Kunst:offen

Ingo Knechtel

Es soll zur Tradition werden. Sicher braucht es dazu noch etwas Zeit, ein paar mehr Jahre der Erfahrung. Aber ehrenwert ist der Versuch allemal. Der Fachbereich Kultur des Bezirksamts Marzahn-Hellersdorf lädt alle im Bezirk wirkenden Künstler und Galerien am 18. Juni quasi zu einem Tag der offenen Tür ein. Wobei die offene Tür nicht im Bezirksamt zu finden ist, sondern bei den Künstlern und Einrichtungen. Ziel von „Kunst:offen“ ist der Dialog, und zwar nicht der Dialog zwischen den Künstlern, was ja auch schon ganz spannend wäre, sondern der Dialog der Künstlerschaft mit dem Publikum, mit Besuchern und Gästen.

In der Presseerklärung des Bezirks werden sie dann auch aufgezählt, die als tragende Säule dieses Sonntags angesprochen sind: „Neu angesiedelte Künstlerinnen und Alteingesessene, konzeptuell Arbeitende und alte Handwerkskunstbetreiber, kommunale Ausstellungshäuser und private Galeriecafés, im grünen Siedlungsgebiet und am Marzahner Helene-Weigel-Platz – für jeden Geschmack und Sinn findet sich etwas, auch oft Unerwartetes.“ So haben sich in diesem Jahr um die 40 Teilnehmende gefunden. Mit den verschiedensten zusätzlichen Angeboten speziell an dem Tag wollen sie rührige Gastgeber für möglichst viele Besucher sein. Ateliers und Galerien haben von 10 bis 18 Uhr geöffnet und laden zu Einblicken in künstlerisches Schaffen, aber auch zu Erfrischungen und zu Gesprächen über – wie es heißt – „Kunst, den Bezirk, Gott und die Welt“ ein.

Neben den bekannten Kultureinrichtungen locken speziell auch Künstlerateliers, so Atelier und Garten Döring Am Rosenhag 40 in Mahlsdorf, Atelier Estrella Betancor und Atelier Schwarzburger - Andrea Sroke in der Schwarzburger Str. 10 in Marzahn, Atelier Armgrad Röhl am Hultschiner Damm 152 in Mahlsdorf-Süd oder die Ateliergemeinschaft Hundorff & Friends in der Marzahner Promenade 40. Zu empfehlen ist sicher auch ein Besuch im Bildergarten Biesdorf in der Otto-Nagel-Str. 26, wo den Besucher Hoch- und Steindrucke aus der Werkstatt von Bettina Rulf und Steffen Wilbrandt erwarten. Ihre dritte Ausstellung zum IGA-Projekt zeigt die Malerin Christel Bachmann, die ihr Atelier in der Siegmarstr. 66 öffnet. Es befindet sich unweit des IGA-Südausgangs. „Garten des schönen Scheins“ hat sie die Ausstellung in ihrem Galerie-Café genannt.Der Kulturring in Berlin e.V. beteiligt sich an der Aktion mit einer Ausstellung im Kulturforum Hellersdorf. Unter dem Titel „Die Kraft der Natur“ ist Malerei in Öl und Acryl von Lina Brendel zu sehen. Sie malt Landschaften aus ihren Heimatregionen Sibirien und Kirgisistan, die sich fest in ihre Seele eingebrannt haben. Die Majestät der Berge, die Kraft der Flüsse und die stille Standhaftigkeit der Wälder – eben die Kraft der Natur. Elena Brendel wurde in einem abgelegenen deutschen Dorf in der Region Novosibirsk in einer wolgadeutschen Familie geboren und hat dort einige Jahre ihrer Kindheit verbracht, bevor die Familie nach Kirgistan umgezogen ist. Sie schreibt über sich: „Die traumhaften Landschaften der sibirischen Orte haben einen tiefen Eindruck in meiner reinen kindlichen Seele hinterlassen. ... In meiner Familie gab es viele kreative Personen, mein Vater war einer davon. Er hatte eine wunderschöne Stimme, schrieb Gedichte, spielte auf verschiedenen Musikinstrumenten, baute Häuser und Möbelstücke mit seinen eigenen Händen.“ Die Künstlerin wird an dem Tag anwesend sein und freut sich auf alle Interessenten für ihre Kunst und die Erfahrungen ihres Lebens. Die Besucher erwartet auch ein kleines Angebot an Kaffee, Kuchen und Erfrischungsgetränken.

Wer sich einen kompletten Überblick über die an „Kunst:offen“ teilnehmenden Künstler und Einrichtungen verschaffen will, ist auf der Webseite www.kultur-marzahn-hellersdorf.de/PROGRAMM.716.0.html richtig. Ein Ausflug ins grüne Marzahn-Hellersdorf lohnt sich am Sonntag, dem 18. Juni, auf jeden Fall. Mögen viele Interessenten einen Beitrag dazu leisten, dass aus „Kunst:offen“ eine lebendige Tradition für den Bezirk wird, an dem sich dann im nächsten Jahr vielleicht auch die mit großen Vorschusslorbeeren und Erwartungen versehene Galerie im neueröffneten Schloss Biesdorf beteiligt. Schön wär’s doch!

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