Plakette erkennbar. Nähere Informationen zu ihm finden sich u.a. in Wikipedia.

Die Recherche wurde ermöglicht dank der freundlichen Unterstützung des Fachbereichs Tourismus (Frau Dagmar Wachsmann) der Samtgemeinde Elm-Asse und des Till-Eulenspiegel-Museums in Schöppenstedt.

Quellen: Eulenspiegel-Jahrbücher 1971, 1973, 1976, herausgegeben vom Freundeskreis Till Eulenspiegel e.V.

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