Das Sperrgebiet | Wie Karlshorst von 1945 bis 1949 bewacht wurde

Wolfgang Schneider

In Karlshorst war seit 1945 ständig sowjetisches Militär präsent. Als Karlshorster sah man die Soldaten jeden Tag auf Posten, auf Streife oder bei Ausflügen. Meist in kleinen Gruppen unter Führung eines Offiziers bewegten sie sich unsicher. Für sie war es feindliches Territorium, und Anschläge von Deutschen waren zu erwarten. Doch welche Aufgaben hatten die in Karlshorst stationierten Soldaten?

Für den Schutz der Einrichtungen der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wurden 1945 Wachregimente benötigt. Zunächst wurde das im Mai 1945 eingerichtete Sperrgebiet in Karlshorst durch das 105. Grenzregiment des Innenministeriums (NKWD) bewacht. Der Stab hatte seinen Sitz in Friedrichsfelde. Das Regiment bestand zu diesem Zeitpunkt aus drei Bataillonen, die unterschiedliche Aufgaben erfüllten. Während der Unterzeichnung der Kapitulation am 8. Mai 1945 übernahm das Regiment neben der Bewachung von Karlshorst Polizeiaufgaben in Lichtenberg, Friedrichsfelde und Karlshorst. Es bewachte und eskortierte gefangene deutsche Soldaten und versuchte, Übergriffe von sowjetischen Soldaten auf die deutsche Zivilbevölkerung zu verhindern. Als Standort bekam das Regiment Kasernen in Biesdorf, ab 1953 in Weißensee zugewiesen. 1963 kam es in Bataillonsstärke wieder nach Karlshorst zurück und bewachte bis zum Abzug 1994 sowjetische und später russische Einrichtungen und Gebäude.

1945 wurde in Karlshorst ein Gebiet in mehreren Etappen zunächst durch Holzzäune, später durch Eisengitterzäune von der Umgebung abgesperrt. Gleichzeitig wurden Truppenteile aufgestellt, die die Bewachung des Sperrgebietes übernahmen. Im September 1945 wurde das 133. Selbstständige Wachbataillon des Stabes der SMAD gebildet (Feldpostnummer 75242). Zu dieser Zeit befanden sich neben dem Bunker in der Zwieseler Straße noch Kasernenanlagen des Flugplatzes Karlshorst. Sie waren in den 1920er Jahren zu Wohnungen umgebaut worden. Es handelte sich um die Objekte vom Flugplatz mit der alten Nummerierung 6, 7, 8 und 9. Diese Objekte bezog das 133. Wachbataillon der SMAD. Gebildet wurde dieses Bataillon aus dem 3. Schützenbataillon des 185. Schützenregimentes. Die Mannschaftsstärke betrug 325 Mann und gliederte sich in drei Kompanien.

Im Oktober 1945 stellte die SMAD ein zweites Wachbataillon auf. Das neue 137. Wachbataillon (Feldpostnummer 75352) wurde ebenfalls aus dem 185. Schützenregiment gebildet. Diesem Bataillon wurde das „Lager Karlshorst“ südlich der Trabrennbahn zugewiesen. Das Lager in der Wuhlheide war ab 1939 für kriegsgefangene polnische, französische, englische und sowjetische Soldaten errichtet worden. Ab 1945 wurde dieses Lager für Wacheinheiten genutzt, und es wurde bis zur Treskowallee ausgebaut. Im Landesarchiv liegende Dokumente zum Aufbau dieses Lagers benutzen die Bezeichnung „Barackenlager Wuhlheide“ bzw. „Barackenlager Verlängerter Hegemeister Weg“. Das Bataillon hatte eine Stärke von 424 Mann und gliederte sich in vier Kompanien.

Diese beiden Bataillone hatten die Sperrgebiete von Karlshorst und Wendenschloss (permanent eine Kompanie des 133. Wachbataillons) zu bewachen. Das Sperrgebiet von Karlshorst verkleinerte sich von 1945 bis 1949 stetig, und damit waren die Wachbereiche in ständiger Veränderung. Ausschnittartig soll hier die Organisation der Bewachung am 1. Juni 1946 dargestellt werden.

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