Mut statt Wut,

Ingo Knechtel

und dabei auch immer besonnen handeln – das ist vielleicht das Fazit, das mir nach den Worten zur Amtsübernahme unseres neuen Bundespräsidenten durch den Kopf ging. Wütend zu sein, ist für keinen von uns neu. Es ist die natürlichste Reaktion auf einen Zustand, der uns zutiefst stört, der uns aufregt und den wir uns so nicht gefallen lassen wollen. Aber deswegen zählen wir uns doch noch lange nicht zu denjenigen, die sich als Wutbürger sehen. Die nämlich suchen offenbar keinen Weg zur Veränderung, zumindest keinen, der mit Anstand, Würde und im Einklang mit Recht und Gesetz verläuft. Zugegeben ist die Suche danach nicht immer einfach, sie erfordert Mut. Setzt sie doch voraus, dass eine Meinung durch Argumente vertreten, ja verfochten wird, dass im Streit der Meinungen auch die eines anderen gelten darf, ja dass die eigene vielleicht auch korrigiert wird. Angst ist dabei kein guter Begleiter, sondern Offenheit und Unvoreingenommenheit sind gefragt. Da fällt mir eine Begebenheit ein, die – wie ich finde – gut ins Bild passt. Vor einigen Jahren stand die Frage einer Reise nach Israel für mich an. Viele meiner Bekannten rieten mir ab, dies sei zu unsicher, die ständigen Angriffe usw. Zugegeben, mein Bild vom Land war geprägt durch ein negatives Image israelischer Politik. Doch was geschah? Einmal im Land, ohne Wut und Angst, sieht Vieles anders aus. Es öffnet sich ein neuer Blick, ein neues Bild, geprägt von eigenen, ganz persönlichen Eindrücken. Dies brachte unendlich viele neue Erkenntnisse, neues Wissen mit sich und vertrieb die Voreingenommenheit. Das lässt sich leicht auf zahlreiche unserer eigenen Probleme übertragen. Wollen wir uns wirklich vom Rest der Welt abschotten, frei nach dem Motto: Germany first! Oder wollen wir uns gegenseitig kennenlernen, voneinander lernen, nicht besser und nicht schlechter sein als andere? Wollen wir ständig nur wütend auf die Straße gehen, oder wollen wir ein Stück weiterkommen, wollen wir mitarbeiten an Veränderungen? Dazu gehört Mut und Lust am Leben. Wir als Verein können unseren Teil leisten, Ihr Interesse wecken und Ihre Mitwirkung anstreben. Wir sind keine Partei, trotzdem wollen wir als vereinte Bürgerschaft mit Engagement an der Veränderung unserer Gesellschaft mitarbeiten. Dazu laden wir ein, dabei zählen wir auf Sie!

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